Ratgeber

Nachhaltig anlegen lohnt sich Geld für grüne Westentaschen

Wer mit Aktien handelt, will hohe Gewinne erzielen. Doch nicht jeder will mit seinem Geld die Produktion von Landminen oder hochgiftigen Düngemitteln mitfinanzieren. Eine Lösung für den Gewissenskonflikt zwischen Gewinnerwartung und gesamtgellschaftlicher Verantwortung wird am Finanzmarkt inzwischen unter dem Stichwort "Nachhaltigkeit" gehandelt. Wer auf Nachhaltigkeit setzt, darf erwarten, dass sein Kapital bestimmten Unternehmen vorenthalten bleibt. Als Ausschlusskriterien gelten Umweltsünden, Waffen- und Menschenhandel, wegbereitende Gentechnik, Kinderarbeit und andere Aktivitäten, die Mensch, Tier und Natur potentiell Schaden zufügen.

Selbstverständliches einfordern

Auch aus ökonomischer Perspektive kommen nachhaltige, ausgeglichene oder dauerhafte Geschäftsbeziehungen der Marktlogik entgegen. Welches Unternehmen strebt nicht nach stabilen Absatzmärkten und langfristigem Wachstum? Das Konzept nachhaltiger Investitionen zielt dagegen nicht auf rasche Gewinnmaximierung, sondern umfasst noch weitere Dimensionen.

Die ursprünglich auf Ökosysteme bezogene Nachhaltigkeitsidee hielt bereits Mitte der 70er Jahre Einzug in die politische Diskussion um globale Ungleichheit und Umweltprobleme. Der Club of Rome forderte 1972 in seinem Bericht "die Grenzen des Wachstums" erstmals eine nachhaltige Weltordnung, die ohne unkontrollierbare Risiken die Grundbedürfnisse aller Menschen befriedigen könnte.

Gefördert und gefordert

Heute, 35 Jahre später, suchen wir noch immer nach Wegen, innerhalb der naturgegebenen Grenzen wirtschaftlich weiter zu wachsen. Politik und Öffentlichkeit nehmen dabei zunehmend Einfluss, indem sie ökologische und soziale verantwortliche Unternehmen durch Kaufentscheidungen bestätigen oder subventionieren und Missetaten öffentlich sanktionieren. Angesichts der wachsenden Sensibilität für Umweltthemen in der Öffentlichkeit, fairen Handel, Arbeitsrechte und sozialer Unternehmensverantwortung (CSR) profitieren Firmen somit langfristig von ihrem Engagement in diesen Bereichen durch politisch gesteuerte oder nachfragebedingte Wettbewerbsvorteile.

Während die deutsche Regierung noch zögert, die herkömmliche Glühbirne zugunsten eines Energiesparlampen-Gebots zu verdrängen, funktioniert die japanische Wirtschaftspolitik bereits seit Ende der 90er Jahre nach dem Top-runner-Prinzip: Die beste energiesparendste Technologie wird dort zum allgemeinen Standard erhoben, nach dem sich weniger umweltfreundliche Untenehmen richten müssen.

"Sustainability" - ein dehbarer Begriff

Der nachhaltige Kapitalmarkt bietet Aktien, Sparbücher, Zertifikate, Aktien-, Renten-, Misch- oder Dachfonds - die üblichen Risiken selbstverständlich inklusive. Die Bezeichnungen "grüne", "Öko-" und "sustainable" Fonds sowie "social responsible investment (SRI)" werden dabei oft synonym gebraucht und Definitionen können variieren. Zur Auswahl stehen ethische Fonds, die besonders die Einhaltung von Menschenrechten und Arbeitnehmer-Mindeststandards berücksichtigen, erneuerbare Energien- oder Klimafonds, die auf wachsende Segmente wie Sonne, Wind, Wasser oder Biomasse setzen und schließlich Nachhaltigkeitsfonds, die in "top-runner", also die branchenbesten oder "best-in-practice" Unternehmen, investieren. Von Vorteil ist bei solchen, irreführend auch als Ökofonds bezeichneten Geldanlagen, dass sie auch umsatzstarke Unternehmen enthalten.

Umweltschützer sollten sich daher nicht wundern, wenn in ihrem Portfolio ein Uranzulieferer oder Ölkonzern auftaucht, der zwar nie ökologisch, aber wenigstens umweltverträglicher als die Konkurrenz zur Energiesicherheit beiträgt. Wer wirklich eine "grüne" Weste haben möchte, sollte sich genau informieren. Zur besseren Orientierung bezüglich entwickelt das Sustainable Business Institute (SBI) gerade ein Nachhaltigkeitssiegel, das weltweit solche Unternehmen auszeichnet, die in ihrer Anwendung und Umsetzung von nachhaltigen Produktions- und Geschäftspraktiken hervorstechen.

Breit aufgestellt und findig

Experten raten den Anlegern darum, die Finger von Verkaufsschlagern zu lassen und ihre Investitionen auf breite Füße zu stellen. Gut fährt, wer darauf achtet, dass einzelne Werte nicht mehr als fünf Prozent des gesamten Korbes ausmachen und außerdem bereit ist, mit einem Anlagehorizont von mindestens drei bis fünf Jahren zu rechnen. Die Windenergie gilt als ein sicheres Segment, mehr Wachstumspotentiale liegen jedoch in Solarenergie oder Biomasse. Die überwiegend mittelständischen Unternehmen im Segment Solarenergie sind zwar vielversprechend, jedoch abhängig von der knappen Ressource Silizium und oft noch in der Entwicklungsphase.

Neben den Nachhaltigkeitskriterien und den Unternehmenskennzahlen sollten auf jeden Fall auch eventuell anfallende Gebühren überprüft und verglichen werden, da sie teilweise stark variieren.

Weise Voraussicht lohnt doppelt

Nicht nur erneuerbare Energien profitieren vom Nachhaltigkeitstrend. Um zukunftsträchtige Techniken nicht zu verschlafen, prüfen die Wissenschaftler und Finanzexperten der Nachhaltigkeitsfonds weltweit innovative Technologien und Branchen vor dem Hintergrund klimapolitischer Anreize und zukünftiger Entwicklungen. Der Gebäude-Energiepass ebenso wie der Emissions-Handel mit CO2-Zertifikaten eröffnen Chancen für Dämmstoffhersteller, Holzwirtschaft oder Rohstofflieferanten.

Anhaltspunkte und Überblick bieten Indizes wie der Preisindex NAI, der konsequent ethisch-ökologische Kriterien umsetzt, der Dow Jones Sustanability Index der schweizerische Sustainable Asset Management (SAM), der österreichische OeKB Sustainability Fund Index oder der britische Index FTSE4Good, der soziale Unternehmensverantwortung und neuerdings auch Klimakriterien bewertet.

Wer gut informiert und richtig nachhaltig investiert, profitiert gleich doppelt: Die Investitionen zahlen sich im Kampf gegen den Klimawandel, Umweltzerstörung und den Raubbau an Ressourcen aus. Gleichzeitig lassen sich im Aufwind des aktuellen Nachhaltigkeitstrends mit gutem Gewissen gute Gewinne erzielen. So kann man sich mit "grünem Geld" eine weiße Weste und eine goldene Nase verdienen.

Quelle: ntv.de

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