Ratgeber

Chance für Datendiebe? Gesundheitskarten defekt

Erst kommt sie wegen Pleiten, Pech und Pannen nicht voran, jetzt läuft schon wieder etwas schief: Zwei Millionen Versicherte bekommen fehlerhafte elektronische Gesundheitskarten. Die Kassen versuchen zu beruhigen - sie sehen den Datenschutz nicht gefährdet.

Die Auslieferung der mit großem Verzug gestarteten elektronischen Gesundheitskarte hat ein neues Problem aufgeworfen: An rund zwei Millionen Versicherte von 55 Krankenkassen wurden nach Angaben des Spitzenverbandes fehlerhafte Karten verschickt. Es bestehe aber "aktuell kein Sicherheitsrisiko", sagte ein Sprecher des Kassen-Spitzenverbandes.

Der Fehler sei beim Kassen-Dienstleister "itsc" entstanden. Die Karten seien versehentlich ohne Persönliche Identifikations-Nummer (PIN) ausgeliefert worden. Dies gebe potenziellen Datendieben theoretisch die Möglichkeit, Kartendaten auszulesen.

Die Firma selbst sagte bereits zu, alle fehlerhaften Karten bis zum Online-Betrieb Ende 2013 auszutauschen. Die PIN werde auch erst dann benötigt, hieß es. Alle Betroffenen seien den Kassen bekannt, die Versicherten müssten deshalb jetzt nichts unternehmen.

Das Bundesgesundheitsministerium reagierte dennoch verärgert. "Die fehlerhaften Karten müssen rasch zurückgezogen werden", sagte ein Sprecher. Nicht akzeptabel sei, damit zu warten, bis das Online-Verfahren starte.

Nach Angaben von "itsc" wurde der Fehler inzwischen behoben, die aktuell ausgelieferten Karten seien ohne Sicherheitslücke. Der Kassenverband geht nach den Worten des Sprechers davon aus, dass die fehlerhaften Karten "automatisch gesperrt werden".

Der Gesundheitskarten-Kritiker Erwin Lotter (FDP) forderte, "das Projekt sofort auf Eis zu legen - und über das weitere Schicksal der ohnehin nur von den Kassen geliebten Karte erst zu entscheiden, wenn alle technischen und nicht zuletzt auch juristischen Fragen zum Datenschutz abschließend geklärt sind".

Am 28. Juni verhandelt das Sozialgericht Düsseldorf über die Plastikkarte. Dem Verfahren wird Pilotcharakter zugeschrieben, der Kläger sieht den Datenschutz verletzt. Die Karten für rund 70 Millionen Versicherte werden seit vergangenem Herbst verschickt.

Quelle: ntv.de, dpa

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