Ratgeber

Öko kann riskant sein Grüne Anlagen oft unseriös

Eine Top-Rendite - und zum Schutz der Umwelt tragen Sparer mit der beworbenen Geldanlage auch noch bei. Das klingt verlockend. Hinter einem grünen Anstrich stecken aber nicht immer wohlmeinende Unternehmen. Und nach Einschätzung von Marktbeobachtern werden es immer mehr fragwürdige Anbieter. Mittlerweile sprechen Experten von einem "grau-grünen Kapitalmarkt".

"Es ist ein Trendthema", sagt Volker Pietsch vom Deutschen Institut für Anlegerschutz (DIAS) in Berlin. Zahlreiche "schwarze Schafe", die sich "ein grünes Mäntelchen umhängen", tummelten sich auf dem Grauen Kapitalmarkt - also dem von der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) kaum überwachten. Nach Schätzungen des DIAS sind es einige Hundert Anbieter. "Die Umwelt- und Klimadebatte wird von unseriösen Trittbrettfahrern als Verkaufsargument genutzt - und die sind überproportional vertreten." Vor allem grüne Unternehmensbeteiligungen würden angeboten, oft in Form von Inhaberschuldverschreibungen.

Erste Pleitefälle

Pleitefälle gibt es am Grauen Kapitalmarkt immer wieder - und auch erste Fälle grau-grüner Anlagedebakel sind zu verzeichnen. So meldete Ende März das Unternehmen EECH Insolvenz an. Auch die Anlagefirma aus Hamburg hatte mit hohen Zinsversprechen für Inhaberschuldverschreibungen geworben - laut DIAS von mehr als acht Prozent pro Jahr - und mit Investitionen in Windkraft und Solartechnik gelockt. Zumindest zum Teil soll das Geld aber in ganz andere Kanäle geflossen sein. Schätzungsweise 10.000 Anleger sind von der Pleite betroffen.

"Es besteht die Gefahr, Nachhaltigkeits-Argumenten leichtgläubig hinterher zu laufen", sagt Stefan Rostock von der Umwelt- und Entwicklungshilfeorganisation Germanwatch in Bonn über die Versprechen, das Geld werde im Sinne der Nachhaltigkeit angelegt. Man glaube in diesem Segment möglicherweise eher, es mit "Gutmenschen" zu tun zu haben und vor Betrug gefeit zu sein. Und viele wollen ethisch korrekt, umweltfreundlich und sozialverträglich investieren. Sie fallen daher schnell auf entsprechende Schlagworte herein. Im Prospekt oder am Ort werden dazu häufig "Vorzeigeanlagen" präsentiert - dahinter steckt nach Worten von Pietsch aber nicht selten eine "reine Luftnummer".

Wirtschaftliche Nachhaltigkeit wichtig

Dabei gibt es ein paar einfache Regeln, um sich zu wappnen. "Nicht nur auf die Ideologie gucken", rät Thomas Bieler, Geldanlage-Experte der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen. Wichtiger sei die wirtschaftliche Nachhaltigkeit. Das gelte für jede Anlage - ob auf dem geregelten oder dem ungeregelten Markt. Ein Prospekt, wie von der BaFin gefordert, sei noch keine Gütegarantie: "Die will nur wissen, dass es einen gibt - sie prüft ihn aber nicht wirklich durch."

"Viele dubiose Anbieter stellen keine Transparenz über die vorgegebenen Investitionen her", sagt Pietsch. Es fehlen Anlegern also fristgerechte Leistungsbilanzen und Prospektgutachten unabhängiger Wirtschaftsprüfer. Unter anderem daran könnten auch Laien unseriöse Anbieter erkennen. Bielers pauschaler Tipp lautet daher: "Lassen Sie die Finger von einem Produkt, das Sie nicht verstehen." Und das Verständnis sollte auch zu Hause "nach Papierlage" noch möglich sein: "Im Gespräch lässt sich von den Beratern meist jeder Zweifel relativieren."

Quelle: ntv.de

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