Im April geht's los Ikea-Häuser werden verlost
02.03.2010, 15:45 Uhr"Wohnst Du noch, oder lebst Du schon?" Diese Frage wird man demnächst wohl auch den Besitzern eines Ikea-Hauses stellen. In Skandinavien sind diese schon länger erhältlich. Ein Besuch vor Ort klärt auf, was von den Ikea-Häusern zu erwarten ist.

Die Häuser sollen in den kommenden Monaten in mehreren Testgebieten errichtet werden. Ikea verkauft schon seit Jahren Fertighäuser und kommt damit jetzt auch auf den deutschen Markt.
(Foto: dpa)
Wir besuchen eine Fertighaussiedlung am Stadtrand von Malmö. Überall stehen kleine Apfelbäumchen. Deren Ertrag soll einmal unter allen Haus-Bewohnern aufgeteilt werden. Der Gemeinschaftsgedanke wird in Schweden groß geschrieben. Rund 4000 Holzhäuser in verschiedenen Siedlungen hat die Ikea Tochter Boklok bisher in ganz Skandinavien gebaut. Viele davon sind verputzt und von Steinhäusern nicht zu unterscheiden. Einen Keller gibt es nicht. Als Ersatz stehen kleine Holzverschläge nebenan.
Wir sind zu Gast bei Mona Bodin. Sie wohnt seit einem Jahr in ihrer Drei-Zimmer Wohnung, die sie vom Vorbesitzer gekauft hat. Sie bereut den Kauf nicht: "Das Haus ist einfach ausgestattet, aber es genügt meinen Bedürfnissen und Ansprüchen. Man kann hier gut leben." Sie hat eine gute Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr. Der Bus fährt gleich vor der Tür. "Außerdem wollte ich in der Nähe meiner Familie wohnen und nicht im Stadtzentrum. Ich bevorzuge die Natur und hier ist ein guter Ort mit einer schönen Umgebung", fasst sie zufrieden zusammen.
Das Eichenparkett gehörte zur Grundausstattung der Wohnung, genauso wie die Schiebetüren. Die Fenster reichen bis fast zum Boden und lassen viel Licht hinein. Das ist im nicht gerade von der Sonne verwöhnten Skandinavien wichtig. Ein Balkon ist ebenfalls vorhanden und an die Wohnungen im Erdgeschoss schließt sich eine kleine Terrasse an.
Gründung Mitte der 90-er Jahre
Geplant und entworfen werden die Häuser in einem kleinen Büro im Stadtzentrum von Malmö. Das Unternehmen Boklok wurde Mitte der 90-er Jahre gegründet. Eigentümer zu gleichen Teilen sind der schwedische Baukonzern Skanska und Ikea. Die Zusammenarbeit mit dem schwedischen Möbelkonzern ist vielschichtig: "Wir kooperieren mit Ikea auf zentraler Ebene, um zu erfahren, welche Merkmale wir in den Wohnungen beim Innenausbau berücksichtigen müssen. Sie arbeiten auch mit uns zusammen die Grundrisse aus. So stellen wir sicher, dass alle Bedürfnisse einer Familie erfüllt werden und dass die Räume einfach zu möblieren sind", so Ewa Magnusson von Boklok.
Gebaut werden die Häuser nach dem Franchise-Prinzip. Das heißt, Bukluck vergibt eine Lizenz an Bauunternehmen. Diese wiederum erstellen die Häuser unter Einhaltung der Pläne und Vorgaben in den einzelnen Märkten. Bisher gibt es die Häuser in Schweden, Dänemark, Norwegen und Großbritannien - und demnächst auch in Deutschland.
Haus ohne Grundstück kostet 130.000 Euro

Innen ist die Ikea-Wohnung natürlich selbst gestaltbar - vorzugsweise natürlich Ikea-Möbeln.
(Foto: n-tv)
Ein Musterhaus befindet sich zurzeit am Ikea Standort in Hofheim bei Frankfurt: ein klassisches Reihenhaus mit kombinierter Putz/Holz Fassade. Der Preis für ein baugleiches Haus ohne Grundstück soll bei etwa 130.000 Euro liegen. Ikea verspricht sich eine große Nachfrage, daher werden die Häuser nicht einfach so verkauft, sondern in einer Art Verlosung zugeteilt. "Zunächst kommen potenzielle Kunden zu den Terminen in die Einrichtungshäuser und füllen dort den Bewerbungsbogen aus. Die Kunden, deren Namen dann gezogen werden, werden zu einer weiteren Informationsveranstaltung eingeladen, wo wir die Projekte noch mal detailliert darstellen und wo die Kunden dann die Möglichkeit haben, ihr Wunschobjekt zu reservieren", erklärt Sabine Nold von Ikea-Deutschland.
Verkaufsstart ist voraussichtlich im April. Gebaut werden die Häuser in Deutschland vom Fertighaus Unternehmen Bien-Zenker. "Wir werden Mehrfamilien und Reihenhäuser auf den Markt bringen. Mehrfamilienhäuser werden 2-,3- und 4-Zimmer-Wohnungen haben und es wird zwei verschiedene Typen von Reihenhäusern geben", fasst Philipp Mühlbauer von Bien-Zenker zusammen.
Wie in allen anderen Ländern auch, können die Häuser nicht einzeln gekauft werden, sondern nur in Kombination mit einem Grundstück innerhalb einer der Fertighaus-Siedlungen. Bisher sind vier Standorte bekannt: am Ikea-Stammsitz in Hofheim und im Randgebiet der Städte Wiesbaden, Offenbach und Nürnberg. Dabei ist man auf der Suche nach weiteren Standorten in der Nähe von deutschen Großstädten. "Unsere Grundstücke müssen in einem Außenbezirk sein und sollen eine gute Infrastrukturanbindung haben", so Mühlbauer.
Zunächst 80 Häuser
An die 80 Häuser werden am hessischen Standort von Bien-Zenker zunächst in einem ersten Schritt gebaut. Das Unternehmen verspricht sich viel vom Zuschlag durch die Skandinavier und von der Strahlkraft der Welt-Marke Ikea. Das ist Balsam für die arg gebeutelte Fertighaus-Branche, denn die Baugenehmigungen in Deutschland sind in jüngster Zeit stark zurückgegangen. Marktführer und Mitwettbewerber Kampa musste im vergangenen Jahr sogar Insolvenz anmelden.
In Hillerö, nördlich von Kopenhagen, steht die bislang größte Boklok-Siedlung. 84 Wohnungen verteilen sich auf insgesamt 14 Häuser. Sie sind allesamt unverputzt und in typischer skandinavischer Optik. "Ich denke, es ist die Art wie wir in Skandinavien leben. Wir leben gern zusammen", so Geschäftsführer Lars Wild-Nordlund. Sechs Wohnungen in dem Block liegen nah beieinander und bilden eine kleine Community. Hier kennen die Nachbarn einander. "Es gibt Sicherheit für Kinder und ältere Menschen. Das ist sehr typisch für Skandinavien."
Das "Do-It-Youself"-Prinzip, was man aus den Möbelhäusern von Ikea kennt, soll übrigens beim Hausbau nicht gelten. Der typische Ikea-Inbusschlüssel muss bei der schlüsselfertigen Übergabe einem normalen Wohnungsschlüssel weichen. "Aber für den Aufbau der Ikea-Möbel in den Häusern werden sie ihn auch weiter brauchen", schwerzt Wild-Nordlund.
Quelle: ntv.de, n-tv