Ratgeber

Flexibilität, Burn-out, Überforderung Immer mehr sind psychisch krank

Die Studie der DAK klingt alarmierend. Immer mehr Arbeitnehmer leiden unter psychischen Krankheiten. Fast jeder zehnte zwischen 15 und 29 Jahren hat körperliche Probleme ohne organische Ursachen, oft begleitet von Depressionen.

Die Zahl psychischer Erkrankungen ist bei Arbeitnehmern in Deutschland im vorigen Jahr so stark angestiegen wie noch nie. 2010 gab es 13,5 Prozent mehr Krankheitstage wegen psychischer Leiden. Depressionen und andere psychische Krankheiten machten ein Achtel des gesamten Krankenstandes aus. Diese Diagnosen spielen eine fast doppelt so große Rolle wie noch 1998, ergibt sich aus dem DAK-Gesundheitsreport 2011, der nun veröffentlicht wurde.

Insgesamt blieb der Krankenstand mit 3,4 Prozent im Wirtschaftsaufschwung unverändert. Auch bei jungen Arbeitnehmern sind psychische Krankheiten auf dem Vormarsch. Jeder zehnte zwischen 15 und 29 Jahren hat Schmerzen oder andere körperliche Probleme ohne organische Ursache, oft begleitet von Depressionen. Knapp sechs Prozent haben Anpassungsstörungen - also Probleme, mit wichtigen Lebensveränderungen umzugehen.

Rund 60 Prozent der befragten jungen Arbeitnehmer gaben in der repräsentativen Umfrage an, sie könnten mehr leisten als im Job verlangt wird. DAK-Chef Herbert Rebscher sagte: "In der Arbeitsorganisation und im betrieblichen Gesundheitsmanagement sollte der Fokus nicht nur auf Überforderung und Burn-out gerichtet sein, sondern auch darauf, wie sich Unterforderung auswirkt." Das könne auch Stress verursachen.

Die Zunahme psychischer Probleme fällt mit Schwierigkeiten zusammen, einen Therapieplatz zu finden. Im Schnitt müssen Menschen mit seelischen Problemen zweieinhalb Monate auf eine Psychotherapie warten, wie aus einer am Vortag veröffentlichten Studie des Duisburger Gesundheitsforschers Jürgen Wasem im Auftrag der Deutschen Psychotherapeutenvereinigung hervorging.

Junge Arbeitnehmer doppelt so häufig krank

Blackberry und Co. lassen Arbeitnehmern auch in der Freizeit keine Ruhe.

Blackberry und Co. lassen Arbeitnehmern auch in der Freizeit keine Ruhe.

(Foto: picture-alliance/ dpa/dpaweb)

Auch eine Untersuchung der Techniker Krankenkasse (TK) stellt bei jüngeren Beschäftigten in den letzten Jahren einen deutlichen Anstieg von Krankschreibungen aufgrund psychischer Diagnosen fest. Die Ursache könnten gestiegene Anforderungen der Arbeitswelt sein. Berufseinsteigern würde ein hohes Maß an Qualifikation und Flexibilität abverlangt, sagt TK-Expertin Gudrun Ahlers. Hinzu komme die Unsicherheit durch befristete Arbeitsverträge.

Wie es in der Untersuchung der TK-Studie weiter heißt,  sind junge Arbeitnehmer zudem doppelt so häufig krankgeschrieben wie ihre älteren Kollegen. Die 15- bis 25-Jährigen fehlen demnach durchschnittlich zweimal pro Jahr. Ältere Beschäftigte blieben im Mittel nur einmal jährlich zuhause, teilte die TK mit. Allerdings nehme die durchschnittliche Ausfalldauer mit steigendem Alter zu.

Während eine Krankschreibung unter den jüngsten Beschäftigten im Alter von 15 bis 19 Jahren knapp sechs Tage dauert, sind es bei den über 55-Jährigen schon fast 19 Tage. Der Hauptgrund dafür sind schwerere Erkrankungen mit zunehmendem Alter. "Krankheiten wie Rückenschmerzen, Herz-Kreislauf-Beschwerden und psychische Störungen, die erfahrungsgemäß sehr langwierig sind, treten bei älteren Erwerbstätigen häufiger auf", sagt TK-Expertin Gudrun Ahlers.

Für Unternehmen sei es angesichts des demografischen Wandels und der sinkenden Zahl qualifizierter Fachkräfte wichtig, die Gesundheit ihrer Mitarbeiter langfristig zu fördern. Laut TK-Erhebung stagnierte der Krankenstand im Jahr 2010 in Deutschland bei rund 3,3 Prozent. 

Quelle: ntv.de, ghö/ dpa

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