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Die 25.000-Euro-Frage Keine Jahresendrally, aber höhere Kurse

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An der Börse könnte es zu einem versöhnlichen Jahresabschluss kommen.

An der Börse könnte es zu einem versöhnlichen Jahresabschluss kommen.

(Foto: Christin Klose/dpa-tmn)

Noch ist die Stimmung der Anleger an den Aktienmärkten relativ mies. Doch es gibt gute Gründe dafür, dass das Schlimmste überstanden ist und Dividendentitel in den kommenden Wochen wieder etwas höher notieren.

Erst einmal spricht die Saisonalität für festere Kurse. Der S&P 500, der die 500 größten in den USA börsennotierten Unternehmen umfasst, entwickelt sich in diesem Jahr ziemlich genauso wie im Durchschnitt von 1950 bis 2022. Da ging es an der Wall Street in der Regel bis Mitte September bergauf, bis die Aktienmärkte im Herbst eine Pause einlegten. In den beiden Schlussmonaten ging es dann aber noch einmal deutlich bergauf. Sollte der S&P 500 diesem Muster auch in diesem Jahr folgen, stehen den Anlegern erfreuliche Wochen bevor.

Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlegestrategie verantwortlich.

Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlegestrategie verantwortlich.

Gerne weisen Anleger auch darauf hin, dass die Aktienkurse in den USA im Jahr vor der nächsten Präsidentschaftswahl, diese steht im November 2024 an, tendenziell steigen. Ein Durchschnittschart des S&P 500 für die zurückliegenden 96 Jahre bestätigt dieses Argument. Es gibt aber eine Einschränkung: Die These gilt zwar für die Gesamtjahre, aber nicht für die jeweils letzten Monate. Der Kursanstieg findet in den meisten Vorwahljahren in etwa bis August statt, dann folgt eine Seitwärtsbewegung.

Ein weiteres Argument pro Wall Street lautet: Ein großer Teil der institutionellen Investoren schätzt den Ausblick für die Aktienmärkte negativ ein. Vor allem Hedgefonds setzten zuletzt auf fallende Kurse und waren nur gering in Aktien investiert. Wenn die Börsen dann aber plötzlich nach oben drehen, wie zuletzt nach der Entscheidung der amerikanischen Notenbank Fed, die Leitzinsen vorerst unverändert zu lassen und nicht weiter anzuheben, müssen institutionelle Investoren ihre Anlegestrategie ändern. Sie werden dann dazu gezwungen, ihre Positionen an Leerverkäufe zu schließen, um weitere Verluste zu vermeiden. Praktisch bedeutet dies, sie müssen die Aktien kaufen, auf deren Sinken sie gewettet haben.

Keine weiteren Zinserhöhungen

Auch fundamental betrachtet ist bei den Aktienmärkten das Glas eher halb voll als halb leer. Zwar ist die amerikanische Wirtschaft im dritten Quartal aufs Jahr hochgerechnet um satte 4,9 Prozent gewachsen. Das sieht auf den ersten Blick nach einer Überhitzung aus, was die Währungshüter eigentlich zu weiteren Zinsschritten motivieren könnte.

Doch der Arbeitsmarkt zeigte zuletzt erste Ermüdungserscheinungen. Im Oktober entstanden in den USA außerhalb der Landwirtschaft nur 150.000 neue Stellen. Die von Reuters befragten Volkswirte hatten mit 30.000 mehr neuen Jobs gerechnet. Gleichzeitig wurden die Zahlen für August und September um insgesamt 101.000 neue Stellen nach unten korrigiert. Die Arbeitslosenquote ist dagegen leicht von 3,8 auf 3,9 Prozent gestiegen. Wenn weniger Menschen einen Job haben, steht auch weniger Geld für den Konsum zur Verfügung, auf dem ein großer Teil der amerikanischen Wirtschaft basiert.

Schließlich erhöhten sich die Stundenlöhne im Oktober gegenüber dem Vormonat nur noch um 0,2 Prozent und damit weniger stark als erwartet. Das könnte alles darauf hinweisen, dass die Konjunktur in den USA an Dynamik verliert, was weitere Leitzinserhöhungen überflüssig machen würde. Falls die USA sogar in eine Rezession abgleiten würden, könnte sich die Fed möglicherweise sogar gezwungen sehen, ihre Geldpolitik wieder zu lockern.

Bewertungen wieder angemessen

Nachdem die Bewertung der Aktien noch im Sommer ziemlich ambitioniert aussah, hat sie sich durch die dann erfolgte Korrektur wieder normalisiert. Zwar liegen die Kurs-Gewinn-Verhältnisse amerikanischer Aktien deutlich über denen in Europa. Aber dies ist fast immer so. Zudem entwickelt sich die US-Wirtschaft spürbar dynamischer als die des Alten Kontinents. Schließlich sind die USA weiter von den geopolitischen Brandherden entfernt und weniger abhängig von der Konjunktur in China.

Die 25.000-Euro-Frage

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Wenn Anleger vor dem Luxusproblem stehen sollten, 25.000 Euro anlegen zu wollen, könnten sie das Geld wie folgt investieren. Bei Aktien sind Dividendentitel aus dem Bereich Basiskonsum, also Hersteller von Lebensmitteln, Getränken oder Körperpflegeprodukten sowie die großen Techwerte zu bevorzugen. Im Rentenbereich scheinen Unternehmensanleihen mit mittleren Laufzeiten interessant. Diese liefern immerhin Renditen im Bereich von vier Prozent. Und Gold gehört als Basisinvestment in jedes Depot. Hier scheint eine Gewichtung von zehn Prozent angemessen. Wie viel Geld in Aktien und Anleihen fließen sollte, hängt von der Risikoneigung des jeweiligen Anlegers ab.

Über den Autor: Michael Wittek leitet das Portfoliomanagement beim unabhängigen Vermögensverwalter Albrecht, Kitta & Co. in Hamburg und ist hier für die Anlegestrategie verantwortlich.

Quelle: ntv.de

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