Hose voll Kinderjeans strotzen vor Schadstoffen
30.04.2013, 09:59 UhrJeans sind praktisch, erschwinglich, modisch und robust. Also ideal auch für Kinder - sollte man meinen. Wäre da nicht der hohe Schadstoffgehalt in vielen Hosen, wie Öko-Test unter anderem aufgedeckt hat.

So schlecht waren die Ergebnisse bei einem "Öko-Test Jeans" noch nie.
(Foto: picture alliance / dpa)
Seit mehr als 50 Jahren sind Jeans nicht mehr aus dem Straßenbild weckzudenken. Die einstige Arbeitshose erfreut sich auch be i Kindern großer Beliebtheit. Und genau wie für Erwachsene gibt es Kinderjeans mit aufwendigen Waschungen, Spezialeffekten und allen erdenklichen Formen und Preisen.
Öko-Test hat in seiner aktuellen Mai-Ausgabe Kinderjeans unter die Lupe genommen. Neben Schadstoffgehalt und Materialeigenschaften der Kleidungsstücke wurden auch die Produktionsbedingungen überprüft. Die Ergebnisse sind ernüchternd bis erschütternd. Von 20 getesteten Hosen ist keine einzige "gut" oder "sehr gut". Vier Hosen schaffen ein "befriedigend" - mehr als die Hälfte der getesteten Jeans fällt mit einem "ungenügend" durch. Am besten schnitten bei der Untersuchung noch Modelle aus Bio-Baumwolle ab.
Demnach enthält mehr als die Hälfte der Jeans problematische Farbstoffbestandteile, was verblüfft, denn eigentlich werden sie mit dem ungefährlichen Farbstoff Indigo gefärbt. Das von Öko-Test mit der Analyse beauftragte Labor habe in vielen Hosen krebsverdächtiges Anilin nachgewiesen. In den Jeans der Anbieter Ernsting's Family, Levi Strauss und Takko wurde sogar ein krebserregendes aromatisches Amin gefunden. Vermutlich wurden diese Stoffe verwendet, um bestimmte Farbeffekte zu erzielen.
Durch die Bank nicht "gut"
Vollkommen ausgeblendet werden beim Kauf auch oft die katastrophalen Bedingungen, unter denen nicht nur Billig-Jeans produziert werden - Stichwort Ausbeutung, Arbeitsbedingungen und Sicherheit der Arbeiterinnen in den Billiglohnländern. Wer immer billiger und schneller produzieren lässt, setzt seine Lieferanten unter enormen Druck und fördert miserable Arbeitsbedingungen. Gefragt sind aber auch die Konsumenten: Wer es immer noch billiger haben will, fördert das Leid all jener, die unter unwürdigen Bedingungen und oft für einen Hungerlohn arbeiten muss.
Öko-Test hat versucht, Licht ins Dunkel zu bringen und zu diesem Zweck die Hersteller mit einem Fragebogen zu sozialer Verantwortung und Produktionsbedingungen für ihre Ware konfrontiert. Dabei fiel die Firma Mexx dadurch auf, dass sie erst gar nicht auf das Anliegen der Tester reagiert hat. Alle anderen haben mehr oder weniger ausführlich geantwortet.
Die Anbieter Bon Prix, Frugi, C&A, Otto, Serendipity und Zara haben die Namen der an der Produktion beteiligten Firmen genannt und Nachweise - etwa Kopien von Rechnungen - geliefert. Besonders vorbildlich: Die Bio-Jeans Anbieter Frugi und Serendipity haben ihre Lieferkette offengelegt und zum Teil durch Zertifikate ihre Kontrollen bestätigt. Beide Marken bekamen für ihre Modelle "Frugi Boys Jeans, Denim Organic Clothing" (39,90 Euro) beziehungsweise " Serendipity Loose Pants, Denim, GOTS" (53,50 Euro) von den Testern das Gesamturteil "befriedigend". Genauso wie die "CFL Basic Jeans, Dark Blue" von Otto 22,99 Euro) und die" Palomino Bootcut Leg Regular Waist Bio-Cotton" von C&A (15,00 Euro).
Die Liste der als "ungenügend" getesteten Modelle ist ungleich länger. Darunter so namhafte Hersteller wie Levis und Esprit (Levi‘s Pant Nos Jael Slim, Indigo für 54,95 und Esprit Jeans Boys, Superdark Denim, 35,95). Aber auch beliebte und preiswertere Firmen wie H&M (Jeans Slim & Denim, 14,95 Euro), Jako-O (Jeans Gummibund Normal, 24,95 Euro) und Zara (Boys Denim Slim, 23,95 Euro) enttäuschen auf der ganzen Linie und erhalten von Öko-Test konsequenterweise ein "ungenügend".
Quelle: ntv.de, awi