Ratgeber

Schäden im Promille-Bereich Kreditkarten-Zahlung ist sicher

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(Foto: picture-alliance/ dpa)

Nach Bekanntwerden eines möglichen Datenmissbrauchs bei Kreditkarten-Transaktionen über einen spanischen Dienstleister raten Verbraucherschützer den Bankkunden zur eingehenden Prüfung ihrer Auszüge. Subjektiv sind Betrugsfälle mit Kreditkarten sehr präsent. n-tv.de sprach mit Steffen Steudel vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR), wie sicher Zahlungen mit der Kreditkarte aus Sicht der Banken sind.

n-tv.de: Allein die Volks- und Raiffeisenbanken haben in Deutschland 60.000 Kreditkarten ausgetauscht. Gibt es Grund zur Sorge?

Steffen Steudel vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken.

Steffen Steudel vom Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken.

(Foto: Kai Bienert)

Steffen Steudel, Bundesverband der Deutschen Volksbanken und Raiffeisenbanken (BVR): Nein. Uns wurden von den Kreditkartenbetreibern potenziell gefährdete Daten gemeldet. Keiner weiß genau, ob diese Daten tatsächliche in die Hände Dritter gelangt sind. Wir haben aber vorsorglich den Austausch der Karten veranlasst, der inzwischen abgeschlossen ist. Es handelt sich hierbei übrigens nicht um einen Vorgang, der nur die Volks- und Raiffeisenbanken, sondern die gesamte Kreditwirtschaft betrifft.

Kreditkarten haben nicht unbedingt den Ruf, das sicherste Zahlungsmittel zu sein. Wie beurteilen Sie die Sicherheit?

Die Kreditkarte ist ein durchaus sicheres Zahlungsmittel, sonst würden wir dieses gar nicht anbieten. Die Schadensquote, also das Verhältnis von Schaden zu Umsatz, bewegt sich im Promillebereich. Inzwischen löst der EMV-Chip (Electronic Mastercard Visacar Chip) den Magnetstreifen ab. Das heißt, die Kreditkarten werden auf der Oberseite mit einem Chip versehen, der nach heutigem Stand der Technik nicht mehr ausgelesen werden kann. Bereits Mitte nächsten Jahres ist der Austausch der Kreditkarten abgeschlossen.

Auf der anderen Seite müssen dann ja auch alle Händler, die Kreditkarten akzeptieren, ihre Geräte austauschen. Ist dies der Fall?

Der Gerätetausch ist ebenfalls voll im Gang. Um den Vorgang zu beschleunigen, haben Mastercard und Visa die Haftungsregelung umgekehrt. Inzwischen haftet der Händler, wenn er nur den Magnetstreifen ausliest und anschließend es zu einem Missbrauchsfall kommt.

Es gibt immer wieder Fälle, wo der Kunde bei Bargeldverfügungen durch Dritte in Beweisnot gerät, nicht grob fahrlässig gehandelt zu haben und seine Karte mit PIN nicht zusammen verwahrt hat. Wann haftet der Kunde?

Das kommt immer auf den Einzelfall an. Wenn es einen engen zeitlichen Rahmen gibt in dem ein Kunde seine Karte als gestohlen gemeldet hat und einer Abhebung am Geldautomaten,  wird der Schaden voll ersetzt.

Denkbar ist aber auch, dass die Kreditkarte kopiert wurde und ich davon überhaupt nichts mitbekommen habe. Muss der Kunde in diesem Fall mithaften?

Wenn die Kreditkarte zum Beispiel am Geldautomaten kopiert und die PIN ausgespäht wurde, muss eine Kartendublette angefertigt werden. Diese Zweitkarte ist nicht in Deutschland einsetzbar, da die Karte ein weiteres Sicherheitsmerkmal enthält, das nicht kopiert werden kann. Deshalb funktionieren diese sogenannten Skimming-Angriffe immer über das Ausland, wo dieses Kartenmerkmal nicht vorhanden ist. Wenn dann innerhalb weniger Stunden im Ausland Geld abgebucht wird, wissen wir sehr genau, dass es nicht sein kann, dass jemand zum Beispiel in Berlin Geld abgehoben hat, die gleiche Karte eine Stunde später in Afrika zum Einsatz kommt. In diesen Fällen bekommt der Kunde den entstandenen Schaden ersetzt. Meistens erkennen die Banken diesen Skimming-Angriff schon bevor es der Kunde überhaupt bemerkt, da er ja nicht das einzige Opfer ist, sondern innerhalb kurzer Zeit viele Kunden davon betroffen sind. Mit der Einführung des EMV-Chips hat sich diese Problematik ohnehin erübrigt, da diese Kreditkarten – nach heutigem Stand der Technik – nicht kopiert werden können.

Bleibt die Zahlung mit Kreditkarte im Internet als Sicherheitsrisiko. Können Sie diese empfehlen?

Die Zahlung mit der Kreditkarte im Internet ist kein unsicheres Verfahren. Der Eindruck täuscht möglicherweise auch ein Stück weit, denn man muss über alle Daten, die auf der Karte sind, verfügen. In ganz vielen Fällen ist es auch so, dass Kreditkartenname und Käufername übereinstimmen müssen. Wenn Waren bestellt werden, müssen diese auch irgendwo hin geliefert werden. Es gibt für Kriminelle keinesfalls einen Freibrief, mit den Kreditkartendaten eines anderen shoppen zu gehen. Eine andere Frage ist, ob die Systeme bei den einzelnen Shops sicher sind. Hier gibt es Auflagen von Mastercard und Visa. Allerdings würde ich nicht bei jedem unbekannten Anbieter die Kreditkarte einsetzen.

Gibt es auf Ihrer Seite Bedenken, dass sich die Schadensfälle im bargeldlosen Zahlungsverkehr mit EC- und Kreditkarten häufen und so zu einem unkalkulierbaren Risiko werden?

Nein. Wir hatten im Jahr 2007 2,3 Milliarden Barverfügungen an Geldautomaten in Deutschland. Es wurden 372 Milliarden Euro am Geldautomaten ausgezahlt. Demgegenüber stehen Skimming-Schäden laut Bundeskriminaltamt in Höhe von 30 Millionen Euro im Jahr 2008. Wenn man diese Schadensquote mitder Geldbörse vergleichen würde, wäre diese wahrscheinlich wesentlich unsicherer.

Quelle: ntv.de, Mit Steffen Steudel sprach Alexander Klement

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