Ratgeber

Umstritten Nachhilfeunterricht von Tchibo

Nachhilfeunterricht funktioniert nach Ansicht von Experten nur auf längere Sicht. Eltern, die sich dafür entscheiden, sollten das bei der Entscheidung für oder gegen Nachhilfe bedenken.

"Nachhilfeunterricht nur für einen Monat zu nehmen, ist Quatsch", sagte Marianne Demmer von der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) in Frankfurt. Wenn mit "Nachhilfeunterricht für einen Monat zum Preis von 49,90 Euro" geworben wird, dann sei das als reines Lockangebot zu werten.

Eine solche Aktion hat Tchibo gerade gestartet: In den Filialen des Kafferösters kann bis zum 8. März, online bis zum 12. April, ein Gutschein für maximal zwölf Doppelstunden unter dem Motto "Nachhilfe für einen Monat" gekauft werden. Dafür arbeitet Tchibo mit dem Studienkreis zusammen, einem großen Nachhilfe-Anbieter, der zum Cornelsen Verlag gehört. "Es gibt bundesweit rund 1000 Niederlassungen", sagt Thomas Momotow, Studienkreis-Sprecher in Bochum.

Wer den Gutschein bei Tchibo kauft, erhalte wie alle übrigen Nachhilfeschüler einen Eingangstest und dann Unterricht. "Wer bei der Beratung feststellt, das ist nichts für ihn, kann den Gutschein umtauschen." Wer dagegen nach einem Monat weitermachen will, könne einen Anschlussvertrag abschließen. "Der Preis liegt dann bei durchschnittlich acht Euro pro Stunde", sagt Momotow. Die langfristigen Kosten sollten überschlagen werden, rät Marianne Demmer: "Mit dem Angebot werden Leute geködert, die sich vom günstigen Preis einfangen lassen und nicht darüber nachdenken, ob sie das weiterbezahlen können."

Dass ein Monat reichen könnte, um mehr als ein Aha-Erlebnis zu bekommen, hält auch Prof. Eiko Jürgens von der Universität Bielefeld für unrealistisch: "Ein Monat bringt gar nichts oder nur wenig", betont der Schulpädagoge, der sich auch wissenschaftlich mit dem Thema Nachhilfe beschäftigt. "Im Schnitt nehmen Schüler zehn bis zwölf Monate."

Allerdings könnten Anfangserfolge beim Nachhilfeunterricht durchaus motivieren. Und zumindest bei den großen Anbietern sei auch davon auszugehen, dass an der Unterrichtsqualität nicht grundsätzlich zu zweifeln sei. Darauf weist auch Studienkreis-Sprecher Thomas Momotow hin: Mehr als 400 der Niederlassungen seien bereits vom TÜV Rheinland zertifiziert worden.

Um die knapp 50 Euro, die der Tschibo-Gutschein kostet, in einem Monat maximal auszunutzen, können bis zu drei Doppelstunden zu 90 Minuten pro Woche genommen werden. "Das ist natürlich schon heftig", sagt Prof. Jürgens. Üblich seien zwei Stunden zu 45 Minuten. Wer das volle Angebot nutzen will, muss sich also ranhalten - von Anfang an.

Quelle: ntv.de

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