Ratgeber

Warentest prüft Fahrradhelme Nicht alle taugen was

Für Alltagsradler ist die Auswahl in den letzten Jahren deutlich besser geworden.

Für Alltagsradler ist die Auswahl in den letzten Jahren deutlich besser geworden.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bei einem Unfall ist jeder Fahrradhelm besser als kein Helm. Doch wer glaubt, mit jedem Modell gut geschützt zu sein, der täuscht sich: Beim ihrem neuen Fahrradhelm-Check findet die Stiftung Warentest auch Versager. Und die neuerdings beliebten Helme im Snowboard- oder Skaterlook können für sportlichere Fahrer zur Plage werden.

Ein paar Zentimeter Polystyrol können Leben retten. Das hat auch Tony Martin gemerkt. Vor zwei Wochen kollidierte der amtierende Zeitfahrweltmeister auf einer Trainingsfahrt auf einem Radweg mit einem Auto. Ein gebrochener Kiefer und andere Frakturen sind das Ergebnis, doch es hätte weitaus schlimmer kommen können: "Als ich meinen Helm bei der Polizei abholte, erschrak ich sehr. Er war blutverschmiert und an der linken Seite gebrochen", schreibt Martin auf seiner Homepage. "Wenn ich ihn nicht gehabt hätte, wäre etwas anderes gebrochen: Mein Schädelknochen. Ich bin mir sicher, dass mir der Helm das Leben gerettet hat."  

Elf Prozent aller Radler sind inzwischen mit Kopfschutz unterwegs. Bei den Sechs- bis Zehnjährigen waren es im letzten Jahr sogar 56 Prozent. Dass Helme heute nicht mehr per se als "uncool" gelten, könnte auch mit dem Formenwandel zu tun haben: Viele Cityhelme folgen dem glattflächig geschlossenen Design der  Skater- und Snowboard-Helme und wirken damit etwas sportlicher und schicker als die klassischen Modelle mit Lüftungsschlitzen. Doch die Optik täuscht: Für ambitionierte Radler seien die geschlossenen Helme kaum zu gebrauchen, so das Fazit der Stiftung Warentest. Ihnen drohe unter den schlecht belüfteten Helmen der Hitzestau.

Klonkrieger müssen schwitzen

Im Testlabor wurde auch die Belastbarkeit von Schloss und Riemen geprüft.

Im Testlabor wurde auch die Belastbarkeit von Schloss und Riemen geprüft.

(Foto: Stiftung Warentest)

16 Fahrradhelme für Erwachsene und 18 für Kinder haben die Warentester für die Mai-Ausgabe von "Test" geprüft. Im Zentrum standen dabei neben der Schutzfunktion auch Komfort und Handhabung. Wer bislang glaubte, beim Helm könne man nicht viel falsch machen, wird enttäuscht: Zwar schnitt die Hälfte der Testkandidaten "gut" ab, fünf Mal vergaben die Tester aber deutlich schlechtere Noten, weil sich die  Helme im Sturztest nicht bewährten. Jeder zweite Erwachsenenhelm wurde zudem wegern schwacher Belüftung abgewertet. Glattschalig geschlossene Helme, etwa  im Star-Wars-Look (Bell Faction), in Skater-Optik (Nutcase, Abus Aven-U) oder mit Stahlhelm-Reminiszenzen (Giro surface), sind laut "Test" am ehesten fürs langsame Cruisen oder auf dem E-Bike brauchbar. Wer schwitzt, gare sein Hirn sonst im eigenen Saft.

Beim Unfallschutz legten die Tester strengere Kriterien als die DIN-Norm an. Um realistische Bedingungen nachzubilden, wurden die mit einem Prüfkopf gefüllten Helme aus 1,5 Meter Höhe auf einen flachen und einen kantigen Sockel fallen gelassen. Entscheidend waren die Beschleunigungswerte im Prüfkopf. Vier Helme dämpften zu wenig, im Ernstfall wäre eine Gehirnerschütterung möglich. Der MET Cameleonte und der Profex Vega Prinzess fielen auch bei der DIN-Fallhöhe von 1,1 Metern durch. Das Testergebnis konnte darum nur "mangelhaft" ausfallen. Eine andere gefährliche Schwachstelle war das Schloss des Cratoni C-Kid, das bei der Zugprüfung auseinanderbrach. Passiert das bei einem Unfall, wird der Helm vom Kopf gerissen.

Der beste Helm nützt wenig, wenn man ihn im entscheidenden Augenblick nicht trägt. Doch wer will schon einen Helm aufsetzen, der schmerzhaft drückt? Bei drei der Testkandidaten war das trotz richtiger Größe der Fall. Ärgerlich ist es auch, wenn man die Riemen bei jedem Tragen neu anpassen muss, weil sie sich mangels Klemmen verstellen. Das war beim Abus Aven-U und dem Giro Surface der Fall. Besser machen es Bell und Casco: Die beiden Hersteller bieten überhaupt keine Verstellmöglichkeiten, aber fixieren die Gurte in einer Position, die fast jedem passt.

Quelle: ntv.de, ino

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