Ratgeber

Billigflugkonzept der Bahn Nur wer durchblickt spart

Von Alexander Klement

Was mussten Bahnfahrer nicht schon alles über sich ergehen lassen, um an günstige Tickets für die sonst nicht gerade durch günstige Preise glänzende Deutsche Bahn zu kommen. Im Mai 2005 mussten wir zwei Stunden vor Ladenöffnung vor Lidl-Filialen kampieren, um zwei Fahrkarten beliebiger innerdeutscher Strecken zu ergattern. Im März 2006 schickte man uns zu McDonalds - vier Deutschland-Tickets für knapp 100 Euro. Im Dezember des vergangenen Jahres ging es dann zu Tchibo - zwei Tickets für 58 Euro.

29 Euro für ein Ticktet scheint bei der Bahn ein magischer Preis zu sein. Denn nicht nur bei der letzten Aktion mit Tchibo kostete die einfache Fahrt einer beliebigen Strecke in Deutschland nur 29 Euro. Auch die Bahn selbst vertreibt übers Internet und an Automaten innerhalb diverser Jahreszeiten-Spezials immer wieder One-Way-Tickets ab 29 Euro. Dieses Jahr gab es beispielsweise vom 10. Januar bis zum 28. Februar das "Winter-Spezial" mit "beliebig weiten Fahrten durch ganz Deutschland". Wer am Schalter buchen wollte, musste einen Aufpreis zahlen.

Normalpreis muss nicht sein

Wenn nicht gerade Spezial-Zeit war, musste man aber keinesfalls den vollen Preis zahlen. Mit Plan-und-Spar-Angeboten konnte man den Fahrpreis halbieren, was auf kürzeren Strecken wie zum Beispiel von Hamburg nach Hannover zu günstigeren Preisen als bei den Spezial-Tickets führte.

Das Billigflieger-Konzept - wer früh bucht zahlt weniger - gilt bei der Bahn also schon länger. Ab der kommenden Woche wird aus den vielen, kleinteiligen Spezials ein Dauer-Spezial. 750.000 Fahrkarten monatlich soll es geben. Der Preis im Internet und am Automaten liegt zwischen 29 und 69 Euro pro einfache Fahrt. Auch wenn die Haken für das Dauer-Spezial noch nicht bekannt sind - aus der Vergangenheit kann man schon einiges lernen. Für 29 Euro wird es freitags und sonntags wahrscheinlich fast keine Tickets geben. Für den Spezial-Preis muss man sich auf eine bestimmte Zugverbindung festlegen und das am besten einige Wochen im Voraus. Das Ticket kann nicht umgetauscht werden und wer die Fahrt nicht antritt, bekommt den vollen Fahrpreis nicht zurück. Auch die kostenfreie Mitreise von Kindern unter fünfzehn Jahren war in der Vergangenheit teilweise nicht gegeben. Lediglich Kleinkinder reisten kostenlos mit einem Elternteil.

Günstige Tickets finden

Auch wenn Spezial fast immer nach Sparen klingt - einmal mehr schauen und nach Preisalternativen bei der Bahn selbst suchen, spart am meisten. Grundsätzlich unterscheidet die Bahn bei ihren Normalpreisen Fahrten mit ICE, IC/EC und Regionalzügen (IR, RE, RB). Eine einfache Fahrt von Hannover nach Hamburg kostet im ICE 38 Euro, im IC 33 Euro und mit Regionalzügen 27 Euro. Mit dem Niedersachsenticket (Länderticket) müssen sogar nur 18 Euro aus dem Portemonnaie weichen.

Die Bahn rechnet die Preise nicht etwa nach der tatsächlichen Entfernung zwischen zwei Städten ab. Unter Umständen führen schnellere Verbindungen zu Umwegen. Wer beispielsweise von Köln nach Mainz mit dem ICE über die Neubaustrecke reist, zahlt zwischen 49 und 59 Euro. Nicht viel länger braucht der IC durchs Rheintal für 33 Euro.

Wer ein bisschen mehr Zeit mitbringt und mit der Familie oder Kleingruppen bis fünf Personen unterwegs ist, fährt am günstigsten mit einem Länderticket (auf einzelne Bundesländer oder Regionen beschränkt) oder dem Schönes-Wochenende-Ticket. Beide berechtigen nur zur Fahrt in Regionalzügen. Das Schönes-Wochenende-Ticket gilt entweder samstags oder sonntags von Mitternacht bis drei Uhr am Folgetag. Es kostet 33 Euro im Internet und am Automaten und 35 Euro am Schalter. Ländertickets sind den Schönes-Wochenende-Ticktes sehr ähnlich. An Wochenenden haben sie die gleiche Gültigkeitsdauer. Unter der Woche gelten sie von neun Uhr bis drei Uhr des Folgetags.

Bahncard immer noch aktuell

Wohl mit das älteste Preisinstrument, mit dem die Bahn arbeitet, ist die Bahncard. Einmal gekauft ist sie für ein Jahr gültig. Erhältlich ist die Bahncard 100, 50 und 25. Wer die Bahncard 100 sein eigenen nennt, kann in fast allen Zügen auf dem gesamten Streckennetz der Deutschen Bahn quasi gratis reisen. Kostenpunkt: 3400 Euro in der zweiten Klasse, 5700 in der ersten. Die Bahncard 50 halbiert den Preis und kostet 212 für die zweite, 424 für die erste Klasse. Die Bahncard 25 bringt eine Ermäßigung von 25 Prozent und ist mit Sparpreisen im Gegensatz zur Bahncard 50 kombinierbar. Sie kostet 53 Euro für die zweite und 106 Euro für die erste Klasse.

Wer öfter spontan unterwegs ist und nicht die teuren Normalpreise der Bahn bezahlen will, ist mit der Bahncard 50 gut bedient. Zum halben Preis kommen übrigens Auszubildende, Schüler, Studenten (bis 26 Jahre), Erwerbsunfähigkeitsrentner und Schwerbehinderte (ab GdB 70) zur Rabattkarte.

Fazit: Augen auf beim Bahnfahrtkauf. Auch wenn die Bahn jetzt dauerhaft ein von den Billigfliegern kopiertes Preisschema anbietet, kann man mit Sonderaktionen günstiger fahren. Gerade auf kürzeren Strecken lohnt ein Blick auf Alternativen zum ICE mit ICs und Regionalzügen. Wer früher bucht, hat besser Chancen auf einen günstigen Preis. Wer öfter spontan unterwegs ist kommt an einer Bahncard 50 nicht vorbei.

Quelle: ntv.de

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