Wenn Rohre und Speichen reißen Pedelecs im Härtetest
23.02.2013, 09:33 UhrEin E-Bike kostet locker 2000 Euro oder mehr. Und so viel sollte man auch ausgeben, wenn man lange Freude an seinem Rad haben will. Günstigere Modelle bergen zum Teil erhebliche Sicherheitsrisiken, warnt das Magazin "Öko-Test". Doch auch teure Pedelecs versagen.
Keine 3000 Elektroautos wurden im letzten Jahr neu zugelassen, insgesamt dürften im Moment rund 7500 Batteriefahrzeuge auf deutschen Straßen unterwegs sein. Und dennoch boomt die Elektromobilität: Allein 2012 kauften die Deutschen rund 400.000 E-Bikes, 25 Prozent mehr als im Vorjahr; jedes zehnte verkaufte Rad fährt mit Elektroantrieb. Mittelfristig könnten E-Bikes einen Anteil von 15 Prozent am Gesamtmarkt erreichen, prophezeit der Zweirad-Industrieverband (ZIV). Doch nicht nur der Markt ist noch ausbaufähig, sondern auch die Technik. Entwicklungstechnisch stecke die Elektroradbranche "noch in den Kinderschuhen", schreibt das Magazin "Öko-Test" in seiner März-Ausgabe.
Zehn Pedelecs – so nennt man E-Bikes, die bis zur Geschwindigkeit von 25 km/h beim Treten unterstützen - haben die Tester zum ausführlichen Belastungstest geschickt. Das wichtigste Fazit: Nur bei den teuren Modellen stimmt die Qualität. Wer von seinem neuen E-Bike länger etwas haben will, sollte demnach mindestens 2000 Euro ausgeben. Günstige Räder seien sind oft ein echtes Sicherheitsrisiko. Nur wenige Hersteller begriffen das E-Bike als ganzheitliches Konzept, für viele sei es einfach ein normales Rad mit Motor. Dabei müssen die Bauteile beim E-Bike höhere Belastungen aushalten, auch weil meist schneller gefahren und härter gebremst wird.
Leichtbau macht instabil
Beim Härtetest auf dem Rollenprüfstand gab es dann auch einige Totalversager: Schon auf der ersten Hälfte der Prüfstrecke gab es beim Giant "Twist Life Power" (1700 Euro) Speichenrisse und einen Felgenbruch. Bei Fischers "Volks-E-Bike", das in Kooperation mit der "Bild"-Zeitung für 999 Euro verkauft wird, brach die Sattelstütze. Dass auch ein hoher Preis keine Qualitätsgarantie ist, zeigte sich bei Kettlers "Obra Light" für 2400 Euro. Mit 22,5 Kilo ist das Modell deutlich leichter als die Konkurrenz, allerdings scheint das auf Kosten der Stabilität zu gehen: In der Prüfung riss das Sitzrohr. In den Probefahrten bemängelten die Tester außerdem, dass das Pedal in Kurven auf dem Boden aufsetzen kann.
Vier Modelle fielen durch unzuverlässige Bremsen auf. Bei zweien gab es Probleme mit der Pedaldruck-Steuerung. Sie erhielten einen Schub, wenn der Fahrer beim Aufsteigen aufs Pedal zu viel Druck machte, und zischten dann unbeabsichtigt davon.
Reichweite ist schwer zu messen
Wie weit man mit einem Pedelec kommt, hängt von verschiedenen Faktoren ab. Neben der Batterie ist auch das Gewicht des Fahrers entscheidend, außerdem die Strecken- und Windverhältnisse und das Schaltverhalten. Von den Reichweitenangaben der Hersteller sollte man sich nicht blenden lassen, rät "Öko-Test". Teilweise seien sie frei erfunden, weil es keine einheitliche Testmethode gibt. Einen Testsieger konnte das Magazin dennoch ermitteln: Kalkhoffs "Impuls 8C" für 2000 Euro hielt deutlich länger durch als die Konkurrenz. Im Schnitt kam man viermal so weit wie mit dem kurzatmigen Winora "F1" (1700 Euro).
Ein Ärgernis bei allen Modellen war die hohe Schadstoffbelastung in Griffen und Sattelüberzügen. Oft enthalten diese zu einem großen Anteil Phthalat-Weichmacher, die in Babyartikeln und Spielzeug aus gutem Grund verboten sind. Darüber hinaus wurden polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe (PAK) nachgewiesen, die teilweise krebserzeugend sein können. Zum Teil fand das Labor auch noch hochgiftige zinnorganische Verbindungen. Gerade bei Lenkergriffen, die man ja lange in den Händen hält, ist das problematisch. Sie sollten gegen unschädliche Griffe, etwa aus Kork, ausgetauscht werden.
Quelle: ntv.de, ino