Bei Versicherungen wenig beachtet Policen online abschließen
26.04.2008, 08:00 UhrOnline-Banking kennt fast jeder: Vor allem Überweisungen werden am PC vorgenommen. Dass sich auch Versicherungen über das Internet abschließen und verwalten lassen, ist dagegen wenig bekannt.
Und die Möglichkeiten zu Vertrags- oder Datenänderungen werden kaum genutzt. Dabei sind Policen von Direktanbietern häufig günstiger - nicht selten bei gleicher oder besserer Leistung. Online-Abschlüsse machen am gesamten Prämienaufkommen laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) in Berlin weniger als fünf Prozent aus.
Zahlen über Nutzung und Bekanntheit der Möglichkeiten im Internet hat der Verband zwar nicht. Einer Studie zufolge nutzen Verbraucher sie aber vergleichsweise wenig. So wickeln nur zehn Prozent der Deutschen Finanzen und Versicherungen über das Internet ab, ergab eine repräsentative Befragung der GfK-Marktforschung im Auftrag des Direktversicherers Zurich Connect mit Deutschlandsitz in Frankfurt. Davon nutzen 90 Prozent das Netz für Überweisungen. Nur 20 Prozent tätigen Versicherungsabschlüsse und verwalten ihre Policen online.
Das hat vor allem damit zu tun, dass Online-Banking und die Online-Nutzung von Versicherungen sich stark unterscheiden, sagt Thorsten Rudnik vom Bund der Versicherten in Henstedt-Ulzburg bei Hamburg. "Der Kostenvorteil ist eindeutig, wenn ich meine Bankgeschäfte online erledige." Der Vorteil von Versicherungsabschlüssen oder der Policenverwaltung über das Netz erschließe sich Versicherten dagegen nicht auf Anhieb.
Standardisierte Produkte
Dabei werden die stark standardisierten Versicherungen wie Kfz, Haftpflicht oder Auslandsreisekrankenversicherung online nach Einschätzung von GDV-Sprecher Holger Schmitt noch vergleichsweise häufig genutzt. "Bei einem komplexen Produkt wie einer Lebensversicherung haben viele aber schnell Nachfragen - da ist mehr individuelle Beratung erforderlich."
"Was ist versichert? Wie sind die Bedingungen genau?" - all das sei für Verbraucher häufig unklar, weil der Abschluss einer Versicherung schwieriger sei als das Tätigen einer Überweisung, sagt Rudnik. "Da gehen die meisten lieber weiter zu ihrem Versicherungsberater, den sie seit 30 Jahren kennen." Und sie greifen lieber zum Telefon als zur Maus, wenn es "ans Eingemachte" geht. Außerdem geht online längst nicht alles.
"Nicht immer kann ich meine Adresse ändern, schnell mal nach einem Umzug die versicherte Summe beim Hausrat erhöhen oder die Bezugsberechtigung für meine Lebensversicherung ändern", sagt Rudnik. Bei einzelnen Unternehmen sind manche dieser Aufträge allerdings möglich: Fahrzeugwechsel für die Kfz-Versicherung, Erhöhung der Hausratssumme. In die Kundenakte gelangen Nutzer dann zum Beispiel mit einer PIN. Probleme mit der Sicherheit, wie sie beim Online-Banking häufig Schlagzeilen machen, sind offenbar selten.
Verbraucherschützern sind zum Beispiel keine Fälle bekannt. So liegen den Rechtsanwälten der Verbraucherzentrale Nordrhein-Westfalen in Düsseldorf - der bundesweit größten - keine Beschwerden vor. Auch Thorsten Rudnik sind bislang keine nennenswerten Probleme zu Ohren gekommen. Wenn es welche gibt, sind sie in der Regel technischer Art oder rühren von "menschlichem Versagen" her, sagt er: "Da hatte dann der Antragsteller vergessen, auf 'Senden' zu drücken und nur den Browser geschlossen."
Quelle: ntv.de