Ratgeber

Tückische Karten Rutschbahn in die Schuldenfalle

Unabhängigkeit und Flexibilität - mit solchen Schlagworten bewerben viele Banken einen neuen Kreditkartentyp. Anders als bei gewöhnlichen Karten wird die Kreditsumme nicht mehr zwingend am Monatsende beglichen, sondern wahlweise auch auf Raten - ein sogenannter Revolving-Kredit. Was nach großer Freiheit klingt, kann leicht zur Fessel werden.

"Beim Revolving-Kredit muss der Kunde sein Konto sehr aktiv managen und steuern", weiß Hartmut Strube von der Verbraucherzentrale Nordrhein Westfalen. Der Kunde muss also selbst prüfen, welche Posten offen sind und den Rechnungsbetrag schnellstmöglich überweisen. "Sonst kassiert die Bank ganz hohe Zinsen und nutzt damit im Grunde die Trägheit und Unwissenheit des Kunden aus", warnt Strube.

Fast alle größeren Banken haben Revolving-Kreditkarten im Programm, so auch die Deutsche Bank. Mit der WorldFlexCard hat der Kunde die Wahl. Entweder kann er die Kartenumsätze zinslos komplett zurückzahlen oder jeweils in Raten zu fünf oder zehn Prozent des offenen Restbetrags. Die Mindestrate beträgt 25 Euro.

Das sieht dann zum Beispiel so aus: Wer am Ende des Monats noch 500 Euro offen hat und fortan eine monatliche Rate von 25 Euro vereinbart, zahlt beim Effektivzins von 14,48 Prozent insgesamt 23 Monate lang zurück. Dabei fallen 70 Euro Zinsen an. Kauft man jetzt unkontrolliert weiter ein, erhöht sich die Kreditsumme und damit die Laufzeit.

Gefährdete Zielgruppe

Kunden könnten dabei schnell den Überblick verlieren, warnt Verbraucherschützer Hartmut Strube. Er rät generell von solchen Kreditkarten ab. Denn Revolving-Cards richten sich an eine Zielgruppe, die sowieso schon gefährdet ist: "Die Revolving-Kreditkarte, setzt an, wenn der Dispo auf dem normalen Girokonto schon ausgeschöpft ist. Das ist ein weiter Schritt in die Verschuldung." Strube rät deshalb, kurzfristigen Kreditbedarf, der über das Girokonto und den Überziehungsrahmen hinausgeht, über einen Festkredit mit kalkulierter Laufzeit und kalkulierter Rückzahlung abzudecken. "Sonst gerät man in eine Schuldenspirale."

Eine günstige Alternative zur Revolving-Card ist ein Abrufkredit, wie ihn beispielsweise die Direktbank ING-Diba anbietet. Für nominal 7,75 Prozent können Kunden eine jederzeit rückzahlbare Kreditlinie in Anspruch nehmen. Wer dagegen über die hauseigene Kreditkarte einen Revolving-Kredit aufnimmt, zahlt deutlich mehr und ist weniger flexibel.

Auch hier ein Beispiel: Beträgt die Kreditkarten-Schuld am Ende des Monats 1000 Euro, können Kunden entweder sofort alles überweisen oder Monat für Monat Raten von 5 Prozent des jeweiligen Restsaldos zurückzahlen. Bei einem Effektivzins von 10,9 Prozent dauert die Rückzahlung 22 Monate und kostet 103 Euro Zinsen, vorausgesetzt der Kunde kauft nicht weiter mit der Karte ein. Zum Vergleich: Beim Abrufkredit würden bei gleichen Raten nur 74 Euro Zinsen anfallen.

Teure Restschuldversicherung

Einen der teuersten Revolving-Kredite bietet die Citibank mit der MasterCard Student an. Konsumfreudige Studenten sollten ihre Einkäufe hier sehr genau im Blick behalten, denn bei Ratenzahlung verlangt die Bank mehr als 18 Prozent Zinsen. Dafür können Kunden allerdings die Höhe der Raten Monat für Monat völlig frei wählen.

Wie bei vielen anderen Anbietern können Citibank-Kunden zusätzlich eine Restschuldversicherung abschließen. Sicherheit, die teuer erkauft werden muss, betont Strube: "Wenn die Versicherungskosten in den Effektivzins einkalkuliert würden, kämen Effektivzinsen von 20 bis 30 Prozent heraus." Das dürfte auch den unerfahrensten Kunden abschrecken. Wer also dazu neigt, über seine Ausgaben schnell den Überblick zu verlieren, sollte eine Revolving-Kreditkarte nur sehr sparsam einsetzen oder besser gleich die Finger davon lassen.

Quelle: ntv.de

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