Ratgeber

Wenn das Sofa zum Himmel stinkt Schadstoffarme Möbel finden

Was für Giftstoffe in unseren Möbeln stecken, wissen wir meistens nicht so genau.

Was für Giftstoffe in unseren Möbeln stecken, wissen wir meistens nicht so genau.

(Foto: knipseline, pixelio.de)

Neue Möbel sind nicht immer ein Grund zur Freude: So manches Sofa stinkt buchstäblich zum Himmel, und das nicht nur ein paar Tage lang. Auch Teppiche, Matratzen, Schränke oder ganze Einbauküchen können, wenn sie neu sind, kräftig ausdampfen. Das ist nicht nur lästig, sondern unter Umständen auch gesundheitsschädlich.

 

"Geruch kann natürlich ein Hinweis auf erhöhte Schadstoffkonzentrationen sein, muss aber nicht", sagt Rainer Weiskirchen vom TÜV Rheinland. In den ersten Tagen sei es völlig normal, dass neue Möbel einen speziellen Geruch verströmen. "Klingt das aber nicht innerhalb weniger Wochen ab, sollte auf jeden Fall auf Schadstoffe überprüft werden", rät Elke Bruns von der Arbeitsgemeinschaft ökologischer Forschungsinstitute in Springe-Eldagsen (Niedersachsen).

 

Möbel können allerdings auch mit Schadstoffen belastet sein, die geruchlos sind und an der Oberfläche des Möbels haften oder in ihrem Material enthalten sind, ergänzt Weiskirchen. Wirklich klären können das nur Profis: Labore, die sich auf Innenraummessungen spezialisiert haben, messen das Raumklima oder untersuchen die Möbel in speziellen Prüfkammern.

 

Die Gefahr, die von zu vielen Schadstoffen in Möbeln ausgeht, ist für den, der ihnen täglich ausgesetzt ist, schließlich nicht unerheblich. "Das geht bei Augenbrennen und -rötungen los, über Schlaf- und Konzentrationsstörungen bis hin zu Atemproblemen und Schleimhautreizungen, starken Kopfschmerzen und Erbrechen", warnt Uta Maria Schmidt von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

 

Schadstofffrei fast unmöglich

 

Am besten ist daher, solche ungesunden Möbel gar nicht erst ins eigene Haus zu holen. Doch das klingt einfacher, als es in der Praxis ist. "Möbel, die gar keine Schadstoffe enthalten, wird es vermutlich gar nicht geben", erklärt Weiskirchen. Selbst unbehandeltes Kiefernholz zum Beispiel enthält von Natur aus Terpene, auf die so mancher allergisch reagiert.

 

Eine Möglichkeit ist daher, die Zahl der Möbelstücke im Auge zu behalten. "Wir alle neigen dazu, immer mehr Möbel in immer kleinere und dichtere Räume zu stellen", sagt Weiskirchen. "Das ist kein guter Trend. Denn auch emissionsarme Möbel können bei entsprechender Anzahl zu Beschwerden führen."

 

Lothar Gingrich vom Bundesverband Gesundes Bauen und Wohnen rät darüber hinaus zum vollständigen Verzicht auf Spanplatten. "Zwar unterliegt die einzelne Platte in Deutschland einem Grenzwert an Formaldehybelastung, aber wenn ich mir eine ganze Küche aus solchen Platten in die Wohnung stelle, dann atme ich trotzdem eine Menge von dem Zeug ein."

 

Massivholz kann eine Alternative sein. "Aber auch hier ist das Risiko gegeben, dass natürliche Bestandteile oder die Behandlung der Oberflächen für Allergiker problematisch sind", warnt Elke Bruns. Wer Probleme mit Allergien hat, sollte daher genau klären, auf welchen Bestandteilen zum Beispiel die Lacke, Öle oder Wachse basieren.

 

Gütesiegel als Orientierungshilfe

 

Eine Orientierung bieten Gütesiegel: Der "Blaue Engel", das "Goldene M" der Deutschen Gütegemeinschaft Möbel oder das Siegel "LGA-schadstoffgeprüft" zum Beispiel garantieren die Einhaltung von Schadstoffrichtwerten garantieren. Häufig sind die für den Laien aber nicht sofort zu entdecken. "Deshalb sollte der Kunde beim Kauf von Möbeln gezielt nach solchen Gütesiegeln fragen", rät Schmidt.

 

Doch selbst wenn Verbraucher ein solches Gütesiegel finden, sind sie nicht automatisch auf der sicheren Seite. "Unterschiedliche Gütesiegel prüfen unterschiedliche Dinge", erklärt Bruns. "Deshalb sollte der Verbraucher genau schauen: Was steht dahinter? Wurde nur auf Formaldehyd getestet oder auch nach allgemein leichtflüchtigen organischen Substanzen gesucht?"

 

Dringend gewarnt wird in jedem Fall vor Schnäppchen aus Billig-Discountern. "Da wird eine Menge aus Osteuropa eingeführt und dem Kunden für ein paar Euro nachgeworfen", erläutert Schmidt. "Und kein Mensch weiß, was da alles drin ist."

 

Sollte ein Möbelstück tatsächlich eine Schadstoffbelastung aufweisen, die den gesetzlichen Richtwert überschreitet, hat der Käufer übrigens Rückgaberecht. Allerdings obliegt es ihm, das erst einmal per Expertenuntersuchung nachzuweisen. Das vermeintliche Schnäppchen kann ihn dann unter Umständen teuer zu stehen kommen.

 

Tricks gegen Schadstoffe

 

Um die Schadstoffkonzentration im eigenen Wohn- oder Schlafzimmer zu senken, hilft neben der überlegten Wahl der Möbel vor allem eines: viel Lüften, am besten zwei- bis dreimal täglich. Absolut tabu sind Raumsprays, die den Mief nur übertönen statt ihn zu beseitigen. Sie lösen im Zweifelsfall selbst Allergien aus. Hübsch anzusehen und effektiv gegen das Müffeln von Möbeln können auch Pflanzen sein. Gewächse mit viel Blattmasse wie der Ficus oder die Grünlilie binden Raumschadstoffe. Ein einsames Töpfchen auf der Fensterbank nützt in dem Fall aber nichts - es muss eher ein halber Dschungel sein.

Quelle: ntv.de, dpa

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