Eigentumswohnung Selber planen und sparen
18.07.2007, 06:57 UhrRaus aus dem Speckgürtel, rein in die Stadt: Wohnen in den Innenstädten wird wieder populär. Berauschend ist die Auswahl für potentielle Immobilienkäufer allerdings selten. Stümperhaft sanierte Altbauwohnungen, Bauträgermodelle von der Stange, teure Luxuswohnungen - vieles geht am Bedarf der Interessenten vorbei. Doch es geht auch anders. Baugruppen sind die Lösung für alle, die ihr künftiges Eigenheim mit gestalten wollen und bereit sind, dafür mehr Verantwortung zu übernehmen.
Beispiel Berlin: Am Rand des Stadtteils Mitte ziehen zwei spiegelgleiche Neubauten Blicke auf sich. Die Fassade verspricht vielfältige Wohnungen. Zwölf private Bauherren haben sich zusammengetan, um ihren Traum vom selbst gestalteten Wohnraum zu verwirklichen. Während die letzten Firmen das Feld räumen, ziehen die ersten Eigentümer ein. Zwei Jahre lang haben sie gemeinsam geplant, gebaut und finanziert. Ohne Bauträger, nur mit Architekten. Einer davon ist Sascha Zander vom Architekturbüro Zanderroth. Er glaubt, dass Baugruppen bessere Architektur ermöglichen: "Schließlich muss man sich nicht den Regeln einer vorgefertigten Vermarktung unterwerfen." Zudem kommen Baugruppen-Mitglieder oft günstiger zum Eigenheim. Weil die Käufer selbst Bauherren werden, sparen sie die Marge, die sonst der Bauträger abschöpft.
Wie es funktioniert
Viele Baugruppenprojekte werden von jungen, engagierten Architekten wie Sascha Zander und Christian Roth geplant und auch initiiert. Sie entwickeln ein Projekt, akquirieren Grundstücke und kümmern sich um die Verträge mit den Grundstückseigentümern. Wenn die Architektur steht, machen sie sich auf die Suche nach interessierten Bauherren. Diese können dann Wohnungsgrundrisse und Innenausstattung frei gestalten. Individualität, die bezahlbar ist: Beim jüngsten Zanderroth-Projekt kostete der Quadratmeter 1850 Euro alles inklusive. Das ist selbst für den entspannten Berliner Immobilienmarkt preiswert.
In der Hauptstadt ist der Baugruppentrend noch neu, scheint aber auf eine besondere Nachfrage von Bauwilligen zu treffen. Kristien Ring vom Deutschen Architektur Zentrum sieht einen hohen Bedarf an qualitätsvollen Wohnungen, der von den normalen Formaten der Bauträgerwohnungen nicht gedeckt wird. Begünstigt wurde die Entwicklung von Baugruppen durch die bauschwache Konjunktur. "In den letzten Jahren haben Architekten mehr Eigeninitiative entwickelt", stellt Ring fest.
Chance für die Städte
Nicht nur für Architekten sind Baugruppen ein Zukunftsmodell, auch die Stadt profitiert. In Berlin stehen die Stadtentwickler neuen Projekten sehr offen gegenüber. Sie wollen Baulücken und Brachflächen aus städtischem Eigentum vorrangig für diese Zwecke einzusetzen. Reiner Nagel von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung setzt auf Hilfestellungen für Bauherren: "Wir wollen diese Projekte flankieren, informieren und wir wollen auch mit den Banken reden". Auf einem Internetportal finden Baugruppen unter anderem Checklisten und Musterverträge, also konkrete Unterstützung im Organisationsprozess.
Besonderes Vertrauen erwecken Architekten natürlich, wenn sie gleichzeitig auch Bauherr sind. So wie Ulrich Schop. Er realisierte, ebenfalls in Mitte, das Projekt "Ten in one". Zehn Wohnungen, zehn Varianten auf einem Grundriss. "Von unserem Konzept für selbstgestaltetes Wohnen in der Innenstadt konnten wir auch Bekannte begeistern." Die sagten sich offenbar: "Wenn die Architekten selbst mit einziehen, wird es gut." Jetzt wohnt Schop in einer Maisonnette-Wohnung im Erdgeschoss. Die Architektur ist auffallend puristisch, setzt auf viel Beton. Auch solche Dinge sind in Baugruppenprojekten möglich.
Quelle: ntv.de