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Abnehmen mal anders Diät-Gadtgets im Tests

Unzufrieden mit dem Gewicht ? Versuchen Sie es doch mal mit einer digitalen Diät. Ob Smartphone-App, High-Tech-Armband oder elektronischer Schrittzähler. Auf dem Markt wird viel angeboten und noch mehr versprochen. Zu Recht ? Meine Kollegin Anke Ertner hat abnehmwillige Männer auf dem digitalen Diät-Trip begleitet...

Harald Berzel aus Berlin hat ein Gewichtsproblem und kämpft dagegen an. Insgesamt hat er schon 55 Kilogramm abgenommen. Heute holt er sich dafür technische Unterstützung. Bei seinem Physiotherapeuten probiert er das so genannte elektrische Muskelstimulationstraining aus. Dafür zieht man einen eng anliegenden Anzug mit Elektroden an, über den Strom in die verschiedenen Muskelgruppen gejagt wird. Die elektrischen Impulse reizen die angespannten Muskeln und nicht schwere Gewichte – wie beim Training im Fitness-Studio.

Gerade für Männer gilt: Je mehr Muskeln man hat, umso mehr Kalorien verbraucht der Körper. Ob Harald Berzel  dafür den richtigen Weg geht, werden wir erfahren, wenn wir ihn später wiedertreffen.  

Philip Kerth aus Bad Saarow will auf konventionelle Weise  möglichst schnell 1-2 Kilo loswerden. Technische Motivationshilfe erhofft er sich durch Schritt- und Kalorienzähler. Philipp Kerth probiert die kostengünstigen Varianten für rund 40 Euro aus. Hier gibt man nur Name, Größe, Gewicht ein. Schon zählen sie Schritte und Kalorien.

Unser dritter Tester im Diät-Rennen ist Fitness-Profi Andreas Neichsner. Er testet  die Hightech-Variante,  sogenannte Fitness-Armbänder. Für die muss man schon 150 bis 200 Euro investieren.

Ergebnis: Die günstigen Schrittzähler haben zwar unterschiedlich viele Schritte und Kalorien gezählt. Sind aber leichter zu bedienen. Die Daten für die Fitness-Armbänder muss man sich aufwendig am Handy oder PC anschauen. Dafür sind die Ergebnisse hier deutlich genauer.

Daniela Kielkowski ist Ernährungsmedizinerin in Berlin. Ihren Patienten erklärt sie immer als erstes, dass gerade das Gewicht eine weniger wichtige Maßgröße ist: “Wenn sie dann anfangen gesünder zu leben und auch Fettanteil abzubauen, dann kann es sein, dass plötzlich ihr Muskelanteil stärker wird, der Fettanteil zurück geht und sie aber das gleiche Gewicht auf der Waage haben. Wichtig ist aber, dass sie sich trotzdem schlanker fühle.  Weil die Masse von einem Kilo fett ist deutlich mehr als die Masse von einem Kilo Muskulatur."

Diese Daten liefern Körper-Analyse-Waagen. Damit wird Strom durch den Körper geleitet. Körperfett und Muskelmasse ergeben sich daraus, wie gut der Strom durch das Wasser im Körper fließt. Denn Fettgewebe hat weniger Wasser als Muskeln. Solche Hightech-Waagen kosten allerdings mehrere 1.000 Euro und stehen nur in Arztpraxen und in manchen Fitness-Studios.

Kein Verlaß auf Körperfett-Waagen

Die Geräte für zu Hause gibt es schon ab 20 Euro. Die Stiftung Warentest hat sich vor allem die besonders günstigen gerade angeschaut. Das Gewicht messen sie genau. Beim Körperfett da weichen sie allerdings alle deutlich ab, weiß Stephan Scherfenberg von der Stiftung Warentest. “Wir haben im Schnitt Abweichungen zwischen 14 und 23 %. Aber in einem krassen Fall von Aldi haben wir sogar das Doppelte gemessen von dem tatsächlichen Wert. Also auf die Körperfettanalyse ist überhaupt kein Verlass. “

Die unterschiedlichen Ergebnisse kommen durch die Messmethode zustande. Denn bei  den günstigen Waagen wird über die Füße nur der Fettanteil im unteren Teil des Körpers gemessen. 

Experten empfehlen deshalb Waagen, die auch Elektroden für die Hände haben. Allerdings kosten die rund 100 Euro und mehr. Diese Waagen sind deutlich genauer – auch wenn sie mit den Profi-Geräten beim Arzt immer noch nicht mithalten können. Wichtig ist, dass sie den Verlauf zu Hause kontrollieren können, erklärt Daniela Kielkowski, Ernährungsmedizinerin aus Berlin: “Wenn also jemand einen Fettanteil von 30% hat, dann zeigt ihm seine Waage auch irgendwann 25% Fett an. Ob das jetzt realistisch ist, sei dahin gestellt, aber weiß immerhin die Richtung. Das er abbaut, statt aufbaut. Und deshalb sind sie durchaus zu empfehlen. “

Diäten irritieren den Körper

Ohne gesunde Ernährung wird man allerdings auch nicht abnehmen. Doch viele Männer scheuen den Weg zur Ernährungsberatung. Eine beliebte Alternative sind dagegen Diät-Apps für Smartphones. Hier gibt es von Diät-Varianten, über Einkaufsberatern bis zu hin zu Rezept-Tipps alles was das Herz begehrt.  Diät-Apps als Motivationshilfe sind durchaus sinnvoll – allerdings sollte man keine Diät zu lange durchziehen. Diäten irritierten den Körper immer kurz und dann versucht er damit klar zu kommen, so Daniela Kielkowski: “Je mehr Diäten man im Leben gemacht hat. Umso lernfähiger ist der Körper, weil er ja ein gutes Repertoire an diesen abgespeichert hat. Und er wird sich immer besser lernen sich davor zu schützen und seine Muskulatur abbauen.“

Bei langfristigen Diäten beginnt der Körper also die eigenen Muskeln zu fressen, statt das überschüssige Fett zu verbrennen. Man wird wieder dicker.

Das will Harald Berzel auf jeden Fall vermeiden.  Deshalb probiert er erstmals das elektrische Muskelstimulationstraining aus. Damit soll man besonders schnell Muskelmasse aufbauen. Allerdings - ein teurer Spaß. Eine Trainingseinheit kostet zwischen 20-50 Euro.

Die Ernährungsberaterin hält daher nicht allzuviel vom Abnehmen durch Muskelstimulation, zumindest nicht auf Dauer: „Erst mal wird die Muskulatur damit unnatürlich gereizt. So dass man nachmessen kann, dass die Fettverbrennung deutlich nachlässt. Und der Körper hauptsächlich auf die Muskel-Verbrennung umgestellt wird. “

Wenn es um das dringend nötige Muskel-Training während einer Diät geht, sollte man also lieber auf konventionelle Methoden setzen, statt sich Strom durch seinen Körper jagen zu lassen -  auch wenn elektrisches Muskelstimulationstraining offensichtlich echt Spaß bringt.

 

 

 

 

Quelle: ntv.de

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