Was ist erlaubt - was nicht? Knigge fürs digitale Zeitalter
01.10.2013, 18:30 Uhr
Das kennen Sie sicher auch. Menschen, die einfach nicht mehr ohne Smartphone leben können. Egal wie passend oder unpassend die Situation auch gerade sein mag. Das Schlimme daran ist: Ein bisschen was davon, steckt doch in jedem von uns. Rechtliche Handhabe, etwa gegen zu laut telefonierende Zeitgenossen gibt es allerdings kaum, dennoch finden wir, ist die Zeit reif, für einen Knigge im digitalen Zeitalter!
Im digitalen Zeitalter bleibt das gute Benehmen oft auf der Strecke. Laut einer Studie meinen 75 Prozent der Befragten, dass die Höflichkeit im digitalen Zeitalter leidet – mit Handy, Facebook und Co. werden wir schnell zu fremdgesteuerten Geschöpfen.
SMS schreiben
Aber wie mach ich’s richtig in Beruf und Freizeit? Das erklärt Diplompsychologin Sabine zur Nedden: "Das "SMS" schreiben in Konferenzen sollte man dringend vermeiden, denn man vermittelt dem Team damit massives Desinteresse und abgesehen davon tut man etwas verdeckt, was ja alle mitbekommen und das hat etwas sehr unehrliches. Aus meiner Sicht sollte man dem Team vorher ankündigen, wenn man einen wichtigen Anruf oder eine SMS erwartet und dann dezent rausgehen, die private Angelegenheit dort klären und dann zurück zum Team stoßen und weiter teilnehmen am aktiven Gespräch."
Mails an Kollegen
Nächste Situation: Kurz vor der Mittagspause: Die Übergabemail an den Kollegen. Gerne mit einem Hauch von Ironie, aber wie nur? Die Lösung: Allzweckwaffe Zwinkersmiley ;-) Angebracht auch in Mails an Kollegen?
"Smileys in beruflichen Mails sind eigentlich sehr unpassend, weil sie unsachlich sind und immer so eine Botschaft mitgeben, von wegen "wir verstehen uns schon". Und gerade im beruflichen Kontext ist die klare Kommunikation ja absolut entscheidend. Wenn jetzt jemand Smileys verwendet, ist er schnell dazu verleitet, mit Worten nicht mehr so klar zu kommunizieren und deshalb rate ich dringend dazu, insbesondere im beruflichen Feld, das man die Smileys bewusst weglässt und mehr Ich-Botschaften gibt, also klar mit Worten ausdrückt "Ich denke, ich meine, ich schätze eine Sache so und so ein", denn das beitragen zu einer klaren Absprache und einer guten Kommunikation.", erläutert Sabine zur Nedden.
Wenn das Handy klingelt...
Dann endlich die wohlverdiente Mittagspause mit der Freundin. Die Freude ist groß - die Aufmerksamkeit klein. Da kann der Gesprächspartner noch so interessant sein - sobald das Handy klingelt, ist der andere abgeschrieben, wie Sabine zur Nedden berichtet: "Generell gilt in Verabredungen, dass die Person, die ja körperlich anwesend ist, die meiste Aufmerksamkeit verdient. Wenn es so ist, dass man einen wichtigen Anruf erwartet, dann sollte man der Person das mitteilen und auch die Zustimmung holen. Ist das O.k. für dich, wenn ich kurz telefoniere? Wenn sie dann zugestimmt hat und dann tatsächlich dieser Anruf kommt, dann kann man sich dem kurz widmen, das klären, und auch sich sicher sein, dass keine Irritation oder Missverständnis vorhanden ist."
Telefonieren in der Bahn
Der Arbeitstag ist zu Ende. Ab in die Bahn, dann schnell nach Hause. Weil der Weg aber sooo lang ist, gleich am besten hier die Tages-News austauschen - am Handy versteht sich. Es wird laut telefoniert: Dabei interessiert sich nicht unbedingt jeder Mitfahrer für die neuesten Beziehungsbrüche: "Also das laustarke Telefonieren in Bus und Bahn geht eigentlich gar nicht, weil man sich damit sehr unsozial verhält und damit auch ein sehr egoistisches Verhalten zeigt. Deshalb rate ich dazu, wenn das Handy in der Bahn klingelt, leise rangehen, und dem Anrufer erklären "ich bin gerade in Bus und Bahn, ich kann gerade nicht richtig sprechen". Dezent vielleicht ein paar Sätze sagen und dann aber das Gespräch fortführen, wenn man aus der Bahn ausgestiegen ist.", so Sabine zur Nedden.
Im Netzwerk mit dem Chef
Zuhause angekommen - endlich Ruhe vom Job, nicht aber von der digitalen Welt. Jetzt sind die sozialen Netzwerke an der Reihe. Was die Freunde auf Facebook wohl so treiben... Dann plötzlich: die Freundschaftseinladung vom Chef. Was tun - Annehmen oder Ablehnen? Was rät Expertin Sabine zur Nedden? "In so einer Situation sollte man auf keinen Fall spontan oder aus einem inneren Druck heraus reagieren, sondern man sollte sich die Zeit nehmen sich Gedanken zu machen. Will ich das, oder will ich das nicht, fühle ich mich damit wohl, oder ist das irgendwie ein komisches Gefühl, wenn der Chef private Dinge dann mitbekommt und daher sollte man sich wirklich Zeit nehmen und vielleicht auch eine pro und contra Liste machen, die einem dann klar macht was ist gut daran, was schränkt mich eher ein. Dann kann man, wenn man sich damit wohlfühlt auf annehmen gehen, wenn man sich aber dagegen entscheidet, sollte man möglichst schnell ein Gespräch suchen, damit das persönliche Verhältnis nicht irgendwie gestört ist, oder Irritationen auftreten."
Mit diesen Tipps kann man zeigen, wie es richtig geht. Denn dann beginnt ein neuer Tag - einer mit hoffentlich auch einem neuen "kniggetauglichen" Benehmen.
Quelle: ntv.de