"Ratgeber Bauen & Wohnen" vom 16.07.2013 (Wdh. 17.07) So werden Sie zum Stadtimker
16.07.2013, 18:30 Uhr
Bienenwaben mitten in der Stadt. Ja, Stadtbienen fühlen sich wohl - um nicht zu sagen tierisch wohl. Denn Parkanlagen, Hausgärten, verwilderte Grundstücke, ja selbst Verkehrsinseln und Balkonpflanzen bieten den Bienen stets einen reich gedeckten Tisch. So ist es auch kein Wunder, dass Stadtimker im Schnitt deutlich mehr Honig ernten als ihre Vertreter auf dem Land.
Die einen gehen, die anderen kommen. Seit kurzem herrscht ein reger Flugverkehr - mitten in Hamburg, über den Dächern von St. Pauli. Rund 20.000 Bienen haben auf dem ehemaligen Parkdeck, gerade ihr neues Zuhause bezogen.
Für das nötige Dach überm Bienenkopf, sorgt Neu-Imker Andreas Sterr. Ein Wochenend-Seminar und schon konnte es losgehen, wie er erläutert: "Angeblich ist es ja ganz einfach. Also man muss wohl nicht viel machen. Erstmal sind die Bienen beschäftigt, die bauen ihr Brutnest und ich lass die auch solange in Ruhe. Da die ja auch neu eingezogen sind bekommen sie im hinteren Raum ein Paket mit diesem Futterteig zusammengestellt, das ist Zucker, damit sie dass was sie von Blüten nicht bekommen ergänzen können und nicht verhungern."
Statt über Wald und Wiesen, fliegen die City-Bienen hier an farbenfrohen Graffiti-Wänden vorbei. Selbst Welt-Metropolen wie New York und Hongkong, haben sich längst zur urbanen Bienen-Hotspots entwickelt. Der karge Grossstadtdschungel kann den fleißigen Tierchen offensichtlich nichts anhaben: Sie produzieren sogar mehr Honig als ihre Schwestern auf dem Land, weiß Andreas Sterr: "Aufm Land hat man oft Monokulturen d.h. wenn z.B. so ein Rapsfeld verblüht ist, ist danach irgendwie nichts mehr da, dann haben die Bienen eher ein Problem. In der Stadt finden sie eher was, ist kontinuierlicher."
Und in der Stadt wird auch kein Herpizid eingesetzt, also keine Pflanzenschutzmittel in der Regel. Das ist in den Stadtparks nicht erlaubt und in der Regel macht das auch keiner. Auch Smog und Abgase können dem Stadt-Honig nichts anhaben, mögliche Schadstoffe filtert die Biene einfach durch den Magen heraus. Schwer bepackt kehren die Bienen von ihrem Stadtbummel zurück und bauen unermüdlich an ihrer neuen Inneneinrichtung in der Bienenkiste.
Rechtlich dürfen Bienenstöcke überall stehen wo Kleintierhaltung nicht ausdrücklich verboten ist und Grossgrundbesitzer muss man auch nicht sein, erklärt Bienen-Kisten Erfinder Erhard Klein: "Man kann eine Bienen-Kiste eigentlich erstmal überall hinstellen. Die brauchen auch keine direkte Vegetation direkt um sich herum. Man kann die auch in irgendeinen Hinterhof oder in ein Gewerbegebiet stellen. Man brauch halt ein bisschen Platz um arbeiten zu können, um die Kiste aufrecht zu stellen und für die Honigernte. Also ein zwei Meter davor oder dahinter ist nicht schlecht. Deswegen kann so ein kleiner Balkon ein bisschen eng sein, aber es geht theoretisch auch auf einem Balkon oder einer Dachterrasse." Viel Platz brauchen die kleinen Brummer also nicht. Aber wie sieht es eigentlich mit den Kosten aus? "Man kann sich fast alles selber bauen, wenn man ein bisschen sparen muss. Wenn man sich alle Sachen neu kaufen möchte. Dann muss man für die Bienenkiste 230 Euro anlegen und für die sonstige Ausrüstung vielleicht nochmal so 100 Euro, 150 Euro. Ein Bienenvolk bekommt man mit Glück geschenkt von einem Imker aus der Nachbarschaft oder muss vielleicht bis zu 50 Euro rechnen, wenn man einen Bienenschwarm kaufen muss." , so Erhard Klein.
Den Rest erledigen die fleißigen Bienchen dann im Alleingang. Bei solch goldigen Aussichten, soll doch noch jemand sagen: Das Leben der Großstadt-Bienen sei kein Honig schlecken.
Quelle: ntv.de