Wenn der Drahtesel lahmt Unterwegs mit der Rad-Ambulanz
19.04.2013, 18:30 Uhr
Der Frühling ist endlich da! Damit wird auch endlich die Fahrradsaison eröffnet. Schade, wenn Ihr Fahrrad noch nicht wirklich fahrtüchtig ausschaut nach den langen Monaten in den Tiefen des Kellers. Aber Hilfe naht - in Form der Fahrrad-Ambulanz, die erste Hilfe leistet ...
Hermann Lenert ist der Fahrrad-Arzt von Köln. Kreuz und quer düst er durch die Straßen. Wenn ihn ein Notruf ereilt, dann ist er so schnell er kann mit seiner mobilen Fahrrad-Werkstatt unterwegs. Seit fünf Jahren ist Hermann Lenert als Fahrrad-Doc im Einsatz. Was seinen Patienten fehlt, erkennt er auf den ersten Blick. Diesmal ist nicht nur die Gangschaltung hinüber, auch die Kette hat das Zeitliche gesegnet!
"Die muss eigentlich ausgewechselt werden, weil Verschleiß von der Kette besteht darin, dass sie immer länger wird und wenn die eine bestimmte Grenze überschritten hat, dann fängt die an, die Zähne von dem Zahnkranz auszuarbeiten.", erläutert Hermann Lenert.
Neue Kette, neuer Zahnkranz: Die Not-OP läuft wie geschmiert! Nach 20 Minuten fährt das Fahrrad wieder.
Mit Rückenwind gehts ab zu Hermann Lenert in die Werkstatt - er nimmt uns mit zur Frühlings-Fahrrad-Kontrolle:
Der Schraubencheck
Wer sein Rad fit machen will, sollte unbedingt alle wichtigen Schrauben nachziehen. Sonst fährt das Vorderrad vielleicht nicht dahin, wohin man den Lenker bewegt. Oder die Tretkurbel vom Pedal fällt einfach ab. Ein Schrauber-Diplom braucht man dafür aber nicht, meint Hermann Lenert: "Das wird mit einem Drehmoment-Schlüssel gemacht, da kann man die Festigkeit, mit der eine Schraube angezogen wird, voreinstellen. Und wenn die Festigkeit erreicht ist, dann knackt der durch, dann weiß man, dass man die Schraube ausreichend fest angezogen hat." Und wieter gehts ...
Der Lichtcheck
Alle Glühlampen am Rad müssen funktionieren. Das Vorderlicht sollte 10 bis 15 Meter Reichweite haben, und neue Räder sind hinten sogar mit einem Standlicht ausgestattet. Außerdem: Mit der richtigen Beleuchtung ist man nicht nur sicher unterwegs. Man spart sich auch 20 Euro Bußgeld an die Polizei!
"Vorgeschrieben von der Straßenverkehrszulassungsordnung ist eine fest installierte Dynamobeleuchtung. Und Batteriebeleuchtung, die man anklippen kann ans Fahrrad, die sind als zusätzliche Beleuchtung zugelassen.", so Hermann Lenert.
Der Bremsencheck
Bevor Radler in die Pedale treten, unbedingt die Bremsen prüfen. Sind die Gummis der Bremsbeläge zu abgerubbelt, müssen neue her! Und: die Bremsbacken sollten möglichst nah am Vorder- und Hinterrad anliegen, erklärt Hermann Lenert: "Nachgestellt wird eine Bremse durch die Stellschraube am Bremsgriff und wenn die weiter raus gedreht wird, hat das zur Folge, dass der Bremsbelag näher an die Felge wandert und dann wieder ein ausreichend geringer Hebelweg hier oben gewährleistet ist."
Der Gangschaltungs- und Kettencheck
Auch die Kettenschaltung muss nach einer Winterpause erst mal in die Gänge kommen. Hört man beim Check kein Rattern, ist die Gangschaltung tiptop. Ein bisschen Öl nach dem Winter kann sie vertragen, ansonsten ist das aber nicht nötig.
Anders bei der Kette: "Die Kette muss häufiger geschmiert werden, die verliert ihr Öl durch Wasser, also durch Regen, und muss dann nachgeschmiert werden, sonst fängt sie an zu rosten und rostende Ketten verschleißen schneller.", so Hermann Lenert.
Der Reifencheck
Die meisten Räder machen im Winter ja einen Keller-Stop. Da kann schon mal durch das lange Stehen Luft aus den Reifen entweichen. Also ordentlich Druck machen! Wer nicht weiß, wieviel, hier der Expertentipp von Hermann Lenert:
"Wieviel Druck ein Reifen braucht, steht im Allgemeinen auf der Reifenseitenwand drauf und zwar hier: Minimal Druck und maximal Druck in Bar und in Psi. Das ist eine gute Orientierung, aber eigentlich kann man sagen, je mehr Luft, desto haltbarer ist der Reifen und desto pannensicherer."
Gut, dass wir mit unserem Fahrrad-Check jetzt durch sind. Hermann Lenert wird nämlich schon zum nächsten Notfall gerufen. Ruckzuck ist er mit seiner mobilen Fahrradwerkstatt am Unfallort. Der neue Patient hat einen Platten. Der Klassiker bei Lenerts Einsätzen! Inklusive Anfahrt kostet den Besitzer die Reparatur rund 23 Euro.
Also, wecken Sie Ihr Fahrrad aus dem Winterschlaf und machen Sie es frühlingsfit. Dann können Sie, wie unser Fahrrad-Doc, kreuz und quer durch die Stadt düsen.
Quelle: ntv.de