Ratgeber

Die etwas andere Bank Sinnstiftung statt Gewinn

Über die Hälfte der Deutschen sind bereit, auf Teile ihrer Zinsen zu verzichten, um damit ethisch-ökologische Projekte zu unterstützen. Das Ergebnis dieser aktuellen Leserumfrage der Wirtschaftswoche passt ins Bild der aufstrebenden Ökobanken.

Die älteste unter ihnen ist die Die GLS-Gemeinschaftbank in Bochum. Bereits 1974 gegründet, wurde sie anfangs noch belächelt. "Wir finanzieren sehr viele biologische, landwirtschaftliche Projekte, regenerative Energien - Windkraft-, Photovoltaik- und Biogasanlagen. Wir sind aber auch sehr stark im Bereich Naturkost und Naturwaren tätig", erläutert GLS-Vorstandssprecher Thomas Jorberg.

Die GLS Bank hat bundesweit bereits über 52.000 Kunden. Tragende Säule sind zudem die knapp 14.000 Mitglieder der Bank, die über 15 Mio. Euro als Einlagen mitgebracht haben. Das Ungewöhnliche hierbei ist, dass die Geldgeber auf ihre Zinsen verzichten und so den Spielraum der Bank für Projekte zum Klimaschutz oder zur Finanzierung von Ökobauern und Bioläden erhöhen.

Zufriedene Kunden

So betreibt zum Beispiel Peter Lyding seit drei Monaten seinen Bio-Haus in Bochum-Weitmar. Er ist überzeugt, dass die benachbarte GLS Bank ihre Versprechen gehalten hat. "Die Bank hat intensiv geprüft, ob das eingesetzte Kapital auch wieder zurückfließt. Für mich ist es außerdem schön zu wissen, dass die von mir gezahlten Zinsen an anderer Stelle wieder sinnvoll eingesetzt werden", ist Lyding überzeugt.

Auch hinter den Fassaden beweist die GLS-Bank, dass sie es mit dem Anliegen, Sinn zu stiften und ihre Kunden mitentscheiden zu lassen, ernst meint. Zweistellige Wachstumsraten geben der Bank auf ihrem Weg recht, Geld anders als andere zu verwalten. "Ein Überraschungseffekt ist, dass wir alle Kredite veröffentlichen. Dadurch kann ein Kunde nachvollziehen, was mit seinem Geld passiert", erklärt Jorberg.

Bilanzsumme bislang gering

Gleichwohl wird die GLS Bank bei der Bilanzsumme allein von der örtlichen Sparkasse um das achtfache übertroffen. Sie bleibt damit ein kleiner Fisch im Haifischbecken der Großbanken. Mit dieser Rolle kann sie jedoch gut leben. "Der exotische Status hat sich längst geändert. Wenn man heute davon spricht sagen viele, dass dies eine Zukunftsperspektive ist - ein Umbau der Gesellschaft in Bezug auf mehr soziale und ökologische Orientierung", so Jorberg.

Mit fünf Standorten im Bundesgebiet ist sie eine Mischung aus Direktbank und Filialbank, angeschlossen an den Mutterkonzern, die Volks- und Raiffeisenbanken. Im Branchendurchschnitt unterdurchschnittliche Vorstandsgehälter, engagierte Stiftungsarbeit und viele Maßnahmen für die Mitarbeitermotivation sind weitere Beweise, dass es die Öko-Banker mit ihrem eigenen Anspruch ernst meinen. "Üblicherweise ist der Gewinn das Ziel einer wirtschaftlichen Betrachtung. Das ist in meinen Augen Unsinn. Der Gewinn ist ein sinnvolles und notwendiges Ergebnis wirtschaftlicher Tätigkeit. Bei uns steht die Sinnstiftung im sozialen, im menschlichen und ökologischen Sinne an oberster Stelle", so Jorberg.

Kaum Kreditausfälle bei der GLS-Bank sind das Ergebnis dieser Gleichung. Denn Kunden wie Peter Lyding setzen alles daran, dem Vertrauen der Banker in ihre Ideen auch gerecht zu werden.

Quelle: ntv.de

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