Regierung will helfen Sparen mit Haushaltsgeräten
03.09.2008, 17:57 UhrOb Kühlschrank, Gefrierfach oder Wäschetrockner - der Kauf eines solchen Gerätes ist nicht nur eine größere, sondern vor allem eine langfristige Investition. Klar, dass man bei solchen Anschaffungen erstmal auf den Preis schielt. Doch es kann sich lohnen, erstmal etwas mehr zu investieren. Denn Super Öko-Modelle der Effizienzklasse "A++" verbrauchen bis zu 80 Prozent weniger Energie als alte "Stromfresser" - und sind damit auf lange Sicht günstiger.
So kostet in einem Online-Shop ein "A++"-Kühlschrank zwar rund 150 Euro mehr als ein vergleichbares Modell der Klasse "B". Dafür verbraucht das Auslaufmodell aber 201 Kilowattstunden Strom pro Jahr. Die Öko-Variante kommt auf 86 Kilowattstunden. Unterm Strich spart der Kunde bei einem Strompreis von rund 20 Cent je Kilowattstunde mit dem "A++"-Kühlschrank jährlich rund 23 Euro. Nach gut sieben Jahren hätte sich das teurere Gerät bezahlt gemacht, bei steigenden Strompreisen vielleicht schon eher.
14 Jahre bis zum Wechsel
Doch Verbraucher denken zumeist nur an den kurzfristigen Preisvorteil. Der Marktanteil der "A++"-Geräte liegt bislang bei unter drei Prozent. Kühlschrank, Waschmaschine, Trockner oder E-Herd laufen oft solange, bis sie auseinanderfallen. Im Schnitt vergehen 14 Jahre, bis ein neuer Kühlschrank gekauft wird.
Verbraucherschützer kritisieren, dass die Gerätehersteller mit satten Aufpreisen für die effizientere Technik den Siegeszug der "A++"-Geräte verhindern. Der Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) wirft Elektronikmärkten zudem vor, viel zu oft veraltete Geräte mit zu hohem Stromverbrauch anzubieten. "Jedes Gerät, das schlechter als Energieeffizienz A+ ist, belastet die Verbraucher mit unnötigen Stromkosten und schadet der Umwelt."
Eine Expertengruppe, die Wirtschaftsminister Michael Glos (CSU) berät, hat nun die Einführung eines einmaligen Zuschusses von 150 Euro beim Kauf sparsamer Haushaltsgeräte vorgeschlagen. Denn viele Verbraucher, die jeden Cent umdrehen müssen, können sich die teuren "A++"-Geräte nicht leisten. Der Chef der Deutschen Energie-Agentur (dena), Stephan Kohler, sagt, der Bonus solle vor allem Verbrauchern mit wenig Geld zugute kommen. "Die Haushalte mit geringem Einkommen haben immer die schlechtesten Geräte." Auch spezielle Kredite oder Angebote der Stromversorger sind denkbar.
Bund mit dem Kunden
Ein Modell heißt "Mini-Contracting". Hier verbündet sich der Anbieter mit dem Kunden und hilft ihm beim Sparen. So liefert der holländische Versorger Nuon Kunden in Hamburg und Berlin nicht nur Strom, sondern Energiesparlampen gleich mit. Die Kosten für die Lampen werden am Jahresende verrechnet - durch den geringeren Verbrauch rechnen sie sich dann aber oft schon.
Rückenwind erhält Glos vom Chef der Verbraucherzentrale Bundesverband, Gerd Billen: "Jeder Euro, der in Sparmaßnahmen investiert wird, ist gut angelegt. Wir brauchen klare Kaufimpulse für die Verbraucher, damit der Wettbewerb um die effizientesten Technologien in Schwung kommt." Jedoch müsse aufgepasst werden, dass die Gerätehersteller nicht die Preise für "A++"-Geräte anheben, um den Bonus abzukassieren, warnt Billen. In Italien ging eine ähnliche Bonus-Aktion voll auf: Dort stieg der Anteil der effizientesten Geräte im Verkauf zwischen 2006 und 2008 von 10 auf 40 Prozent.
Japan fährt seit Jahren erfolgreich mit dem "Top-Runner-Prinzip". Die Haushaltsgeräte, die am wenigsten Strom verbrauchen, setzen den Maßstab. Alle Geräte, die binnen drei bis fünf Jahren dieses Niveau nicht erreichen, werden mit einer Sondersteuer bestraft oder mit einem Verkaufsstopp belegt. Auch die EU-Kommission will das "Top-Runner"-Modell in Europa durchsetzen. Ob Glos sich mit seinem Bonus behaupten kann, ist aber ungewiss. Die Reaktion aus dem Haus von Umweltminister Sigmar Gabriel (SPD), das selbst an Vorschlägen arbeitet, fiel harsch aus. Die Expertengruppe des Wirtschaftsministeriums habe diese Idee "vollständig kopiert".
Quelle: ntv.de