Ratgeber

Über Heizkosten lachen Sparhäuser rechnen sich

Ein Plus-Energie-Haus mit mächtigem Solardach.

Ein Plus-Energie-Haus mit mächtigem Solardach.

(Foto: Das Plusenergiehaus)

Ein Haus bauen und nie wieder für die Heizung zahlen: Diese Vision hatten Wissenschaftler und Architekten schon in den 1980er Jahren. In der Forschung entstanden erste Niedrigenergiehäuser, Drei-Liter-Häuser und sogenannte Ultrahäuser. Auch mit ersten Null-Heizenergie-Häusern, die ohne fossile Brennstoffe auskommen, wurde experimentiert. Doch bei null Litern war nicht Schluss: Heute gibt es sogar Häuser, die mehr Energie erzeugen, als sie verbrauchen.

Baustandard wird zum 1. Oktober 2009 das Niedrigenergiehaus nach der novellierten Energieeinsparverordnung (EnEV). "Ein solches Haus verbraucht etwa sieben Liter Heizöl pro Quadratmeter und Jahr", sagt Christian Stolte von der Deutschen Energie-Agentur (dena) in Berlin.

KfW fördert

Auf dieser Grafik ist der große Pufferspeicher eines Sonnenhauses zu sehen.

Auf dieser Grafik ist der große Pufferspeicher eines Sonnenhauses zu sehen.

(Foto: Sonnenhaus-Institut)

Die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) fördert verbesserte Sparhäuser mit der Bezeichnung Effizienzhaus 55 und 70. "Ein KfW-Effizienzhaus 55 darf einen Primärenergiebedarf von höchstens 55 Prozent haben im Vergleich zu einem entsprechenden Neubau gemäß EnEV", erläutert Stolte. Entsprechend seien es 70 Prozent beim Effizienzhaus 70. Die neuen Begriffe ersetzen die Bezeichnungen "KfW-40-Häuser" und "KfW-60-Häuser". Wenn der Sieben-Liter-Standard in Zukunft als Sollwert gilt, darf das neue Effizienzhaus 55 nur etwas mehr als drei Liter pro Quadratmeter und Jahr verbrauchen.

"Auch Passivhäuser werden von der KfW als Effizienzhaus 55 gefördert", erklärt Sabine Stillfried vom Passivhaus Institut in Darmstadt. Ein Passivhaus ist nach Angaben des Instituts ein Gebäude, in dem eine behagliche Temperatur ohne separates Heiz- oder Klimatisierungssystem möglich ist. Ein Passivhaus komme im Jahr mit weniger als 1,5 Liter Heizöl pro Quadratmeter Wohnfläche aus.

Riesiger Langzeitspeicher

Doch es geht noch weniger. "Vor über zehn Jahren hat man gemeinsam mit dem Fraunhofer Institut für Bauphysik ein Null-Heizenergie-Haus entwickelt", sagt Klaus-Dieter Schwendemann von Weber Haus in Rheinau-Linx (Baden-Württemberg). Das damalige Konzept setzte auf gute Wärmedämmung, Südausrichtung und das optimale Ausnutzen regenerativer Energien.

"Da Sonnenkollektoren für die Heizung zuständig sind, muss für den Wärmebedarf im Winter ein Langzeitspeicher eingebaut werden", erklärt Schwendemann. Dieser Speicher müsse ein Volumen von 20.000 Litern Wasser haben - und nehme damit den halben Kellerraum ein. Die Mehrkosten für den Speicher und besonders gut gedämmte Wände rechneten sich im Vergleich zu anderen hochgedämmten Konzepten nicht unbedingt.

Als Alternative zum Passivhaus setzt das Sonnenhausinstitut darauf, ausschließlich mit Sonne und Holz zu heizen. "Bis zu 100 Prozent des Wärmebedarfs für Heizung und Warmwasser können bei einem Sonnenhaus solar gedeckt werden. Mindestens 50 Prozent sollten möglichst gedeckt sein, um von einem Sonnenhaus zu sprechen", sagt der Architekt Georg Dasch aus Straubing (Bayern). Für den Restwärmebedarf werde der heimische Rohstoff Holz genutzt.

Überschaubare Baukosten

Der Kern des von Dasch entwickelten und inzwischen bundesweit verfügbaren Sonnenhaus-Konzepts ist ein integrierter, mit Wasser gefüllter Pufferspeicher, der das Haus mit Warm- und Heizwasser versorgt. "Ziel des Hauses ist, unabhängig vom Netz zu werden", erklärt Dasch. Für das weitgehend solar beheizte Heim müsse ein Bauherr etwa 20.000 Euro mehr als für ein vergleichbares Standardhaus auf den Tisch legen.

Auf ein anderes Solarkonzept setzt das Plus-Energie-Haus. Das erste Haus dieser Art hat der Architekt Rolf Disch aus Freiburg mit dem drehbaren Solarhaus Heliotrop verwirklicht. "Ein Plus-Energie-Haus ist etwa 15.000 Euro teurer als ein vergleichbarer Standardbau", sagt Tobias Bube vom Architekturbüro Disch. Photovoltaik-Anlagen auf den Dächern und an den Fassaden liefern mehr Strom, als im Haus verbraucht wird. Da nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz die Abnahme und der Preis festgelegt sind, speisen die Hausherren den gesamten produzierten Strom ins Netz ein und kaufen den Eigenbedarf zu einem günstigeren Preis wieder zurück.

Baukastenprinzip

Die jährlichen Einnahmen durch den Stromhandel beziffert Tobias Bube auf rund 3000 Euro pro Haus. Außerdem seien die Kosten für Heizung und Warmwasser sehr gering. Für 130 bis 140 Quadratmeter Wohnfläche müssten nach den bisherigen Erfahrungen im Jahr 150 Euro aufgewendet werden. "Ein Vorteil des Plus-Energie-Hauses besteht darin, dass es schrittweise nach dem Baukastenprinzip erst im Laufe der Jahre verwirklicht werden kann", erklärt Schwendemann. So lassen sich die finanziellen Belastungen besser schultern. Bauherren können zunächst ein gut gedämmtes Passivhaus errichten und später zum Plus-Energie-Haus ausbauen.

Quelle: ntv.de, dpa

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