Ratgeber

Gebildet aber pleite? Studienkredite sind im Kommen

Von Alexander Klement

Deutschland ist ein rohstoffarmes Land. Die Produktionskosten sind höher als andernorts. Unsere Chancen liegen also in der Bildung. Doch die künftigen Vordenker des Landes werden an unseren Hochschulen und Universitäten zur Kasse gebeten. Studiengebühren sind längst kein Schreckgespenst mehr sondern Realität.

Haben die Eltern das nötige Kleingeld, braucht sich der Filius über die Finanzen meist keine Gedanken zu machen. Diejenigen, die sich schon bisher das Studium nur mit Hilfe von Bafög leisten konnten oder knauserige Eltern haben können mittlerweile auch auf Studienkredite zurückgreifen. Diese vergeben Banken und Sparkassen sowie die Förderbank der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Anders als beim zinslosen Bafög-Darlehen müssen allerdings Zinsen gezahlt werden. Deshalb muss die Aufnahme eines Studienkredits reiflich überlegt sein. Schnell wachsen Zinsen und Auszahlungsbeträge auf eine stattliche Summe.

Reise ins Ungewisse

Die Reise gleicht einer Fahrt ins Ungewisse, denn zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses zu sagen, wie hoch der Rückzahlungsbetrag ausfällt, ist mehr als schwierig. Bei den meisten Kreditinstituten ist der Gesamtbetrag gedeckelt - mit 25.000 bis 30.000 Euro kann man da aber wohl eher von einem Spaghetti-Topf unter dem Deckel sprechen. Viele Banken und Sparkassen und auch die KfW haben zudem die Verzinsung des Studienkredits variabel angelegt. Da sich der Zinssatz dabei jederzeit ändern kann, ist der durch den Studienkredit entstehende Schuldenberg nahezu unberechenbar.

Man findet jedoch auch Angebote mit einer Festzinsvereinbarung. Nach einem Erhebung der Stiftung Warentest vom Herbst letzen Jahres wartete die Deutsche Kreditbank mit dem zinsgünstigsten Angebot auf. Der effektive Jahreszins lag dort zwischen 4,86 und 5,02 Prozent. Allerdings vergibt die Deutsch Kreditbank nur Kredite an Studenten im Hauptstudium. Das zinsgünstigste Angebot bei variabler Verzinsung bietet die KfW Förderbank mit einem Effektivzins von 4,10 Prozent.

Tag der Abrechnung

Irgendwann kommt natürlich der Tag der Abrechnung. Die Banken wollen ihr Geld zurück. Manche sind da sehr schnell bei der Hand. Bei Hannoversche Volksbank beispielsweise beginnt die Rückzahlungsphase nach Angaben von Stiftung Warentest bereits einen Monat nach Studienende. Ein Glückspilz, wer da schon einen Job gefunden hat. Die meisten haben etwas mehr Nachsicht und gewähren zwischen sechs und 24 Monaten Schonfrist nach Studienende, bevor es an die Rückzahlung geht.

Doch was, wenn auch dann noch kein Job gefunden wurde? Nicht zwangsläufig heißt es jetzt: 30 und pleite. Um den Studierenden mehr Sicherheit zu bieten, ist beispielsweise der Bildungskredit der Sparkassen mit einer Restkreditversicherung gekoppelt. Diese beinhaltet neben der Absicherung des Todesfallrisikos auch die Risikoabsicherung gegen Berufsunfähigkeit und Arbeitslosigkeit, um Studierende vor einer Überschuldung zu bewahren.

Fazit: Die Entscheidung, einen Bildungskredit in Anspruch zu nehmen, sollte gut überlegt und nur das letzte aller Mittel sein. Zuvor sollte die Finanzierung über die Eltern, die ja vielleicht auch ein zinsloses Darlehen gewähren können, ausgelotet, Bafög-Ansprüche geprüft und auch nach möglichen Stipendienprogrammen gesucht werden. Wenn dann trotzdem eine Studienkredit in Anspruch genommen werden muss, heißt es vergleichen: Neben dem Effektivzins spielen da auch Laufzeitbeschränkungen und Rückzahlmodalitäten sowie eventuell enthaltene Versicherungen eine Rolle. Ein fest vereinbarter Zinssatz bringt mehr Planungssicherheit. Wer in der komfortablen Situation ist, dass die Kinder jetzt noch klein sind, sollte schon mal mit dem Sparen für die Bildungsausgaben anfangen. Auch monatlich kleine Beträge, die zum Beispiel in einen Fondssparplan investiert werden, können später eine deutliche finanzielle Entlastung bringen.

Quelle: ntv.de

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