Weihnachtsshoppen Tester warnen vor Billigware
10.12.2008, 08:44 Uhr"Alle Jahre wieder", kann unterm Weihnachtsbaum auch das Risiko im Geschenkpapier eingewickelt sein. Was Beschenkte erfreut, kann Armin Mahl und seinen Kollegen tiefe Sorgenfalten ins Gesicht treiben.
Denn Mahl und sein Team setzen in der Karlsruher Geräteuntersuchungsstelle der Landesanstalt für Umwelt, Messungen und Naturschutz (LUBW) tagein tagaus Haartrockner in Brand, sie bringen Bollerwagen zum Bersten und schmeißen Kettensägen an. Und in vielen Fällen schlagen sie nach den Tests Alarm: "Jedes dritte Produkt fällt wegen Sicherheitsmängeln durch", warnt Mahl.
Falsche Kennzeichnungen
In ihrer zehnjährigen Geschichte nahm die Behörde rund 1200 verdächtige Stücke eingehend unter die Lupe. Im vergangenen Jahr wurden 163 von 198 überprüften Produkten beanstandet, 63 davon wegen schwerer Sicherheitsmängel, darunter Toaster, die in Flammen aufgingen, Mehrfachsteckdosen mit Kurzschluss und Himmelslaternen, die zu schnell Feuer fingen. Mal sind die Produkte auch falsch gekennzeichnet, mal lösen sich kleine Teile, die von Kinder verschluckt werden können, oder es besteht die Gefahr, dass sich die Kleinen an zu langen Seilen und Schnüren strangulieren können.
Geben Mahl und sein Team Alarm, so können die zuständigen vier Regierungspräsidien den Verkauf der angekreideten Produkte stoppen. Sie können aber auch einen Rückruf starten oder sogar die Vernichtung der mangelhaften Ware anordnen. Neben dem Imageschaden entstehen den betroffenen Unternehmen dadurch hohe Folgekosten, die bis in den Millionen-Euro-Bereich gehen könnten. Meistens allerdings sei der Hersteller selbst an den Ergebnissen interessiert und nehme die Produkte vom Markt, bevor die Behörde tätig wird, meint Margaretha Barth, Präsidentin der LUBW.
Billig muss nicht schlecht sein
Natürlich steigt nach Ansicht der Tester die Zahl der Mangelwaren mit der Produktflut aus den Ländern wie China, die die deutschen Sicherheitsstandards nicht besitzen. "Je billiger das Gerät, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass Sie ein gefährliches Produkt kaufen", warnt LUBW-Sprecher Jürgen Höß. Dennoch könne auch nicht generell gesagt werden, dass die billigen Sachen schlecht sind und die teureren gut. "Man darf sich also auch nicht der Illusion hergeben, dass Markenprodukte immer sicher sind", sagt Barth.
Der Rat der Experten: Verbraucher sollten das Produkt vor dem Gang zur Kasse immer auspacken. "Das ist erlaubt und die Möglichkeit sollte auch wahrgenommen werden", meint Barth. Vor allem beim Dauerbrenner der Tests von Armin Mahl und seinen Kollegen, den Mehrfachsteckdosen, raten die Prüfer zum Do-it-Yourself-Check:: "Wenn sich die Steckdose zum Beispiel von Hand öffnen lässt, sollte man besser die Finger von ihr lassen", meint Mahl, nachdem er das Plastikgehäuse mit den bloßen Fingern in Sekunden auseinandergerissen hat.
30 Zentimeter Stichflamme
Auf dem Tisch seines Kollegen steht bereits eine Armada von bunten Spielzeugautos, auf kleinen Videofilmchen zeigt Mahn, wie in den Tests der Prüfstelle Föngeräte in Sekundenschnelle verkohlen, wie 30 Zentimeter hohe Stichflammen aus Plastik-Feuerzeugen zündeln oder ein Lichtschlauch vor den Augen der Experten auf sich 170 Grad Celsius erhitzt und in Brand gerät.
Der wohl spektakulärste technische Mangel seiner LUBW-Karriere? "Wir hatten mal einen kompakten Satelliten-Receiver", erinnert sich Mahl. "Auf den ersten Blick funktionierte der ganz normal, aber wenn man den Stecker rauszog, umdrehte und wieder in die Steckdose steckte, stand das ganze Gehäuse unter Strom."
Quelle: ntv.de