Kreditkarten-Bonusprogramme Verstand ausgeblendet
13.02.2010, 13:00 UhrWenn die Deutschen die Worte "Rabatt" oder "Bonus" hören, scheint der Verstand auszusetzen. Egal ob Payback, Deutschlandcard oder Amazon - alle bieten eine Kreditkarte an, mit der man angeblich sparen kann.
Payback ist Deutschlands bekanntestes händlerübergreifendes Rabattprogramm. Bei teilnehmenden Händlern erhält man Punkte, die sich in Prämien oder Bargeld umtauschen lassen. Bei Payback gibt es nicht nur die normale Sammelkarte, die beim Einkauf vorzuzeigen ist und gescannt wird, sondern auch eine Kreditkarte.
Auf den Geschmack gekommen ist da nicht nur Payback, denn die Kreditkarte bietet die Möglichkeit, den Kunden an jeder Zahlung – ob Partner-Unternehmen oder nicht – teilhaben zu lassen. Doch lohnt sich das für den Kunden?
Geködert wird erst einmal mit einer kostenlosen Kreditkarte. Kostenlos bleibt diese in der Regel aber nur im ersten Jahr. Payback arbeitet bei der Herausgabe der Visa-Karte mit der Landesbank Baden-Württemberg zusammen – oder besser gesagt, die Bank gibt die Kreditkarte heraus, die mit dem Logo von Payback versehen ist. Das ist auch bei allen anderen Angeboten der Fall. Kunden sind träge. Haben sie die Karte erst einmal, behalten viele sie auch über das erste kostenlose Jahr hinaus. Im zweiten Jahr kostet die Payback-Visa-Karte dann 25 Euro. An diesem Punkt fängt die Rechnerei an.
Payback
Wer kein fleißiger Payback-Kunde ist und die Visa-Karte nur im Alltag einsetzt, erhält pro vier Euro Umsatz einen Payback-Punkt, der etwa einen Cent wert ist. Faktisch erhält der Kunde bei Bezahlung mit der Karte einen Rabatt in Höhe von 0,25 Prozent. Im schlimmsten Fall muss der Kunde im zweiten Jahr also 10.000 Euro mit der Karte umsetzen, um lediglich die Kartengebühr zu erwirtschaften. Etwas besser fällt die Bilanz aus, wenn der Karteninhaber sich in der Payback-Welt beweg. Dann nämlich erhält er doppelt so viele Payback-Punkte für den Einkauf bei Payback-Partnerunternehmen wie üblich. Deutlich schlechter fällt die Bilanz aus, wenn man sich entscheidet, nur Teilzahlungen zu leisten und das Visa-Karten-Konto in den Miesen führt. Dann wird ein Zinssatz von zurzeit 12,29 Prozent pro Jahr fällig.
Deutschlandcard
Um Payback Konkurrenz zu machen, ist Deutschland Card angetreten. Das Bonuspunkte-System ist hier ähnlich aufgebaut wie bei Payback. Eine Deutschland-Card-Kreditkarte darf da auch nicht fehlen. Kooperationspartner ist hier die Deutsche Bank. Im ersten Jahr ist die Mastercard gebührenfrei, im zweiten Jahr fällt eine Gebühr in Höhe von 19,50 Euro an. Ein Deutschland-Card-Punkt wird für drei Euro Kartenumsatz gutgeschrieben. Eine Barauszahlung der Punkte ist nicht möglich. Geht man davon aus, dass ein Punkt ebenfalls den Gegenwert von einem Cent hat, ist allerdings bei der Einlösung Vorsicht angesagt. So kostet beispielsweise die Karl-May-Hörbuchsammlung "Orientzyklus" 7400 Punkte, was einem Gegenwert von 74 Euro entsprechen würde. Im Online-Handel ist "Orientzyklus" allerdings schon für 35 Euro erhältlich, was bedeuten würde, dass ein Deutschland-Card-Punkt nur etwa 0,5 Cent wert ist und man sechs Deutschland-card-Punkte für die Gutschrift eines Cents benötigen würde. Daraus wiederum folgt, dass man 11.970 Euro mit der Kreditkarte bezahlen muss, um die Kartengebühr zu erwirtschaften. Besser fällt die Bilanz auch hier nur aus, wenn man bei Deutschland-Card-Partnern einkauft. Wie bei Payback zählen die Punkte dann doppelt.
Amazon.de
Ein weiteres prominentes Beispiel ist Amazon, das mit Hilfe der Amazon.de-Visa-Karte, die von der Landesbank Berlin herausgegeben wird, ein eigenes Bonusprogramm gestartet hat. Der Kartenpreis beträgt ab dem zweiten Jahr 19,99 Euro. Außerhalb von Amazon.de erhält der Käufer einen Rabatt von 0,5 Prozent, wenn er mit der Karte bezahlt – allerdings auch nur in Form von Bonuspunkten, die er für Einkäufe bei Amazon.de einsetzen kann. Rechnerisch muss also für 4000 Euro pro Jahr mit der Karte eingekauft werden, um die Jahresgebühr zu erwirtschaften. Auch bei Amazon.de kann man die Bilanz aufhübschen, wenn man selbst viel bei Amazon.de kauft, was ja der Sinn des Bonusprogramms ist. Dann nämlich gewährt Amazon immerhin zwei Prozent Rabatt auf jeden Einkauf. Dafür genehmigt sich die Landesbank Berlin satte 14,98 Prozent Zinsen pro Jahr, wenn sich auf dem Amazon.de-Kreditkartenkonto Schulden anhäufen.
Fazit
Die Liste mit anderen Anbietern, die eine Bonus-Programm-Kreditkarte einsetzen, ist lang. In einer Zeit, in der viele Online-Banken eine Kreditkarte kostenlos anbieten, lohnen die Kreditkartenangebote, die mit einer Jahresgebühr ausgestattet sind, nicht. Das Risiko, dass man den benötigten Mindestumsatz zum Ausgleich der jährlichen Kartengebühr nicht erreicht, ist hoch. Selbst unter Berücksichtigung des Bonusprogramms sollte man sehr genau kalkulieren, ob sich das Angebot dauerhaft rechnet. Die Anbieter setzen auf die Trägheit der Kunden. Hat man die Kreditkarte erst einmal, wird so schnell nicht gekündigt. Schließlich könnte zum Beispiel Amazon.de ein Bonusprogramm auch ohne Kreditkarte realisieren. Aber auf diese Weise ergibt sich ein netter Zuverdienst.
Quelle: ntv.de