Ratgeber

Assessment Center Verstellen bringt nichts

Bewerben, vorstellen, anfangen - so einfach ist das Procedere in vielen Jobs schon lange nicht mehr. Um die Kandidaten auf Herz und Nieren zu prüfen, laden viele Unternehmen zum Assessment Center (AC). Das dauert manchmal mehrere Tage, an denen Bewerber in verschiedenen Situationen Wissen, Können und Komepetenzen unter Beweis stellen müssen. Neu ist das Instrument nicht, aber es ereilt immer mehr Hochschulabsolventen, die sich für einen ersten Job bewerben und auch Fach- und Führungskräfte, die an ihrem Aufstieg arbeiten, müssen sich auf diese Weise beweisen.

"Assessment Center sind etablierte Personalinstrumente", sagt Christoph Aldering, Mitglied der Geschäftsleitung bei den Kienbaum Management Consultants. Die Aufgaben, die Bewerbern gestellt werden, sind bekannt - Literatur und Erfahrungsberichte gibt es dazu viele. "Das ist aber kein Hexenwerk - man sollte sich im Vorfeld nicht verrückt machen", sagt Aldering.

Authentizität gefragt

Etliche Ratgeber zu lesen und sich nur nach den entsprechenden Empfehlungen zu verhalten, findet auch Rainer Bäcker eher kontraproduktiv. "Dort gibt man Tipps, die zu einem Auftritt und Verhalten führen, das sehr unnatürlich ist", so der Leiter der Managementdiagnostik CFP beim Kölner Institut für Personal- und Unternehmensberatung (ifp). Und das ist nicht Sinn der Sache: Die Personaler und Fachverantwortlichen, die die Bewerber in ihrem Assessment Center beobachten, wollen vor allem, dass diese authentisch sind, sagt die Personalberaterin Helga Krausser-Raether.

Doch nicht nur die Persönlichkeit wird auf den Prüfstand gestellt - auch die fachliche Kompetenz ist ein wichtiges Pfund, mit dem die Bewerber wuchern sollten. "Substanz ist wichtig - wer sich nur selbst darstellt, lässt leicht einen negativen Eindruck zurück", sagt Bäcker. Zwar rate die einschlägige Literatur zu einer "aktiven Rolle" in Gruppenassessments - doch Selbstdarsteller ohne soliden fachlichen Hintergrund seien nicht die Mitarbeiter, die die Unternehmen suchten. Souveränität, Gelassenheit, Authentizität sind nach Alderings Worten Eigenschaften, die gut ankommen.

Wie im echten Leben

Die Aufgaben sind überwiegend realistisch - und nah am Berufsleben, da sind sich die Experten einig. "Typisch sind etwa Rollenspiele, in denen Situationen simuliert werden, die später im Alltag passieren könnten", sagt Beraterin Krausser-Raether. Ein unzufriedener Kunde könne das sein, der sich bei einem Vertriebler beschwert oder auch ein Mitarbeitergespräch.

"Dann gibt es noch die berühmte Postkorb-Übung, die allerdings langsam von einer neueren Variante abgelöst wird", sagt Aldering. Dabei wird eine Situation hergestellt, bei der ein Mitarbeiter in Unternehmen kommt und einen unsortierten Postkorb vorfindet. Es geht dann darum, die Post zu sortieren, sich also den Tag zu organisieren und diese Aufgaben dann abzuarbeiten.

Auf die Bewertung muss niemand lange warten. "Ein gutes Assessment Center zeichnet sich dadurch aus, dass der Kandidat ein erstes Feedback gleich zum Ende des Verfahrens bekommt", sagt Aldering. Es gebe einen klaren Trend, schnell zu sein. "So kann ein Assessment Center damit enden, dass einem Kandidaten bereits am Abend ein Vertrag vorgelegt wird."

Quelle: ntv.de

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