Ratgeber

Betriebliche Altersvorsorge Viele Verträge taugen nichts

Die betriebliche Altersvorsorge ist bequem: Der Arbeitgeber kümmert sich um die Auswahl des Anbieters und handelt - wenn es gut läuft - auch besonders günstige Konditionen aus. In einem großangelegten Vergleich hat die Zeitschrift "Öko-Test" nun über 180 Tarife verglichen. Das Ergebnis ist nicht gerade vielversprechend.

Vor der Unterschrift sollte man auf jeden Fall prüfen, ob die Konditionen dem Rahmenvertrag entsprechen.

Vor der Unterschrift sollte man auf jeden Fall prüfen, ob die Konditionen dem Rahmenvertrag entsprechen.

(Foto: pauline, pixelio.de)

Die betriebliche Altersversorgung gilt als bequem und vor allem als lukrativ: Bis zu 2688 Euro im Jahr können Arbeitgeber direkt aus ihrem Bruttogehalt in ihre Vorsorge investieren, unversteuert und sozialabgabenfrei. Der Fiskus und die gesetzliche Krankenkasse kommen erst dann ins Spiel, wenn das Geld im Rentenalter ausgezahlt wird, entweder als Rente oder als Kapitalabfindung. Auf den ersten Blick sieht das nach einem guten Geschäft aus, bei genauerem Hinsehen entpuppt sich die betriebliche Altersvorsorge aber oft als Flop. Das zumindest ist das Fazit der Zeitschrift Öko-Test, die für ihre Juni-Ausgabe insgesamt 184 klassische und fondsgebundene Tarife von Direktversicherungen und Pensionskassen untersucht hat.

Dabei machten es die Anbieter den Testern nicht einfach: Über 50 von ihnen wollten sich nicht vergleichen lassen, so dass die Daten verdeckt erhoben wurden. Die Zurückhaltung hat ihre Gründe. Zum Beispiel den, dass viele Tarife weit weniger Sicherheit bieten, als man annehmen dürfte. Gesetzt ist bei den klassischen Tarifen nur der Garantiezins, bei Neuverträgen ab 2012 sind das 1,75 Prozent. Die allerdings gibt es nur für den Sparanteil, nicht für die gesamten Einzahlungen. Einen Kapitalerhalt sichern im Fall des 55-jährigen Musterkunden nicht einmal 20 Prozent der untersuchten klassischen Direktversicherungen und Pensionskassen zu. Im schlechtesten Fall waren zum Rentenbeginn sogar fast 2000 Euro weniger sicher auf dem Konto, als eingezahlt wurden.

Fondstarife nur für Jüngere

Damit verlieren die klassischen Tarife ihren größten Vorzug gegenüber den Fonds-Modellen. Bei ihnen ist immerhin sicher, dass die Sparer am Ende ihre Einzahlungen wieder herausbekommen. Dennoch rät Öko-Test älteren Arbeitnehmern von fondsgebundenen Direktversicherungen und Pensionskassen ab. Zumindest, wenn das Geld als lebenslange Rente ausgezahlt werden soll. Im Test lagen die Garantierenten der Fonds-Angebote noch unter denen der klassischen Tarife. Zwar bietet ein Fondsanteil auch bessere Renditechancen, doch auf die sollten allenfalls jüngere Mitarbeiter setzen. Hier bleibt genug Zeit, Börsenschwankungen auszusitzen und über einen längeren Zeitraum sind durchaus Rentenrenditen um die vier Prozent drin. Doch wer nur noch wenige Jahre bis zur Rente hat, kann nicht darauf vertrauen, dass die Fonds bis dahin ein Plus erwirtschaften. Und selbst wenn, dann zehren die hohen Vertragskosten an der Rendite.

Auch bei klassischen Direktversicherungen und Pensionskassen ist die Rendite kaum vorhersehbar. Zwar werden die garantierten Leistungen durch zusätzliche Überschüsse aufgepolstert werden. Doch wie hoch die ausfallen, und ob sich langfristig überhaupt noch Überschüsse erwirtschaften lassen, ist angesichts der weltweiten Staatsschuldenkrise völlig unklar. Wiederum sind es vor allem die älteren Kunden, die das zu spüren bekommen. Die auf Basis der prognostizierten Monatsrenten kalkulierten Renditen seien für den 55jährigen Musterkunden jedenfalls "außerordentlich gering", schreibt Öko-Test. Im schlechtesten Fall könne er nicht einmal auf Inflationsausgleich hoffen.

Risiken für Arbeitgeber

Einige Lichtblicke fanden die Tester dann aber doch, vor allem unter den klassischen Tarifen der Pensionskassen. Am besten sorgt der BVV Versicherungsverein des Bankgewerbes für seine Mitglieder vor. Erlebt der Musterkunde hier seinen 85. Geburtstag, sind ihm immerhin 0,55 Prozent Rendite sicher, Überschüsse nicht eingerechnet. Bei den meisten anderen Angeboten sieht es deutlich schlechter aus. Wird lediglich die Garantierente ausgezahlt, dann liegt die Rentenrendite selbst mit 85 Jahren noch im Negativbereich.

Das bringt auch für den Arbeitgeber gewisse Risiken mit sich. Denn per Gesetz müssen Firmen ihren Mitarbeitern bei Entgeltumwandlung ein "wertgleiches" Versorgungsangebot machen. Das heißt: Wird Lohn direkt in die Altersvorsorge investiert, muss sicher sein, dass am Ende auch mindestens die gleiche Summe herauskommt. Noch wird über die Haftungsrisiken unter Juristen heftig diskutiert, doch schlimmstenfalls könnten die Arbeitsgerichte die Arbeitgeber als schadenersatzpflichtig betrachten.

Trojanische Pferde

Attraktiv wird die betriebliche Altersvorsorge vor allem dann, wenn Arbeitgeber bei den Versicherungen günstige Betriebsrenten-Tarife aushandeln. Die Konditionen solcher Kollektivverträge sind meistens deutlich besser als die Angebote in der privaten Vorsorge. Dennoch sollten die Mitarbeiter genau hinsehen, was sie unterschreiben. Das zeigt der Fall der Hamburg-Mannheimer Pensionskasse, die heute zum Ergo-Konzern gehört. Einzelne Vertreter ignorierten die ausgehandelten Sonderkonditionen einfach und verkauften Mitarbeitern deutlich schlechtere, aber provisionsträchtigere Verträge. Rahmenverträge wurden also als "trojanisches Pferd" genutzt, um an die Mitarbeiter heranzukommen. Auch wenn der Ergo-Fall inzwischen aufgeklärt ist, vermuten Verbraucherschützer, dass diese Rabattprellerei in der Branche nicht ungewöhnlich ist. Ein Grund mehr also, bei betrieblichen Altersvorsorge-Verträgen etwas genauer hinzusehen.

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Quelle: ntv.de, ino

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