Alle Bonusmeilen abgewertet Vielflieger verklagt Lufthansa
24.11.2011, 12:27 UhrWer als Vielflieger im "Miles and More"-Programm registriert ist, bekommt eine ganze Menge Post von der Lufthansa. Bei entscheidenden Informationen ist die Fluggesellschaft allerdings weniger mitteilungsbedürftig. So kommt es, dass viele Meilensammler erst zu spät oder gar nicht von der Abwertung ihrer Bonusmeilen erfahren haben. Deswegen zieht ein Kunde vor Gericht.
Über 2 Millionen Freitickets hätten den Kunden zugestanden. Nach der Abwertung sind es ein paar weniger.
Ein Vielflieger hat die Lufthansa verklagt, weil sie seiner Meinung nach rechtswidrig sein Konto beim Bonusprogramm "Miles and More" entwertet hat. Dem Hamburger IT-Professor Tobias Eggendorfer geht es um die Informationspolitik der Fluggesellschaft, die zum 3. Januar 2011 die Gegenwerte für die gesammelten Meilen gesenkt hatte. Sein Konto sei mit einem Schlag um etwa 40 Prozent entwertet worden, klagt der Lufthansa-Kunde, der seine Meilen in der Regel für neue Tickets eingesetzt hat.
Eggendorfer bestätigte einen Artikel der "Financial Times Deutschland", dass eine erste Verhandlung für den 27. Januar beim Landgericht Köln angesetzt ist. Der Streitwert sei auf 20.000 Euro festgesetzt worden, was auch eine Sprungrevision zum Bundesgerichtshof ermögliche. Zum genauen Stand seines Meilenkontos wollte sich der Lufthansa-Kunde mit "Senator-Status" nicht äußern.
Keine Fristverlängerung
Der Kläger stört sich insbesondere daran, dass die entsprechende Änderung der Allgemeinen Geschäftsbedingungen (AGB) nur kurzfristig und versteckt im Internetauftritt und sogar erst nach Inkrafttreten im Kundenmagazin publiziert worden sei. "Täglich erhalte ich mindestens vier Mails von der Lufthansa über Wetter und Ähnliches, aber eine solche wichtige Änderung wird nicht kommuniziert." Vergeblich habe er um eine längere Frist zur Verwertung seiner Meilen oder um einen Ausgleich nachgesucht. Es sei ihm unmöglich gewesen, die gesammelten Meilen innerhalb von vier Wochen einzusetzen.
Die Lufthansa hält dagegen: Man habe die erste Preiserhöhung der Meilengegenwerte seit sieben Jahren rechtzeitig und auf allen Kanälen kommuniziert, erklärte Sprecher Andreas Bartels. Im übrigen könne er sich nicht zu laufenden Verfahren äußern.
Für die Lufthansa hat sich die Abwertung der Bestandsmeilen gelohnt, wie die FTD berechnete. Die rund 20 Millionen Miles&More-Kunden hätten sich bis Ende 2010 198 Milliarden Meilen erflogen. Das habe zuvor einem Gegenwert von 2,2 Millionen Business-Tickets in die USA entsprochen. Heute seien es nur noch 1,88 Millionen. Bei einem Ticketpreis von 3000 Euro ergibt sich daraus eine Differenz von 960 Millionen Euro.
Quelle: ntv.de, dpa