Tacho frisiert, Rechnung falsch Vorsicht beim Autokauf
13.05.2008, 07:49 UhrDas Autokino in Essen verwandelt sich jeden Samstag in den größten Automarkt Europas. Hier tummeln sich Privatleute und Händler, immer auf der Suche nach gut erhaltenen Schnäppchen. So vielfältig wie das Angebot ist auch das Sprachgewirr, es herrscht Basarstimmung. Doch längst nicht alles was hier glänzt, hält was die Verkäufer versprechen.
"Viele Angebote sind mangelhaft", hat auch Peter Meintz vom ADAC festgestellt. Da würden Unfallschäden verschwiegen und Verschleißreparaturen nicht durchgeführt. "Wenn man dann hinterher in die Werkstatt fährt oder die erste Inspektion vornehmen lässt, erlebt man sein blaues Wunder." Umso wichtiger ist beim Autokauf der nötige Sachverstand. So ist ein Kfz-Meister aus dem Bekanntenkreis oder zumindest ein guter Freund mit dem nötigen Fachwissen als Begleitung Gold wert. Der muss die Schwachstellen des Wagens aufspüren und beim Käufer im richtigen Augenblick auf die Euphoriebremse treten.
Doch auch als Käufer sollte man kritisch sein. Dazu gehört zunächst einmal, die Papiere genau zu prüfen. Das sind neben Zulassung, TÜV- und AU-Bescheinigung auch die Werkstattrechnungen. Die Wartungsdaten sollten mit angebrachten Aufklebern am Fahrzeug übereinstimmen. Bei Widersprüchen: Finger weg. Zu solchen Widersprüchen zählt beispielsweise ein angeblich niedriger Kilometerstand, obwohl gleichzeitig ein zweiter Satz Reifen oder auch die Pedale schon deutlich abgenutzt sind.
Niemals ohne Probefahrt
Neben dem ersten Augenschein bringt vor allem eine Probefahrt schnell Ungereimtheiten und kommende Reparaturquellen ans Licht. Springt der Wagen nicht gleich an oder vibriert das Lenkrad bei der Fahrt? Das sind nicht gerade Kaufsignale. Gleiches gilt für bislang noch aufgeschobene Inspektionen. Besonders die teure Zahnriemenreparatur, die nach etwa 120.000 Kilometern fällig wird, sparen sich viele, weiß ADAC-Experte Meintz. "Der Trick ist: 150.000 Kilometer zu fahren, Tacho zurückzustellen und das Auto dann zu verkaufen. Für den Käufer ein Riesenschaden!"
Doch auch nach dem intensiven Auto-Check bleibt ein Restrisiko. Dann ist ein wenig Psychologie gefragt: Wie glaubwürdig wirkt der Verkäufer? Wie reagiert er etwa auf die Frage, ob er das Auto noch in einer Fachwerkstatt untersuchen lassen würde? Auch das ist ein guter Test, bevor der Kaufvertrag unterschrieben wird. Denn danach hat der Käufer beim Privatkauf kaum noch Ansprüche.
"Unter Vorbehalt zu kaufen ist Unsinn. Wenn das Auto gekauft ist, ist es gekauft", so Meintz. Denn im privaten Automarkt gibt es keine Gewährleistung. Ein Rückgabegrund wäre es allenfalls, wenn der Verkäufer getäuscht oder betrogen hat. Allerdings bewegt man sich in solchen Fällen oft in einer rechtlichen Grauzone. "Also: Vorher richtig hingucken", rät Meintz. Wer das beherzigt, kann auch im Autokino Essen stolzer Besitzer eines Gebrauchtwagens werden, ohne die Entscheidung später zu bereuen.
Quelle: ntv.de