Bonbonlutschend zum Zappelphilipp Warnung auf Süßigkeiten
19.07.2010, 16:00 UhrAllzu bunt ist offenbar ungesund: Weil Studien einen Zusammenhang zwischen künstlichen Farbstoffen und Hyperaktivität feststellen, müssen synthetisch gefärbte Lebensmittel nun einen Warnhinweis tragen - zum Ärger der Lebensmittellobby.
Knallbunte Süßigkeiten und andere Lebensmittel, die bestimmte künstliche Farbstoffe enthalten, müssen von diesem Dienstag an einen Warnhinweis auf der Packung tragen. Nach einer EU-Verordnung muss der Satz "kann Aktivität und Aufmerksamkeit von Kindern beeinträchtigen" mit aufgedruckt sein. Die neue Regelung gilt für die Farbstoffe Tartrazin (E 102), Chinolingelb (E104), Gelborange S (E 110), Azorubin (E 122), Cochenillerot A (E 124) und Allurarot AC (E 129).
Die synthetischen Farbstoffe sind häufig in Süßigkeiten wie Bonbons, Lutschern und Kaugummis sowie Limonaden zu finden. Doch sie können auch Pudding oder Speiseeis beigemischt sein. Oft verbergen sich die Stoffe hinter den E-Nummern, die auf Verpackungen aufgedruckt sind. Verbraucherschützer wenden sich schon lange gegen diese künstlichen Zusätze, die im Verdacht stehen, Allergien oder Krebs auszulösen. Eine Studie der britischen Universität Southampton hatte 2007 auch einen Zusammenhang zwischen Hyperaktivität, Aggressivität und Konzentrationsschwierigkeiten bei Kindern und dem Genuss von Süßigkeiten mit diesen Farbstoffen gefunden.
EU geht auf Nummer Sicher
Die Europäische Lebensmittelsicherheitsbehörde EFSA kam zwar 2008 zu dem Schluss, dass die britische Studie keine ausreichenden Beweise für diesen Kontext liefere. Das EU-Parlament entschied sich dennoch für einen Warnhinweis auf Lebensmitteln, die solche Farbstoffe enthalten.
Die deutsche Lebensmittelwirtschaft kritisierte diese Neuregelung. "Gefühlte Risiken machen Verbraucher unsicher", sagte Matthias Horst, Hauptgeschäftsführer des Bundes für Lebensmittelrecht. Grundlage für solche Warnhinweise dürften nur belastbare, wissenschaftlich ermittelte Daten sein, die sich auf wirkliche Gesundheitsrisiken beziehen. Diese lägen hier nicht vor. Verbraucherschützer argumentieren dagegen, dass sich künstliche Farbstoffe durch natürliche ersetzen lassen. Dazu zählten zum Beispiel Frucht- und Pflanzenextrakte wie Beetenrot, Spinatextrakt, Holunder oder Carotinoide.
Quelle: ntv.de, dpa