Ratgeber

Alt- und Neubauten Welche Heizung sich wo eignet

Es gibt längst gute Alternativen zu Öl- und Gasheizungen. Wärmepumpen, Pellet- und Holzschnitzelheizungen und sogar Blockheizkraftwerke stehen zur Verfügung. Doch längst nicht jedes Heizsystem passt zu jedem Haus.

Vor 30 Jahren war die Heizungsfrage noch völlig klar. Wer damals ein Eigenheim baute oder kaufte, installierte eine Gas- oder Ölheizung – auch in Abhängigkeit davon, ob Gas überhaupt verfügbar war. Außerdem sorgten noch Kohleöfen und Nachtspeicherheizungen für Wärme. Energieeffizienz und Abgaswerte spielten eine vergleichsweise geringe Rolle.

Wer heute ein Haus baut, muss Energieeinsparverordnungen (EnEV) für Gebäude einhalten. Momentan gilt EnEV 2009 die zum Ziel hat, den Energiebedarf für Heizungs und warmes Wasser um ca. 30 Prozent im Vergleich zu vorher gültigen EnEV zu senken. Die EnEV 2012 wird kommen und fordert nochmals eine Einsparung um ca. 30 Prozent.

Entscheidungen mit langfristiger Wirkung

Bauherrn müssen sich also zwangsläufig auch mit der Energiegewinnung auseinandersetzen. Wer die alte Heizungsanlage austauscht, steht vor einem ähnlichen Problem. Hier müssen Entscheidungen getroffen werden, die Auswirkungen auf die nächsten 15 bis 20 Jahre haben. Die Auswahlmöglichkeiten haben deutlich zugenommen. Es gibt die Ölheizung als Niedertemperatur- oder Brennwertkessel, mit Gas kann ebenfalls ein Niedertemperatur- oder Brennwertsystem oder auch ein Blockheizkraftwerk betrieben werden, Wärmepumpen gibt es als Luft-, Solewasser- oder Erdwärmesysteme. Außerdem gibt es noch Pellet- und Hackschnitzelheizungen und an manchen Orten ist auch ökologische Fernwärme möglich. Darüber hinaus lassen sich viele Heizungen mit Solarwärmeanlagen kombinieren.

Grundsätzlich gilt: Nicht jede Heizung passt zu jedem Haus. Wärmepumpen eignen sich beispielsweise eher für Häuser, die mit Flächenheizungen wie Fußboden- oder Wandheizungen ausgestattet sind, da diese am effizientesten arbeiten, wenn die Vorlauftemperatur nicht so hoch ist. Um Licht ins Dunkel zu bringen, hat das Umweltbundesamt vor kurzem die Studie "Umweltwirkung von Heizungssystemen in Deutschland" herausgebracht, die kostenfrei heruntergeladen werden kann. Auf über 90 Seiten vergleichen die Experten die Heizsysteme für verschiedene Häuser unterschiedlichen Alters.

Mustergebäude im Vergleich

Bahnbrechend neue Erkenntnisse bringt die Studie nicht hervor, doch sie liefert einen guten Überblick und Entscheidungshilfen. Ein Ziel der Studie war es, die Vergleichbarkeit bei der Bereitstellung von Heizwärme, Warmwasser und Belüftung der Gebäude für unterschiedliche Gebäudegrößen und Energiestandards herzustellen. Der Schwerpunkt der Untersuchung lag auf dem unsanierten Altbau und dem Neubau nach EnEV 2009. Hier wurden jeweils zwölf unterschiedliche Systeme mit und ohne Solarthermie betrachtet und in punkto Jahresgesamtkosten und Emissionswerten verglichen.

Öl-Kessel – unabhängig, ob als Niedertemperatur- oder Brennwertkessel – weisen die höchsten Emissionen auf. Dahinter reihen sich Luft-Wasser-Wärmepumpen und Sole-Wasser-Wärmepumpen ein. Bei den Wärmepumpen stellten die Experten je nach Einsatzgebiet größere Schwankungen fest. Weniger Treibhausgase verursachen Scheitholz- und Pelletkessel, die etwa gleichauf mit regenerativer Fernwärme liegen. Allerdings verursachen die Holzheizungen mehr andere Luftschadstoffe wie Kohlenmonoxid und Feinstaub. Die Gasheizungen sind in Abhängigkeit vom Energiestandard des Hauses bei älteren Gebäuden emissionsärmer und bei Neubauten emissionsreicher als Wärmepumpen.

Kostenbilanz

Dass die Jahresgesamtkosten für die Heizsysteme im unsanierten Bestand fast immer größer als bei Neubauten sind, war auch vor der Studie klar. Für Bauherrn interessant dürfte allerdings die Erkenntnis sein, dass die Kosten für das KfW-70-Effizienzhaus größer als für den EnEV-2009-Neubau sind. Dies hängt mit den zusätzlichen Kosten für die Lüftungsanlage mit Wärmerückgewinnung und den höheren Stromkosten durch den Betrieb der Anlage zusammen, was bei dem Vergleich nicht in allen Fällen durch eingesparte Energiekosten ausgeglichen werden konnte.

Die beste Kostenbilanz im unsanierten Einfamilienhaus weist der Scheitholzkessel auf, der jedoch laut der Studie nur in wenigen Fällen aufgrund der notwendigen Infrastruktur und manuellen Beschickung in Frage kommt. Im Klartext: günstig, aber nicht gerade komfortabel. Dahinter folgen momentan noch die Brennwert- und Niedertemperaturkessel, die mit Öl betrieben werden, gefolgt vom Gas-Brennwertkessel. Auch bei Energiesparhäusern liegt der Gas-Brennwertkessel vor den Alternativen. Das ist momentan noch damit zu begründen, dass die Fixkosten der Alternativen zu Öl- und Gasheizungen vergleichsweise hoch sind (Ausnahmen bilden hier Scheitholzkessel und Fernwärme) und noch nicht durch die niedrigeren Verbrauchskosten ausgeglichen werden können. Bei Mehrfamilienhäusern zeigt sich ein ähnliches Bild.

Die besten Gas-Brennwertkessel

Die Stiftung Warentest hat zuletzt im Sommer des vergangenen Jahres Gas-Brennwertkessel mit Solarwärmeanlagen untersucht. Die Listenpreise inklusive Speicher und Regelung der acht getesteten Brennwertkessel reichten 4500 bis 5800 Euro. Auch bei den Testergebnissen lag das Feld dicht beieinander. Die Tester haben ausschließlich die Note "gut" vergeben. Günstig und mit dem zweitbesten Ergebnis (Note 1,8) hat die Remeha Calenta 15DS für 4500 Euro (De Dietrich Remeha GmbH) abgeschnitten.

Unterm Strich die richtige Entscheidung für eine Heizungsanlage zu treffen bleibt schwer. Wer glaubt, dass Öl- und Gaspreise in den nächsten Jahren stark steigen, wird sich trotz des momentan noch bestehenden Kostenvorteils nicht die herkömmlichen Heizsysteme einbauen lassen. Die Verbraucherzentrale Saarland warnt mit Hinblick auf einen schnellen Ausstieg aus der Atomenergie vor Wärmepumpen, da der Strombedarf dadurch gerade in den Wintermonaten deutlich steigen würde. Holzpellets sind bislang noch preisstabiler als Öl und Gas. Wie stark die Preise bei einem sprunghaften Anstieg der Anlagen steigen würden, vermag jedoch niemand so recht zu prognostizieren.

Quelle: ntv.de

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