Sberbank und VTB Bank Wie sicher sind die russischen EU-Banken?
02.03.2022, 11:29 Uhr (aktualisiert)
Unabhängig von der Sicherheit der Einlagen ist nicht auszuschließen, dass die russische Regierung Gelder, die bei ihren Banken angelegt werden, zur Finanzierung des Krieges verwendet.
(Foto: imago images/Alex Halada)
Sberbank und VTB sind die beiden größten russischen Banken. Mit Ablegern in Europa. Nach dem Angriff Russlands auf die Ukraine wurden die Institute mit Sanktionen belegt. Gelder der ersteren liegen ab sofort auf Eis. Was bedeutet das für Sparer hierzulande und welche Risiken gibt es generell?
Der Überfall Russlands auf die Ukraine hat auch für Sparer Folgen. Denn die Sanktionen unter anderem der Europäischen Union und der USA treffen auch die russischen Geldinstitute. Die beiden Großbanken Sberbank und VTB haben via ihrer EU-Töchter in Frankfurt (VTB Europe SE, VTB Direktbank) und Wien (Sberbank Europe AG) hierzulande mit attraktiven Zinsen auch deutsche Sparer angelockt.
Doch die Tochtergesellschaft der wichtigen russischen Sberbank, die Sberbank Europe sowie ihre Tochtergesellschaften in Kroatien und Slowenien, werde "wahrscheinlich" zahlungsunfähig, erklärte die Europäische Zentralbank (EZB). Denn aufgrund der "Auswirkungen der geopolitischen Spannungen auf ihren Ruf" habe die mehrheitlich vom russischen Staat kontrollierte Sberbank "erhebliche Einlagenabflüsse hinnehmen" müssen, teilte die EZB mit. Die österreichische Bankenaufsicht (FMA) belegte die Bank daraufhin wegen drohender Überschuldung mit einem Zahlungsmoratorium.
Was bedeutet das Zahlungsmoratorium?
Dies bedeutet unter anderem, dass die Bank den Kundenverkehr einstellen muss. Auch darf sie kein Geld mehr von Kunden entgegennehmen. Ausnahme sind Zahlungen, die zur Tilgung von Schulden bestimmt sind, und Auszahlungen, die der Sicherung des "nötigsten täglichen Bedarfs" von maximal 100 Euro pro Tag dienen. Das Moratorium gilt vorerst bis einschließlich 1. März.
Was ist mit dem Geld der Sparer?
Private Sparer der Bank müssen sich zunächst aber keine Sorgen um ihr Geld machen. Die Sparguthaben sind durch die europäische Einlagensicherung abgesichert. Sollte die Bank also in den nächsten Tagen oder Wochen tatsächlich pleitegehen, bekommen Sparer ihr angelegtes Geld plus Zinsen zurück, wie Finanztest berichtet. Die Bank hat laut eigenen Angaben 85.000 Kunden.
Wann tritt der Entschädigungsfall ein?
Die Einlagen von Sparern in der Europäischen Union sind weiter bis zu 100.000 Euro je Einleger und Bank geschützt. Laut Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) sind deutsche Einlagen bei der Zweigniederlassung in Frankfurt am Main (Sberbank Direct) über die österreichische Einlagensicherung geschützt. Sollte nach dem Moratorium die Insolvenz der Bank festgestellt werden, greift zwar die Einlagensicherung von Österreich, für die Auszahlung ist aber die deutsche Entschädigungseinrichtung zuständig. Sie zahlt in der Regel innerhalb von sieben Arbeitstagen die Einlagen zurück.
Wie verhält es sich mit der VTB?
Gegen die VTB Bank (Europe) SE, die wie ihr deutscher Ableger, die VTB Direktbank, ihren Sitz in Frankfurt am Main hat, hatte die Bafin bereits im Herbst letzten Jahres einen Sonderbeauftragten zur Geldwäscheprävention eingesetzt, der fortlaufend auch mögliche Terrorfinanzierungen überwachen soll. Über ein mögliches Moratorium ist derzeit nichts bekannt. Die VTB Direktbank ist Teil der russischen VTB Gruppe. Einlagen von Sparern sind über die deutsche Einlagensicherung abgesichert. Die Bank ist zusätzlich Mitglied im Einlagensicherungsfonds des Bundesverbandes deutscher Banken (BdB). Sollte die VTB Direktbank insolvent werden, würden diese Einlagensicherungssysteme greifen, wie der BdB auf eine Anfrage von Finanztest bestätigte. Spareinlagen von Privatanlegern und "rechtsfähigen Stiftungen" seien bis zur jeweils geltenden Sicherungsgrenze geschützt. Der Mindestschutz pro Einleger beträgt dabei 15 Prozent des haftenden Eigenkapitals der Bank, mindestens aber 750.000 Euro.
Was ist mit anderen russischen EU-Banken?
Dazu gehört die FIBR, deren Eigentümer die russische Alfa-Bank ist. Auch die East West Direkt, die zur Sistema JSFC in Russland, einer der größten Investmentgesellschaften des Landes, gehört. Für beide gilt entsprechend der EU-Einlagensicherungsrichtlinie nach wie vor die Einlagensicherung des Herkunftslandes. Diese erfolgt bei FIBR über das Einlagensicherungssystem der Niederlande und bei der East West Direkt über die Einlagensicherung Luxemburgs. Die Sicherungssysteme der Niederlande und Luxemburgs schützen Festgeld und Tagesgelder im Pleitefall bis insgesamt 100.000 Euro pro Kunde und Bank.
Müssen Kunden selbst aktiv werden?
Nein, Kunden der Banken müssen nicht selbst aktiv werden. Sie werden von der Einlagensicherung benachrichtigt.
Aber?
Unabhängig von der Sicherheit der Einlagen ist nicht auszuschließen, dass die russische Regierung Gelder, die bei ihren Banken angelegt werden, zur Finanzierung des Krieges verwendet. Auch eine Gegenreaktion des russischen Staates auf die Sanktionen kann zu einem Risiko für Anleger werden, wie das Finanzportal Biallo.de zu bedenken gibt. Demnach besteht theoretisch die Gefahr, dass Russland die Banken anweist, das Geld europäischer Kunden nicht mehr herauszugeben - oder nach Russland zu transferieren.
Werden Kunden auch dann von der Einlagensicherung entschädigt, wenn der russische Staat ihre Gelder einfriert und das betreffende Institut nicht insolvent geht?
Laut Biallo kommt es dann auf die deutsche Finanzaufsicht Bafin an. Damit die Einlagensicherung greift, muss die Bafin formal den sogenannten Entschädigungsfall feststellen. Bei einer Insolvenz ist das in aller Regel der Fall. Wie das Portal aus Branchenkreisen erfahren hat, ist das theoretisch aber auch möglich, wenn die Aufseher zu dem Schluss kommen, dass die Einlagen der Kunden auf Dauer nicht mehr verfügbar sind. Ob dies in einem solchen Fall zutrifft, hängt von der Situation ab und deren Bewertung durch die Bafin. Mutmaßlich dürfte dies auch für die anderen erwähnten Einlagensicherungsfonds gelten. Die deutschen Einlagensicherungsfonds sind jedenfalls bisher noch in jedem Entschädigungsfall eingesprungen.
(Dieser Artikel wurde am Montag, 28. Februar 2022 erstmals veröffentlicht.)
Quelle: ntv.de, awi