Abwärtstrend beim Tagesgeld Wo jetzt noch was zu holen ist
11.05.2012, 16:43 UhrVor ein paar Monaten galten Zinssätze um die 2,50 Prozent beim Tagesgeld noch als dürftig, heute ist man froh, eine Bank zu finden, die so viel zahlt. So hat etwa die niederländische Moneyou schon Schwierigkeiten, den Kundenansturm zu bewältigen, den ihr 2,55 Prozent-Angebot hervorruft. Andere Banken ködern Neukunden mit Begrüßungsgeld.
In Scharen haben die Deutschen im letzten Jahr ihr Geld zu ausländischen Banken getragen. Seit April 2011 seien die Einlagen bei Zweigstellen ausländischer Institute um 21,7 Milliarden Euro auf 67 Milliarden Euro geklettert, berichtet die "Financial Times Deutschland". Die Milliarden wandern zu Anbietern wie der Bank of Scotland, der niederländischen ABN Amro oder der russischstämmigen VTB Direktbank, die man in Tagesgeldvergleichen regelmäßig ganz oben findet.
Inzwischen allerdings auf niedrigerem Niveau als noch vor wenigen Monaten. Waren Ende letzten Jahres noch Spitzenzinsen über 2,70 Prozent drin, gelten 2,50 Prozent heute schon wieder als Schnäppchen. Damit reagieren die Banken – wenn auch spät – auf die Entwicklung des EZB-Leitzinses. Der sank seit November von 1,50 auf 1,00 Prozent und hat sich seither auch nicht mehr bewegt. Dass Geld billig ist, bekommen nun also auch die Anleger zu spüren. Mehr als 2,6 Prozent sind auf dem Tagesgeldmarkt derzeit nicht zu holen. So viel bietet die Cortal Consors für Einlagen zwischen einem und 50.000 Euro, garantiert für zwölf Monate. So lange legt sich sonst keine andere Bank fest, zumindest keine von den richtig guten. Gut ist das Cortal Consors-Angebot allerdings auch nur im ersten Jahr. Wer danach nicht kündigt, bekommt nur noch magere 1,5 Prozent.
Guthaben für Neukunden
Soviel zahlt auch die ING-Diba, wenn die sechsmonatige Zinsbindung endet. Vorher liegt der Zinssatz zwar nur bei 2,25 Prozent, rentabel ist die Sache trotzdem, wenn man die 50 Euro mit einrechnet, mit denen die Bank neue Kunden begrüßt. Den Bonus gibt es schon ab einem Euro Mindesteinlage. Bei einer realistischeren Anlagesumme von 1000 Euro garantiert allein die Bonuszahlung eine Rendite von 10 Prozent p.a. und ist damit kaum zu schlagen.
Begrüßungsgeld gibt es auch bei der Bank of Scotland. Wer bis zum 31.5. ein Konto mit einem Euro Mindestanlage eröffnet, bekommt von den Briten 30 Euro gutgeschrieben. Da dürfte es auch zu verschmerzen sein, dass die Bank in den Vergleichsrankings gerade ein paar Plätze nach unten gerutscht ist. Statt 2,60 gibt es nun nur noch 2,40 Prozent. Die neuen Konditionen gelten auch für Bestandskunden, denn festgeschrieben sind die Zinsen bei der Bank of Scotland nicht.
Kunden stürmen MoneYou
Keinen Bonus, aber immer noch satte 2,55 Prozent Zinsen verspricht die MoneYou, eine Tochter der niederländischen ABN Amro. Das Angebot gilt ab dem ersten Euro bis zu einer Maximaleinlage von 1000.000 Euro. Haken und Ösen gibt es keine, allerdings ein Zugangsproblem: Viele Neukunden berichten von Problemen bei der Kontoeröffnung, bis zur Einrichtung können derzeit Wochen vergehen. Das sorgt für Nervosität, vor allem bei jenen, die schon Geld überweisen haben, um so früh wie möglich von den Zinsen zu profitieren. Sie müssen aber offenbar nicht um ihre Einlagen fürchten. Gegenüber der Stiftung Warentest erklärte eine Bankensprecherin, man sei von der hohen Nachfrage schlicht überrascht worden. Um dem Ansturm Herr zu werden, würden derzeit neue Mitarbeiter eingestellt. Derzeit sollten sich Neukunden aber noch auf zehn Tage Wartezeit einstellen.
Auch die Barclays Bank scheint das Interesse, das gute Tagesgeld-Angebote hervorrufen, unterschätzt zu haben. Schwierigkeiten mit langen Bearbeitungszeiten gab es jedenfalls auch beim im Februar eingeführten "Tagesgeld LeitzinsPlus". Kein Wunder, die Konditionen waren unschlagbar gut: Zusätzlich zum aktuellen Leitzins versprach die Bank einen Aufschlag von 1,75 Prozent zu zahlen, und das ganze drei Jahre lang. Wer damals zugeschlagen hat, kann sich glücklich schätzen, denn schon Ende März schrumpfte der Aufschlag für Neukunden auf 1,5 Prozent. Doch auch damit ist es nun vorbei: Seit gestern stocken die Briten den Leitzins nur noch um ein Prozent auf. Damit ist Barclays ins untere Drittel der Zinstabelle gerutscht. Ein schwacher Trost: Probleme mit zu großem Kundenandrang dürfte es fürs erste nicht mehr geben.
Quelle: ntv.de