Studie Zeitarbeiter häufiger krank
24.06.2009, 08:57 Uhr
Leiharbeit belastet: Laut der Techniker Krankenkasse sind Zeitarbeiter häufiger krank.
Zeitarbeiter sind deutlich häufiger krank und unzufrieden mit Einkommen und Zukunftsperspektiven als andere Arbeitnehmer. Mit durchschnittlich 14,7 Fehltagen waren Zeitarbeiter 2008 vier Tage mehr krankgeschrieben, berichtete die Techniker Krankenkasse (TK).
Der Krankenstand lag mit vier Prozent 1,1 Prozentpunkte über dem Bundesschnitt. Bei drei von vier Zeitarbeitern (74 Prozent) entspricht das Einkommen nicht den eigenen Vorstellungen. Fast zwei Drittel (62 Prozent) bemängeln schlechte Entwicklungschancen, die Hälfte (51 Prozent) einen unsicheren Arbeitsplatz.
Leiharbeit belastet die Menschen laut TK-Gesundheitsreport. "Sie leiden in erhöhtem Maße unter der teilweise großen Diskrepanz zwischen ihrer fachlichen Qualifikation und dem Aufgabenfeld, in dem sie aktuell eingesetzt sind", sagte TK-Chef Norbert Klusen. Zeitarbeiter könnten sich bei Meinungsverschiedenheiten seltener durchsetzen und fühlten sich vielfach durch verschiedenfarbige Betriebsausweise oder Arbeitskleidung stigmatisiert. Von fast allen Diagnosen seien Leiharbeiter häufiger betroffen, so die TK. Sie stellt 60 Prozent mehr Muskel-Skelett-Erkrankungen fest, 64 Prozent mehr Verletzungen, 23 Prozent mehr Atemwegserkrankungen.
Männer mit mehr Fehlzeiten
Mit im Schnitt 15,3 Tagen sind Männer in dieser Branche länger krankgeschrieben als Frauen mit 13,9 Tagen - anders als im konventionellen Arbeitsmarkt. Viele Zeitarbeiter sind im Lager- und Transportbereich, als Installateure, Monteure oder Hilfsarbeiter tätig, erläuterte Klusen. Ein Drittel seien Helfer, während es bei den Industrie-Beschäftigten nur ein Prozent seien, berichtete Volker Enkerts, Präsident des Bundesverbandes Zeitarbeit.
Es gebe aber auch positive Ansätze, sagte Klusen. Während mehr als jeder zweite Arbeitnehmer meine, seine Arbeit sei in jüngster Zeit anstrengender geworden, gelte dies nur für jeden dritten Zeitarbeiter. Leiharbeiter seien überdies länger beschäftigt als oft angenommen. Knapp die Hälfte der Beschäftigungen in der Zeitarbeit dauerten länger als sechs Monate, fast jede dritte länger als ein Jahr. Die TK hatte die Daten ihrer 38.000 versicherten Zeitarbeiter sowie Fragebögen von mehr als 1000 schriftlich Befragten ausgewertet. Insgesamt stiegen die Fehlzeiten bei den 2,7 Millionen TK-Mitgliedern nach einem Tiefststand 2006 bei der TK weiter leicht an.
Die Zahl der Zeitarbeiter hat sich zwischen 2003 und 2008 mehr als verdoppelt - bevor die Wirtschaftskrise einen "krassen Abschwung" brachte, wie Enkerts berichtete. Von den 757.000 Stellen in der Zeitarbeit im April 2008 seien im April 2009 noch 538.000 übrig geblieben. "Die Automobilwerke sind völlig zeitarbeitsentvölkert", sagte Enkerts. Im Maschinenbau sehe es nur leicht besser aus. Vor allem bei Dienstleistungen und Ingenieuren gebe es aber wieder Bedarf. 35.000 Stellen seien offen. Zu den Krankendaten der TK merkte Enkerts an, die Fehlzeiten unterschieden sich von Kasse zu Kasse. Die TK räumte ein, nicht alle Daten könnten auf die gesamte Zeitarbeitsbranche exakt hochgerechnet werden.
Quelle: ntv.de, dpa