CO2-Abgabe fürs Fliegen Nur drei Anbieter gut
07.08.2010, 08:00 UhrDie CO2-Abgabe, die Fluggäste zusätzlich leisten können, soll mehr als purer Ablasshandel sein. Es geht nicht nur um die Moral, sondern auch darum, ob die Projekte, die mit den Geldmitteln finanziert werden, tatsächlich zur CO2-Reduzierung geeignet sind.
(Foto: picture-alliance/ dpa)
Wer fliegt, befördert viel CO2 in die Atmosphäre. Es besteht momentan Konsens darüber, dass der CO2-Ausstoß reduziert werden soll, da er klimaschädlich ist. Wer trotzdem fliegen will oder muss, kann sein Gewissen erleichtern und eine zusätzliche CO2-Abgabe zahlen. Dies ist über die Websites von Reiseveranstaltern, Fluglinien oder auch spezialisierten Kompensationsanbietern möglich.
In Abhängigkeit von der mit dem Flugzeug zurückgelegten Strecke wird errechnet, wie viel CO2-Emissionen verursacht wurden und welcher Betrag zu zahlen ist, um diese Menge CO" woanders durch ein Klimaschutzprojekt zu reduzieren. Allerdings rechnen die Anbieter nicht alle gleich, wodurch letztlich die Preise variieren. Verursacht zum Beispiel ein Flug von Berlin nach New York bei Atmosfair 4260 Kilogramm CO2. Atmosfair veranschlagt hierfür 99 Euro. Gleichzeitig erhält der Nutzer noch die Information, dass er für den gleichen CO2-Ausstoß auch mehr als 25.000 Kilometer mit dem Auto zurücklegen und den Kühlschrank 42 Jahre laufen lassen könnte.
Realistische Berechnung
Ganz anders rechnet hingegen MyClimate. Der gleiche Flug verursacht hier 2612 Kilogramm CO2 und ist mit rund 66 Euro abgegolten. Gibt es den Klimaschutz also auch zum Sonderangebot? Licht ins Dunkel wollte der Verbraucherzentrale Bundesverband bringen. In einem Test von Mai bis Juli 2010 wurden die Internetportale von elf Fluggesellschaften, acht Kompensationsagenturen und vier Reiseveranstaltern vom Institut für Tourismus und Bäderforschung untersucht. Eine positive Bewertung erfolgte nur, wenn die Berechnung der CO2-Emission realistisch erfolgt und die Kompensationszahlung in wirksame Klimaschutzprojekte fließt.
Demnach sind lediglich die spezialisierten Unternehmen Atmosfair, MyClimate und GoClimate uneingeschränkt empfehlenswert. Sie erfüllen alle Qualitätsstandards und unterstützen beispielsweise ausschließlich Projekte, die mit dem Gold Standard zertifiziert sind. Der Gold Standard ist ein Qualitätsstandard für CO-Kompensationsprojekte, der sicherstellt, dass die Projekte den derzeit höchsten Ansprüchen gemäß dem "Clean Development Mechanism" entsprechen. Da die Online-Reiseportale Opodo, Lastminute und Ebookers mit Atmosfair zusammenarbeiten, können sie hinsichtlich der Projektqualität ebenfalls empfohlen werden. Die Kompensationsangebote der Fluggesellschaften dagegen fielen bei den Tests durch.
Schlechte Online-Rechner
Um eine angemessene Kompensation für eine Flugreise zu erreichen, ist eine realistische Berechnung der CO-Emissionen Bedingung. Dazu gehören mindestens die Angabe der Flugdistanz, der Zwischenlandungen und des RFI-Faktors (Radiation Forcing Index – CO2 ist in großer Höhe klimaschädlicher als in Bodennähe), der den erhöhten Treibhauseffekt durch die großen Flughöhen berücksichtigt. Besonders auffallend war, dass viele der Fluggesellschaften diesen Faktor bei der Berechnung der Treibhausgase nicht berücksichtigten oder keine Auskunft dazu gaben. Insgesamt scheiterte fast jeder zehnte Kompensationsversuch, weil die Online-Rechner Verbindungen oder Flughäfen, darunter große Drehkreuze wie Frankfurt oder München, nicht kannten.
Der Verbraucherzentrale Bundesverband informiert auf der Internetseite www.verbraucherfuersklima.de ausführlich darüber, was Verbraucher für das Klima tun können. Dabei geht es nicht nur um Flüge, sondern um den gesamten Bereich der Mobilität, Wohnen und Konsum, Ernährung und Geldanlagen.
Für die Kompensationszahlungen beim Fliegen ist es wichtig, dass das Geld in gute Klimaschutzprojekte gesteckt wird. Der Schwerpunkt liegt hierbei im Ausbau der erneuerbaren Energien und Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz. Die Aufforstung zur Vermeidung von CO2 ist hingegen umstritten, da die Nachhaltigkeit zum Beispiel durch Waldbrände nicht immer gegeben ist.
Quelle: ntv.de