Ratgeber

Viele Banken skrupellos Dispozinsen unverschämt hoch

Würde ein Einzelhändler bei einem Massenprodukt mit einer Gewinnspanne von über 1000 Prozent operieren, wäre er wahrscheinlich schnell vom Markt verschwunden, weil niemand bei ihm kauft. Bei Banken und Sparkassen ist dies an der Tagesordnung – und viele Kunden schlucken das einfach.

Viele Banken langen bei den Dispozinsen kräftig zu. Die Verzinsung von Guthaben hingegen fällt mau aus.

Viele Banken langen bei den Dispozinsen kräftig zu. Die Verzinsung von Guthaben hingegen fällt mau aus.

(Foto: picture alliance / dpa)

Bringt eine Kunde sein Geld zu einer Sparkasse oder Bank, zahlt diese ihm dafür Zinsen – zum Beispiel auf einem Tagesgeldkonto. Wer sich hingegen Geld leiht, muss dafür Zinsen bezahlen. Am einfachsten machen dies die Banken ihren Kunden auf dem Girokonto möglich. Wer über regelmäßige Geldeingänge verfügt, bekommt fast automatisch einen Kreditrahmen eingeräumt, in dem er das Girokonto überziehen kann.

Das Geschäftsmodell der Banken ist schon immer, sich günstig Geld der Kunden zu leihen, um es dann teurer zu verleihen. Verbraucherschützer kritisieren allerdings, dass die Banken und Sparkassen mit ihren Kunden dabei nicht fair umgehen. Für eine Tagesgeldanlage erhalten die Kunden im Schnitt laut Erhebung der FMH-Finanzberatung nur mickrige ein Prozent Zinsen, während sie durchschnittlich elf Prozent Zinsen für eine Inanspruchnahme des Dispokredits zahlen müssen.

Kopplung an Referenzwert

Den Verbraucherschützern war dies schon immer ein Dorn im Auge. Seit gut einem halben Jahr sind die Banken verpflichtet worden, den Dispozins an einen Referenzwert zu koppeln, wenn sie die Zinsen ändern wollen, ohne die Kunden zu benachrichtigen. Häufig verwendet wird hierfür der EZB-Leitzins oder der Drei-Monats-Euribor.

Der Versuch, damit die Banken in ihre Schranken zu verweisen, schlägt allerdings fehl. Auch schon im Sommer des vergangenen Jahres langten die meisten Banken kräftig zu, obwohl sich die Zinsen auf einem historisch niedrigen Niveau befunden haben. Mittlerweile ist beispielsweise der Drei-Monats-Euribor leicht gestiegen – und Banken und Sparkassen haben somit die Möglichkeit, die ohnehin schon überhöhten Dispozinssätze noch weiter nach oben zu schrauben.

13 Banken haben laut einer Erhebung der Stiftung Warentest genau dies getan. Dazu gehören die Postbank, die Hamburger Sparkasse und die Stadtsparkasse Düsseldorf. Bereits vor einem halben Jahr hatten die Tester die Daten von über 100 Banken und Sparkassen erhoben.

Mit sechs Prozent Dispozins vorn

Unter zehn Prozent pro Jahr muss der Dispozins liegen, damit er von der Stiftung Warentest als angemessen bezeichnet wird. Das schafft nur knapp die Hälfte der Banken und Sparkassen in der aktuellen Untersuchung. Am verbraucherfreundlichsten geht dabei die Deutsche Skatbank mit ihren Kunden um. Der Online-Ableger der Volksbank Altenburger Land verlangt lediglich sechs Prozent Zinsen pro Jahr, wenn das Konto im vorgegebenen Rahmen in die Miesen kommt. Trauriges Schlusslicht ist hingegen die Verbands-Sparkasse Wesel, die auf dem Girokonto SB + Flexibel für die gleiche Leistung 15 Prozent Zinsen verlangt. Hier wird ganz klar: Für die überzogenen Zinsforderungen diverser Banken und Sparkassen gibt es nur einen Grund. Die Gewinne sollen maximiert werden.

Unter den besten Anbietern finden sich viele Direkt- und PSD-Banken. Dass aber auch die Filialbanken durchaus mit attraktiven Konditionen mithalten können, zeigen beispielsweise die Sparkasse Rhein-Haardt, die Nassauische Sparkasse und die Volksbank Eisenberg.

Das Girokonto sollte man natürlich nicht allein auf Grundlage des Dispozinsen auswählen. Andere wichtige Faktoren sind auch die Kontoführungsgebühren, kostenfreie Kreditkarten und Guthabenverzinsung. Mit unserem Girokonten-Vergleichsrechner können Sie ganz einfach das für Sie optimale Konto finden.

Quelle: ntv.de

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