Ratgeber

Schuldenreport 2009 Falsche Forderung der Verbände

Mahnungen werden oft nicht ernst genommen.

Mahnungen werden oft nicht ernst genommen.

(Foto: Gerd Altmann, pixelio.de)

Verbraucher- und Sozialverbände sehen die deutschen Banken in der Pflicht, überschuldeten Privatleuten zu helfen und sich an Schuldnerberatungskosten zu beteiligen.

Verbraucher- und Sozialverbände sehen die deutschen Banken in der Pflicht, in der Wirtschaftskrise überschuldeten Privatleuten zu helfen. "Banken in finanzieller Not erhalten milliardenschwere Unterstützung durch Steuergelder, die Kunden dagegen stehen im Regen", sagte der Vorstand des Bundesverbandes der Verbraucherzentralen, Gerd Billen.

 

Zusammen mit anderen Organisationen, die sich um Hilfen für Schuldner kümmern, stellte er den "Schuldenreport 2009" vor. Danach sind mehr als drei Millionen Haushalte in Deutschland überschuldet.

 

Natürlich ist dies eine verbrauchernahe Forderung, die jedem Kunden einleuchtet. Die Banken und deren Manager stopfen sich die Taschen voll, erhalten selbst bei Missmanagement noch millionenschwere Abfindungen – das ist schlicht und ergreifend zum Kotzen.

 

Selbstverständlich kann man fordern, dass die Leitzinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB) durch die Kreditinstitute an den Verbraucher weitergegeben werden sollen. Die Stiftung Warentest schätzt, dass die Banken durch Nichtweitergabe 1,3 Milliarden Euro verdient haben. Natürlich ist es verwerflich, dass einige Banken ihre Zinssätze für Kontoüberziehung sogar erhöht haben. Allerdings sollte der mündige Bürger auch in der Lage sein, Angebote zu prüfen und selbst Entscheidungen zu treffen. Eine Pauschalaussage über "die Banken" zu treffen, ist hierbei zwangsläufig immer falsch.

 

Verbraucherzentralen, die Stiftung Warentest, n-tv.de und viele andere klären immer wieder darüber auf, welche Angebote im Bank- und Versicherungsbereich man meiden sollte, welche Produkte gut sind, welche man in jedem Fall benötigt und auf welche man verzichten kann. Der Verbraucher trägt selbst Verantwortung, sich zu informieren und diese Aufklärungsangebote auch anzunehmen.

 

Es wird verkauft, nicht beraten

 

Dass immer wieder von sogenannten Experten im Bank- und Versicherungsbereich nicht beraten sondern verkauft wird, sollte sich doch mittlerweile herumgesprochen haben. Oder erwartet man etwa von einem Volkswagen-Händler, dass er dem potenziellen Kunden vom Kauf abrät oder zur Konkurrenz schickt, weil es dort ein günstigeres Angebot gibt?

 

Die Verbraucher- und Sozialverbände fordern, die Kreditwirtschaft an den Kosten für die Schuldnerberatung zu beteiligen. Um im Bild zu bleiben: Die Kfz-Händler sollen also an den Werkstattkosten der verkauften Autos beteiligt werden. Der Vorschlag setzt am falschen Ende an. Vielmehr muss der verantwortungsbewusste Umgang mit Geld schon in der Schule erlernt werden. Konsequenzen von Konsum ohne den finanziell entsprechenden Hintergrund müssen aufgezeigt werden.

 

Schuldnerberatung kommt dort richtig zum Einsatz, wo Menschen durch nicht vorhersehbare Ereignisse in finanzielle Not geraten sind. Dies ist zum Beispiel oft bei Scheidungen in Verbindung mit einem Immobilienkredit oder dem Ausfall des Einkommens durch Krankheit oder Arbeitslosigkeit der Fall.

 

Solange wir bei eigener Unkenntnis und Uninformiertheit nicht bereit sind, für eine neutrale Beratung im Finanzdienstleistungsbereich ein entsprechendes Honorar zu zahlen, wird die Schuldenproblematik nicht gelöst. Der Verbraucher muss lernen zu akzeptieren, dass er sich bestimmte Dinge einfach nicht leisten kann. Die Gründe für die Überschuldung von Privatleuten, die im Schuldenreport 2009 aufgeführt werden, dürfte wohl kaum in der Wirtschaftskrise zu finden sein. Ein Verbindung dort zu suchen, ist schlicht und ergreifend falsch.

Quelle: ntv.de

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