Wie werde ich ...? Bankkaufmann
29.02.2008, 08:19 UhrHilmar Kopper hätte gerne Architektur studiert. Aber sein Vater riet ihm: "Eine Banklehre kann nie schaden". Und daran hat sich der Sohn auch gehalten.
Geschadet hat es tatsächlich nicht - schließlich hat es Kopper bis zum Chef der Deutschen Bank gebracht. Eine Ausbildung zum Bankkaufmann gilt immer noch als solide Karrieregrundlage. Ständige Weiterbildung ist allerdings wichtiger denn je. Andererseits sind die Perspektiven in der Finanzbranche für den Nachwuchs nach mehreren schwierigen Jahren mit deutlichem Stellenabbau wieder besser geworden.
Wie begehrt eine in der Regel dreijährige Ausbildung in der Branche ist, zeigt sich gerade bei der Deutschen Bank: "Wir stellen gut 600 Azubis pro Jahr ein", sagt Judith Roth, die für die Berufsausbildung zuständig ist. Das Auswahlverfahren ist aufwendig. "Wir haben ein Mini-Assessment-Center entwickelt." Von den jährlich rund 23.000 Bewerbern werden etwa 2000 bis 3000 dazu eingeladen.
Über zwei Drittel haben Abitur
Rund 12.000 Auszubildende gibt es bundesweit. Die Erwartungen an Bewerber sind insgesamt nicht ohne: "Von unseren Azubis haben 70 Prozent Abitur, 30 Prozent einen Abschluss von der Real- oder Höheren Handelsschule", erzählt Matthias Saecker von der Hamburger Sparkasse (HASPA). "Die kaufmännischen Anforderungen sind so hoch, dass es kaum Sinn machen würde, Hauptschüler einzustellen", sagt der Leiter der Abteilung Aus- und Fortbildung.
Beim Auswahlverfahren der Sparkasse wird nicht nur nach Rechenkenntissen, sondern unter anderem auch nach grundlegenden Wirtschaftskenntnissen und nach sozialen Kompetenzen geguckt: "Kann der Betreffende aktiv zuhören, auf Argumente eingehen, sich ausdrücken? Das ist auch im Kundengespräch das A und O", so Saecker.
Die Perspektiven für den Nachwuchs seien "momentan glänzend", sagt Ingolf Jungmann von der Frankfurt School of Finance and Management. Nach den schwierigen Jahren am Anfang des Jahrtausends kämpften viele Banken inzwischen wieder um qualifizierten Nachwuchs. 2005 zählte die Branche rund 693.000 Mitarbeiter, etwa 80.000 weniger als fünf Jahre zuvor. Doch der deutliche Stellenabbau sei vorbei.
Für die Karriere in der Bankbranche ist die Ausbildung zum Bankkaufmann meistens nur die Grundlage. Und deswegen wurde schon vor gut 50 Jahren die Bankadademie in Frankfurt gegründet, die ständige Weiterbildung und Spezialisierung ermöglichen sollte, 1990 kam eine eigene Hochschule hinzu. Beide sind inzwischen zur Frankfurt School of Finance and Management fusioniert. "Die Ausbildung ist das Entre", sagt Jungmann. "Aber das reicht nicht. Die Geschwindigkeit der Veränderungen in der Finanzbranche hat noch zugenommen."
Weiterbildung zum Bankfachwirt
Viele Berufsanfänger qualifizieren sich deswegen auch zum Bankfachwirt weiter. Dieser viersemestrige Studiengang schließt mit einer IHK-Prüfung ab. Wer sich noch weiter qualifizieren möchte, kann auch ein Bachelor-Studium anschließen. Dafür ist dann allerdings - anders als beim Bankfachwirt - Abitur Voraussetzung.
Akademische Ausbildung und internationale Erfahrung sind zunehmend gefragt. Und der Weg bis ganz nach oben dürfte nur mit einer Banklehre heute schwierig werden. Hilmar Koppers Nachfolger Josef Ackermann ist bereits promovierter Wirtschaftswissenschaftler.
Quelle: ntv.de