FC Schalke 04 Magath schaltet und waltet
07.08.2009, 09:53 Uhr
So wollen sie ihn in Gelsenkirchen sehen: Felix Magath hat den Schalkern die Meisterschaft versprochen - innerhalb der kommenden vier Jahre.
(Foto: dpa)
Was ist neu?
Felix Magath. Als Trainer, Sportdirektor und Vorstandsmitglied. Der Klub hat ernst gemacht mit den angekündigten Strukturwandel, nie zuvor hatte ein Trainer auf Schalke so viel Macht wie Meistermacher Magath. Und das ist der Punkt: Die Meisterschaft soll es schon sein, die erste seit 1958. Nicht in diesem Jahr, dafür ist die Mannschaft zu schlecht. Das weiß auch Magath und kündigte nach der ersten Runde im DFB-Pokal an: "Wenn ich sage, dass wir dieses Jahr ins internationale Geschäft wollen, dann ist da viel Hoffnung dabei. Den fünften Rang kann ich nicht garantieren. So wie wir gerade spielen, wird das auch nicht reichen."
Was bringt das?
Perspektive. Magath hat für vier Jahre unterschrieben. Und wenn es innerhalb dieser Zeit nichts mit dem Titel werde, "dann gute Nacht und Aufwiedersehen". Sagt Magath. Bis dahin hat der Aufsichtsratsvorsitzende Clemens Tönnies ihn mit weitreichenden Vollmachten ausgestattet. Magath kann schalten und walten wie er will. Das hat er auch schon getan und dafür gesorgt, dass die verdienten Schalker und Interimstrainer Mike Büskens, Youri Mulder und Oliver Reck nicht mehr dabei sind. Magath hat seine eigenen Leute mitgebracht: die Assistenten Seppo Eichkorn und Bernd Hollerbach, den Torwarttrainer Bernd Dreher, den Konditionstrainer Werner Leuthard und den Reha-Trainer Markus Zetlmeisl. Wieso fällt einem da unwillkürlich der Amtsantritt Jürgen Klinsmanns beim FC Bayern München ein?
Wie ist die Stimmung?
Gut. Soweit das auf Schalke möglich ist, ist im Verein nach der Trennung von Manager Andreas Müller und Trainer Fred Rutten mit der Verpflichtung Magaths Ruhe eingekehrt. Die Arena wird auch in dieser Saison stets ausverkauft sein. Und die Fans scheinen zumnindest vorerst damit zufrieden, dass Magath die Spieler ans Arbeiten und Laufen bekommen will. Ansonsten erwarten sie genau das, was er ihnen versprochen hat: die Meisterschaft innerhalb der nächsten vier Jahre. Viel Geld steht dafür allerdings nicht zur Verfügung, der Klub kann es sich nicht leisten, sich eine neue Mannschaft zusammenzustellen. Zumindest keine, die was kostet. Das könnte auch daran liegen, dass Magath etwa fünf Millionen Euro im Jahr verdienen soll.
Wie wollen sie spielen?

Trägt die Hoffnung: Lewis Holtby, rechts, hier beim Pokalsieg gegen Germania Windeck.
(Foto: REUTERS)
Mit Lewis Holtby. Er spielte bisher im rechten Mittelfeld bei Alemannia Aachen in der Zweiten Liga, ist 18 Jahre alt – und mit drei Millionen Euro der teuerste Neue. Ein 4–4–2-System mit einer Raute im Mittelfeld ist Magaths angekündigte Wunschformation. Ansonsten kenne er nur einen Weg, der im Fußball zum Erfolg führe: harte Arbeit. Das kommt an in Gelsenkirchen. Aber Magath hat auch schon gezeigt, dass er sich durchsetzen kann. Als die Bayern um Torhüter Manuel Neuer buhlten und Tönnies schon laut über eine finanzielle Schmerzgrenze nachdachte, sagte er kategorisch Nein. Und das Thema war erledigt.
Was ist das größte Problem?
Das Vereinslied. Nachdem strenggläubigen Muslimen nun aufgefallen ist, dass die Fans seit 1963 von Mohammed, dem Propheten singen, der von Fußball nichts verstehe, gab es ein schönes Medienthema im Sommerloch. Ansonsten ist die Mannschaft das Problem. Die hat sich nämlich nominell nicht verbessert. Was nicht heißt, dass sie schlecht ist. Neuer, die Innenverteidiger Marcello Bordon und Benedikt Höwedes, Rafinha rechts und Kobiashvilli links bilden die stärkste Abwehr der Liga. Wenn er nicht, wie zurzeit, verletzt ist, ergänzt Jermaine Jones als Sechser den Defensivverbund. Was fehlt, und zwar seit Jahren, ist ein Spielmacher. Immerhin: Holtby könnte einer werden. Innerhalb der nächsten vier Jahre. Und über Ex-Nationalstürmer Kevin Kuranyi sagte Magath dem "Kicker": "Er hat die Klasse von Dzeko und Grafite." Wenn Magath das hinbekommt, werden sie nicht nur auf Schalke richtig staunen.
Wo geht’s hin?
Trotz allem: Für den FC Schalke 04 wird es schwer, besser als in der vergangenen Saison abzuschneiden. Also besser als Platz acht. Aber nicht nur finanziell kann sich der Verein es sich eigentlich nicht leisten, im zweiten Jahr hintereinander das internationale Geschäft zu verpassen. Also muss Magath aus den Spielern, die er übernommen hat, das Beste herausholen. Denn anders als in Wolfsburg ist die Kohle auf Schalke knapp.
Wer ging, wer kam?
Hin: Lewis Holtby (Alemannia Aachen/3 Millionen Euro), Jan Moravek (Bohemians Prag/1,5 Millionen), Vasileios Pliatsikas (AEK Athen/400.000), Emin Yalin (1. FC Nürnberg II), Predrag Stevanovic, Marvin Pachan, David Loheider (alle eigene Junioren), Albert Streit (Hamburger SV/war ausgeliehen)
Und weg: Orlando Engelaar (PSV Eindhoven/3,5 Millionen), Mladen Krstajic (Partizan Belgrad), Ralf Fährmann (Eintracht Frankfurt)
Und die anderen?
VfL Wolfsburg
FC Bayern München
VfB Stuttgart
Hertha BSC
Hamburger SV
Borussia Dortmund
TSG Hoffenheim
FC Schalke 04
Bayer 04 Leverkusen
SV Werder Bremen
Hannover 96
1. FC Köln
Eintracht Frankfurt
VfL Bochum
Borussia Mönchengladbach
SC Freiburg
FSV Mainz 05
1. FC Nürnberg
Quelle: ntv.de