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Borussia Mönchengladbach Traum von mehr, auch ohne Marin

Alter Borusse: Michael Frontzeck.

Alter Borusse: Michael Frontzeck.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Was ist neu?

Der Trainer. Hans Meyer hatte nach der vergangenen Saison keine Lust mehr und kündigte. Da traf es sich gut, dass der ehemalige Mönchengladbacher Spieler Michael Frontzeck (45) in einer ebenso denkwürdigen wie bodenlos geschmacklosen Aktion nach dem vorletzten (!) Spieltag bei Arminia Bielefeld entlassen worden war. Die Bielefelder kicken nun in Liga zwei, Frontzeck trainiert die Gladbacher Borussia in Liga eins. Es sei ihm gegönnt. Und sonst? Marko Marin (20) und Alexander Baumjohann (22), die beiden kreativsten Gladbacher, sind nicht mehr da. Der eine, Marin, soll in Bremen das machen, was vorher Diego gemacht hat – nämlich das Spiel gestalten. Der andere, Baumjohann, wird, obwohl er zweifelsohne ein feiner Fußballer ist, bei Bayern München auf der Bank sitzen.

Was bringt das?

Viel Geld, zumindest für Marin. 8,5 Millionen Euro überwies Werder. Baumjohann war ablösefrei. Und Substanzverlust, so dass zunächst wenig darauf deutet, dass es für die Borussia auch in dieser Saison um etwas anderes geht als darum, den Abstieg zu vermeiden. In der vergangenen Spielzeit ist das mit Platz 15 gerade so gelungen. Aber: Die Gladbacher haben die 8,5 Millionen nicht zur Bank gebracht, sondern kräftig investiert. Und zum Beispiel 3,3 Millionen Euro dafür bezahlt, dass Juan Arango (29) nun nicht mehr für Real Mallorca spielt, sondern für Mönchengladbach. Der offensive Mittelfeldspieler soll die Lücke füllen, die Marin hinterlassen hat. Angeblich soll er der beste Fußballer sein, den Venezuela jemals hervorgebracht hat. Gleich vier Millionen Euro überwiesen die Borussen an die Grasshoppers aus Zürich, um sich die Dienste von Raul Bobadilla (22) zu sichern. Der Argentinier ist ein bulliger Stürmer, den, wie die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" zu berichten weiß, Optimisten auch "Bomberdilla" nennen. Marcel Meeuwis, Defensivspezialist aus Kerkrade, soll vor der Abwehr aufräumen. Klingt doch gut. Bleibt die Frage, wie sich die neuen Hoffnungsträger so schlagen. Teuer genug waren sie ja.

Wie ist die Stimmung?

Ganz gut. Die Fans jedenfalls träumen, gerade wenn es mal nicht so gut läuft, von den goldenen 70er Jahren, als die Spieler noch jung und erfolgreich waren. Dementsprechend sind aber auch die Ansprüche der Anhänger. Immer nur Abstiegskampf, stetiges Pendeln zwischen erster und zweiter Liga, so wie in den vergangenen zehn Jahren – das reicht auf die Dauer nicht. Immerhin ist nun mit Trainer Frontzeck ein Altborusse zurück. Der als Trainer allerdings mit Bielefeld und Aachen abgestiegen ist. Bei einem Fehlstart in die neue Saison könnten die Nörgler im Borussenpark schnell die Oberhand gewinnen.

Wie wollen sie spielen?

Die Neuen auf einen Blick: Oben, von links: Thorben Marx, Roman Neustädter, Juan Arango und Raul Bobadilla. Unten: Fabian Bäcker, Marco Reus und Marcel Meeuwis.

Die Neuen auf einen Blick: Oben, von links: Thorben Marx, Roman Neustädter, Juan Arango und Raul Bobadilla. Unten: Fabian Bäcker, Marco Reus und Marcel Meeuwis.

(Foto: picture-alliance/ dpa)

Michael Frontzeck hat in der Vergangenheit bereits mehrmals durchblicken lassen, dass der kein Systemfanatiker ist. Wer einmal Arminia Bielefeld trainiert hat, wird zum Pragmatiker und hat gelernt, was es heißt, sich an limitieren Möglichkeiten zu orientieren – und danach die Mannschaft aufzustellen. Da sollte es ihm in Mönchengladbach eigentlich besser gehen. Ob 4–4–2 oder 4–3–3 ist da nebensächlich. So lange Mittelstürmer Rob Friend noch verletzt ist, kommt eher Letzteres in Frage, mit "Bomberdilla" im Zentrum.

Was ist das größte Problem?

Der technische Fortschritt. Dem Stammtorhüter Logan Bailly ist zu Hause die tragbare Klimaanlage auf den Fuß gefallen. Jetzt ist sein rechter Mittelfuß gebrochen, wann Bailly wieder Fußball spielen kann, ist unklar. Der Belgier kam in der Winterpause der vergangenen Spielzeit für 2,5 Millionen Euro aus Genk – und war einer der Neuen, die gezeigt haben, dass sie ihr Geld wert sind. Mit Glanzparaden in Serie hatte er einen wesentlichen Anteil daran, dass sein Verein in der Liga geblieben ist. Nun bekommt Ersatzmann Christofer Heimeroth seine Chance. Dank der Tatsache, dass es tragbare Klimaanlagen gibt.

Wo geht’s hin?

Hängt stark davon ab, wie stark die Neuen wirklich sind. Wenn sie nur annähernd das einlösen, was sich ihr Arbeitgeber von ihnen verspricht, ist es nicht ausgeschlossen, dass die Mönchengladbacher in dieser Saison mit dem Abstieg ausnahmsweise nichts zu tun haben. Aber nur dann. Andernfalls steht irgendwann wieder Hans Meyer vor der Tür, um die Borussia zu retten. So wie im vergangenen Jahr. Aber das wäre Michael Frontzeck wirklich nicht zu gönnen.

Wer ging, wer kam?

Hin: Thorben Marx (Arminia Bielefeld), Raul Bobadilla (Grasshopper Zürich/4 Millionen Euro), Juan Arango (RCD Mallorca/3,3 Millionen), Marcel Meeuwis (Roda Kerkrade/1,2 Millionen), Marco Reus (Rot-Weiss Ahlen/900.000), Roman Neustädter (FSV Mainz 05), Fabian Bäcker, Tony Jantschke (beide eigene Junioren), Tim Heubach (Borussia Mönchengladbach II), Sebastian Svärd (Hansa Rostock/war ausgeliehen)

Und weg: Alexander Baumjohann (FC Bayern München), Marko Marin (Werder Bremen/8,5 Millionen), Soumaila Coulibaly (FSV Frankfurt), Sharbel Touma (Iraklis Saloniki), Johannes van den Bergh (Fortuna Düsseldorf/100.000), Sebastian Schachten (SC Paderborn/ausgeliehen), Marcel Ndjeng (FC Augsburg/80.000), Patrick Paauwe (VVV Venlo), Tomas Galasek (Karriereende)

Und die anderen?

VfL Wolfsburg
FC Bayern München
VfB Stuttgart
Hertha BSC
Hamburger SV
Borussia Dortmund
TSG Hoffenheim
FC Schalke 04
Bayer 04 Leverkusen
SV Werder Bremen
Hannover 96
1. FC Köln
Eintracht Frankfurt
VfL Bochum
Borussia Mönchengladbach
SC Freiburg
FSV Mainz 05
1. FC Nürnberg

Quelle: ntv.de

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