Was plant der Bundestrainer? Özil in der B-Elf, Gomez ist fleißig
11.06.2016, 12:56 Uhr
Startet Joachim Löw (l.) ohne Mesut Özil?
(Foto: dpa)
Es ist die Nachricht der Stunde: Mesut Özil droht beim EM-Auftakt der deutschen Fußball-Nationalmannschaft gegen die Ukraine ein Platz auf der Bank. Plant der Bundestrainer wirklich ohne den Spielmacher - oder sind die Marios schuld?
Bundestrainer Joachim Löw wollte sich zwei Tage vor dem ersten EM-Spiel seiner deutschen Fußball- Nationalmannschaft gegen die Ukraine nicht mehr zuschauen lassen. Also ordnete er am Freitag geheimes Training an - was nichts anderes bedeutet als: Ausschluss der Öffentlichkeit. Doch ganz so abgeschottet wie gewünscht konnte seine Mannschaft nicht trainieren. Denn der eine oder andere Medienvertreter erhaschte eben doch einen Blick auf die Aktivitäten der abendlichen Einheit im Stade Camille Fournier von Évian und berichtete danach Erstaunliches: Bei der Vergabe der Leibchen für die A-Elf ging Spielmacher Mesut Özil leer aus, hieß es in der "Welt" und beim "Express".
Ausgerechnet Özil, dem der Bundestrainer seit Jahren die ewige Treue schwört, dem er noch vor dem Turnier dessen Lieblingsposition, die Zehn, zusicherte, soll also gegen die Osteuropäer nicht mitwirken? Kaum vorstellbar. Denn der Spielmacher des FC Arsenal hat unter Löw bei großen Turnieren eine absolute Stammplatzgarantie. Seit seiner Turnier-Premiere für das DFB-Team im Jahr 2010 hat der gebürtige Gelsenkirchener immer gespielt: 19 Partien wurden ausgetragen, 19 Mal mit Özil in der Startelf. Damit liegt er in der internen Einsatz-Rangliste noch vor Philipp Lahm, Bastian Schweinsteiger und Thomas Müller (jeweils 18). Was also plant der Bundestrainer?
Niemand wird diese Frage seriös beantworten können, außer natürlich Löw selbst und seine beiden Co-Trainer, Plauder-Kumpel Thomas Schneider und Oliver Sorg. Bedeutet im Klartext: Bis Sonntagabend wird über die Aufstellung wild spekuliert werden. Die wahrscheinlichste aller Optionen ist allerdings die Folgende: Löw und sein engerer Kommandostand haben sich noch nicht endgültig entschieden, wie sie den Sturm besetzen wollen, mit der richtigen Neun Mario Gomez oder eben der falschen Neun Mario Götze. Je nach Besetzung der zentralen Angriffsposition verändert sich das Offensivspiel des Teams. Um einen Eindruck davon zu bekommen, mit welcher Variante seine Auswahl unter harten Testbedingungen besser klarkommt, probiert das Trainerteam beide Optionen in einem Trainingsspiel.
Bloß nicht zu viel verraten
Özil dürfte letztlich egal sein, wer sich in vorderster Reihe tummelt. Er kann beide(s) und musste deswegen nicht zwingend noch einmal im A-Team vorspielen. Denn bei Stammverein Arsenal spielt mal der Gomez-Typ Olivier Giroud (im Auftaktspiel am Freitagabend Torschütze für Frankreich, 16 Ligatore für die "Gunners") und mal der Götze ähnliche Alexis Sanchez (13 Ligatreffer). Der deutsche Nationalspieler legte sowohl für den einen, als auch für den anderen gleichermaßen sorgsam auf. Insgesamt 19 Torvorbereitungen gelangen ihm in der abgelaufenen Saison. Damit verpasste Özil nur ganz knapp den Premier-League-Allzeit-Rekord der ehemaligen Arsenal-Ikone Thierry Henry (20 Assists) aus der Saison 2002/2003. Dass Löw nicht nur angesichts dieser Bilanz auf Özil verzichtet – es wäre beinahe eine Sensation.
Die "geheimen" freitäglichen Trainingseinheiten boten übrigens noch weitere Erkenntnisse, was die mögliche DFB-Startformation betrifft. So berichtete ein Kollege von "Eurosport" davon, dass sich Gomez in der frühen Einheit als fleißiger Abnehmer eines Flankengewitters beweisen durfte. Und auch die Besetzung der Abwehrreihe nimmt offenbar Gestalt an. Im abendlichen Trainingsspiel sollen dann Jerome Boateng (Mitte), Benedikt Höwedes und Shkodran Mustafi (abwechselnd in der Mitte), Jonas Hector (auf links) und Joshua Kimmich (auf rechts) die Positionen in der Viererkette besetzt haben.
"Die Mannschaft steht", hatte Co-Trainer Thomas Schneider bei der letzten Pressekonferenz vor dem Abflug nach Lille, wo das Spiel gegen die Ukraine am Sonntagabend um 21 Uhr im Stade Pierre Mauroy (im Liveticker bei n-tv.de) angepfiffen wird, erklärt – um dann zu relativieren: "Öfter ist es dann noch so, dass man sich am Spieltag auf einer Position für den einen oder anderen Spieler entscheidet, je nach den Eindrücken." Bloß nicht zu viel verraten. Es ist und bleibt die hohe Kunst des Trainerseins. Özil kann's gelassen zur Kenntnis nehmen. Er wird spielen - wie immer. Training hin, Training her.
Quelle: ntv.de