Der ultimative n-tv.de EM-Wegweiser Pogba pöbelt, die Uefa verwirrt

Für die Franzosen und Schweizer würde ein Unentschieden zum Weiterkommen reichen.

Für die Franzosen und Schweizer würde ein Unentschieden zum Weiterkommen reichen.

(Foto: REUTERS)

Was ist das nur für ein Gruppenfinale? Zwischen Rumänien und der Schweiz könnte heute allen Ernstes die Fairplay-Wertung über Platz zwei und drei entscheiden - und ob der Dritte dann auch weiterkommt, ist unklar. Frankreich macht sich die Probleme selbst.

Wie ist die Ausgangslage?

Fangen wir einfach an: Gewinnt die Schweiz in Lille gegen Gastgeber Frankreich (21 Uhr, ZDF), zieht sie als Gruppensieger ins Achtelfinale ein. Punkten die Franzosen, bleiben sie an der Tabellenspitze und spielen gegen, nunja, gegen wen eigentlich? Den Dritten aus Gruppe C, D oder E.

Die Uefa hat mit der unseligen Aufstockung der EM auf 24 Teams zwar dafür gesorgt, dass die Qualität der Fußballspiele schlechter geworden ist – die Rechenspiele sind dafür unheimlich spannend. Wer im Achtelfinale auf wen trifft, entscheidet sich in einer komplexen Kombination. Wir empfehlen dazu die Lektüre von Punkt 17.03 der Turnierordnung - und allen Teams, sicherheitshalber so viele Punkte zu sammeln wie möglich. Es weiß ja keiner, wie viele Zähler am Ende für einen Platz unter den besten Gruppendritten reichen. Okay, außer den Teams aus den hinteren Gruppen natürlich, die wissen das vor dem Anpfiff ihrer letzten Spiele – und könnten sich absprechen, wer welches Ergebnis benötigt. Aber hey, Hauptsache 24 Teams, nicht wahr?

Welches Spiel ist die bessere Wahl?

Die zwei abschließenden Spiele der Gruppe laufen parallel um 21 Uhr: Sowohl Rumänien als auch Albanien müssen in ihrem Duell (Sat 1) unbedingt gewinnen, um eine Chance auf die nächste Runde zu wahren, ein klassisches Do-or-Die-Spiel also. Allerdings zwischen Rumänien und Albanien, also vielleicht doch lieber Frankreich gegen die Schweiz schauen?

Die Nachbarländer könnten sich dagegen auf ein Unentschieden einigen, ein Punkt reicht beiden zum Erreichen ihrer Ziele. Frankreichs Trainer Didier Deschamps macht dennoch Hoffnung auf ein ansehnliches Match: "Die Schweiz hat eine Philosophie, nach der sie selbst Fußball spielen will, damit haben wir zumindest zwei Teams, die diesen Plan verfolgen." Ob man ihm glauben sollte? Wahrscheinlich wird er zumindest die von einer Gelbsperre bedrohten N’Golo Kanté und Olivier Giroud schonen. Um ehrlich zu sein: Uns ist das alles herzlich egal, solange unsere Amour fou dieser EM sein Payettenhemd überzieht und zaubert. Sein Klubtrainer Slaven Bilic sieht das übrigens ähnlich, auch wenn unter den Verantwortlichen von West Ham United die Angst wächst, dass sie ihren Superstar verlieren könnten – an Chelsea oder Real Madrid. Doch noch bleibt Payets Agent ruhig: "Soweit ich weiß, ist Dimitri bei West Ham sehr glücklich."

Was verursacht noch EM-Herzrasen?

Hat er nun oder hat er nicht? Frankreich debattiert aufgeregt, ob Superstar Paul Pogba nach dem 2:0 gegen Albanien am Mittwoch Journalisten beleidigt hat. Er soll einen "bras d’honneur" Richtung Pressetribüne gezeigt haben, eine Geste, die in etwa aussieht wie Peer Steinbrücks Stinkefinger, nur mit geschlossener Faust, ohne Finger. Eine Ansage also gegen jene, die ihn nach der schwachen Leistung im Auftaktspiel kritisiert hatten? Pogba selbst dementiert jede böse Absicht, er habe nur seine Familie grüßen wollen. "Ich wollte niemanden angreifen oder mich rächen."

Angeberwissen für das Public Viewing

Mit Abpfiff der beiden Spiele könnte die EM-Historie um ein Kuriosum reicher werden: Wenn die Schweiz ihr Spiel gegen Frankreich mit 1:2 verliert und Rumänien gleichzeitig mit 1:0 gegen Albanien gewinnt, sind die zwei Mannschaften punkt- und torgleich, das eigene Duell endete unentschieden. Das würde bedeuten: Erstmals bei einer EM müsste die Fairplay-Wertung über Platz zwei und drei entscheiden.

Die Zahl des Tages: 1

Rumänien hat nur ein einziges seiner bislang 15 Spiele bei Europameisterschaften gewonnen: Das letzte Vorrundenspiel bei der EM 2000 gegen England. Das 3:2 brachte das Team ins Viertelfinale, wo es gegen Italien beim 0:2 keine Chance hatte. Die Geschichte könnte sich heute wiederholen: Ein Sieg im letzten Gruppenspiel gegen Albanien, und Rumänien hätte mit vier Punkten gute Chancen auf das Achtelfinale. "Ein Unentschieden hilft niemanden weiter. Es wird Leben oder Tod sein und wir werden alles tun, um zu gewinnen", tönte Rumäniens Florin Andane. Nicht minder martialisch äußerte sich der Albaner Mergim Mavraj vom 1. FC Köln: "Wir werden eine Schlacht abliefern und alles geben - wie immer." Nur ein Hinweis sei erlaubt: Tore schießen müsste man für so einen Sieg schon. Die Albaner haben das bisher gar nicht geschafft, die Rumänen nur vom Elfmeterpunkt.

Das EM-Histörchen des Tages: 19. Juni 1996

Fehlschüsse vom Elfmeterpunkt, das darf bei aller Schadenfreude über Cristiano Ronaldos Pfostentreffer gegen Österreich nicht vergessen werden, passieren den Besten. Gern auch zum schlechtesten Zeitpunkt. So wie an diesem Tag im Old Trafford, als Italien in Gruppe C einen Sieg über Deutschland brauchte, um sicher ins Viertelfinale einzuziehen. Dabei tat ausgerechnet Matthias Sammer, später Europas Fußballer des Jahres 1996, den Italienern einen Riesengefallen: Sein Ballverlust in der neunten Minute führte zum Elfmeter in der neunten Minute, Torwart Andreas Köpke holte den davongeeilten Pierluigi Casiraghi von den Beinen.

Zum Strafstoß schritt Gianfranco Zola, ein hochdekorierter Spieler, mit seinen fast 30 Jahren schon erfahren und technisch begnadet. Er vergab kläglich. Köpke erinnerte sich später, er habe die Ecke schon sehr früh geahnt, Zola habe immer wieder nach rechts geschaut, der Schuss sei zwar platziert gewesen, aber zu schwach geschossen. Nicht nur den Elfmeter konnte der Keeper parieren, im Laufe des Spiels zeigt er weitere spektakuläre Paraden und war der Garant für das 0:0, das die Mannschaft von Berti Vogts mit zehn Mann zuende bringen musste – Thomas Strunz hatte in der 60. Minute Gelb-Rot gesehen. "Das Spiel zeigte uns uns, dass wir alles in die Waagschale werfen müssen, wenn wir erfolgreich sein wollen. Mit halber Kraft ging nichts, das war uns jetzt klar", sagte Matthias Sammer später über das schwere Spiel, das ein "Schlüsselmoment" gewesen sei auf dem Weg zum bis dato letzten EM-Titel für Deutschland.

Das Bonmot zum Spieltag

"Frankreich ist im Moment Frankreichs größter Gegner." Alain Giresse, mit Frankreich Europameister 1984, macht sich so seine Gedanken über die Equipe Tricolore.

Quelle: ntv.de

Newsletter
Ich möchte gerne Nachrichten und redaktionelle Artikel von der n-tv Nachrichtenfernsehen GmbH per E-Mail erhalten.
Nicht mehr anzeigen