Fußball

So läuft der 17. Spieltag Ancelotti ist zurück - Guardiola erst recht

Sie sind zurück, zumindest im Spiel des FC Bayern: die Ex-Coaches Carlo Ancelotti und Josep Guardiola.

Sie sind zurück, zumindest im Spiel des FC Bayern: die Ex-Coaches Carlo Ancelotti und Josep Guardiola.

(Foto: imago/Sven Simon)

Dem FC Bayern droht in der Liga-Langeweile ein dramatischer Rückfall. Borussia Dortmund spielt mit seinem neuen Trainer gegen seinen neuen Trainer und der 1. FC Köln schafft tatsächlich die zweite Hinrunden-Null der Liga-Geschichte.

Was macht der FC Bayern?

Der FC Bayern vergisst für den Moment, dass sein Trainer Jupp Heynckes heißt. Zwar siegt sich der Rekord-Meister unaufhaltsam der nächsten, der sechsten Schale in Serie entgegen und lässt dabei jeden Protestversuch der Bundesliga-Konkurrenz so jämmerlich aussehen, wie einst die Zaubertrank-Gallier die Angriffe der verzweifelten Römer, aber schön ist irgendwie auch anders. Aus Mitgefühl mit der Kölner Rumpftruppe - sie wurde von den Münchenern am Mittwochabend mit einem rücksichtsvollen 1:0-Sieg verschont - verzichten wir an dieser Stelle auf einen anklagenden Wutausbruch nach der 90-minütigen Zeitverschwendung in der Allianz-Arena. Denn ohnehin sind sie sich in München ja einig, dass die Leistung gegen das nach wie vor sieglose und nun auch noch personell geschrumpfte Schlusslicht sehr bescheiden war. Während Thomas Müller den traurigen Fußball-Mischmasch aus guardiola'schem Ballbesitzwahnsinn und ancelotti'scher Einfallslosigkeit in schöne Worte kleidete, "wir nehmen auch gerne mal ein knappes 1:0 zu Hause mit", kroch Coach Heynckes für wenige Minuten aus seiner altersmilden Zen-Höhle: "Die Mannschaft war vom Kopf her nicht lebendig genug. Ich habe heute vermisst, dass wir schneller aus der Defensive kombiniert haben, dass wir nicht präzise genug waren und besonders in der ersten Hälfte keinen Tempowechsel hatten. Uns hat die Leichtigkeit, die Spritzigkeit gefehlt."

Nun, unter Josep Guardiola wurden solche Spiele als spektakulärer, aber taktisch zu verspielter Dominanz-Nachweis verbucht. Unter Ancelotti bemühte man sich, in solch zähen Darbietungen ein cleveres Kraftsparen zu erkennen. Aber unter Heynckes schrillen die Alarmglocken. So warnt Robert Lewandowski, der sich gegen Köln mit seinem 166. Bundesliga-Treffer auf Platz zehn der "ewigen" Torschützenliste erhob: "Wir dürfen noch nicht an Weihnachten denken". Beim Abschluss in der Liga gegen den VfB Stuttgart am Samstag (ab 15.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) und im Pokal-Achtelfinale gegen Borussia Dortmund vier Tage (Mittwoch, ab 20.30 Uhr ebenfalls im Liveticker bei n-tv.de) später "müssen wir alles geben, was wir noch im Körper haben", forderte er. Gerade gegen seinen Ex-Klub Borussia Dortmund habe der FC Bayern nach zwei Pokal-Heimpleiten in den vergangenen drei Spielzeiten eine Rechnung offen, "das wird ein Endspiel für uns."Und was ist mit dem VfB Stuttgart? Nunja, was soll sein? Ein solider Gegner, der kaum Tore schießt, allerdings auch wenige kassiert. Mehr braucht's nicht zu wissen, außer natürlich unseren Tipp: 0:0 und Thomas Müller wird sagen: "Wir nehmen auswärts auch gerne mal ein knappes 0:0 mit."

Wie geht's dem BVB?

Das größte Problem vor dem Topspiel-Duell zwischen Borussia Dortmund und 1899 Hoffenheim (Samstag, ab 18.30 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) hat Julian Nagelsmann. Und das nicht, weil er mit seinem aktuellen Arbeitgeber (für alle die den Überblick im Trainerdiskussions-Irrsinn verloren haben: Es ist immer noch Hoffenheim) seinen (womöglich) nächsten Arbeitgeber nach dessen Kurzzeitentspannung in eine Neu-Trainer-Depression schicken könnte. Nein, der Julian weiß nicht, was er anziehen soll. Die mitunter heiß diskutierte Klamottenwahl übernimmt normalerweise Sohn Maximilian. Der ist aber bereits im Urlaub. Und so grübelt der Julian, ob er "das auch alleine hinbekomme". Da wir es in unserer Redaktion eher mit dem bequemen Hoodie halten, verzichten wir auf Mode-Tipps, raten allerdings nicht zu schwarzgelber Kluft, sonst gibt's wieder unsinnige Diskussionen, was das denn für die Zukunft bedeutet.

Einst erschien Julian Nagelsmann in München in einem roten Mantel - begleitet von einem wilden Medienecho. Ob's nun die nächste Mode-Episode gibt?

Einst erschien Julian Nagelsmann in München in einem roten Mantel - begleitet von einem wilden Medienecho. Ob's nun die nächste Mode-Episode gibt?

(Foto: imago/MIS)

Die gestaltet der BVB ja zumindest mittelfristig seit dem vergangenen Sonntag mit seit Dienstag Sechs-Punkte-Coach Peter Stöger. Der gewann in Mainz nach zuvor drei Remis (mit dem 1. FC Köln) auf der vorletzten Rille doch noch ein Spiel in der Hinrunde 2017/18. Das war zwar nicht souverän, aber immerhin fühlte sich die Mannschaft in seinem System wohl - und ist nun glücklich: "Die Stimmung ist ein wenig gelöster. Das hat aber weniger mit mir zu tun, sondern mit dem Erfolgserlebnis", sagte Stöger. Und: Einen Bruch innerhalb des Teams habe er nicht ausmachen können. Eine Erkenntnis, die besonders Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke freuen wird. Der lästerte nämlich bei den "Ruhr Nachrichten" über Ex-Coach Peter Bosz: "Während wir gewonnen haben, habe ich nie ein sicheres Gefühl gehabt. Das war immer fragil." Bosz habe es nicht geschafft, alle von seiner Spielidee überzeugen zu können. "Vielleicht haben sie es am Ende auch deshalb nicht mehr mit letzter Inbrunst gemacht", sagte Watzke und deutete eine Meuterei an - mit der jetzt Schluss sein müsse: "Ich mag die Spieler, aber da bin ich deutlich geworden. Ich habe den Eindruck, dass alle verstanden haben, dass es so nicht weiter geht."

Die zweite Nagelprobe (kleiner Scherz) gibt's nun also ausgerechnet gegen Hoffenheim. Die sind nicht nur der Klub von Vielleicht-irgendwann-BVB-Trainer Nagelsmann, sondern auch noch ziemlich gut, auch wenn sie sich aktuell von Liga, Pokal und Europa-League-Premiere sowie Sandro-Wagner-Hickhack völlig ausgequetscht zur Winterpause quälen. Bedeutet also: immer noch unsicher (BVB) trifft auf mittlerweile sehr unausgeruht (Hoffenheim). Und ein Trainer in Schwarzgelb (Stöger) auf einen Trainer in ??? - für unseren Tipp ist es egal: 0:0.

Hält der 1. FC Köln die Null?

Unser Praktikant (kein Scherz) - Sie können in diesem Fall also von den gerne gelesenen Hass-Mails mit dieser Stoßrichtung absehen - hat mit sehr ausführlicher Recherche und Nachfrage bei unserem Fußball-Allwissenden Ben Redelings abgesichert, was ja ohnehin schon jeder weiß: Der 1. FC Köln könnte am Samstagnachmittag gegen den VfL Wolfsburg die zweite Mannschaft der Bundesliga-Geschichte werden, die eine Halbserie ohne Sieg beendet, also quasi die (fatale) Null hält. Denn auch das ist sicher bekannt: Der 1. FC Nürnberg lümmelte sich mit elf Remis und sechs Niederlagen durch die ersten 17. Spieltage der Saison 2013/14. Und die allseits und seit Ewigkeiten belächelte Tasmania aus Berlin, die ja zum Inbegriff des nichtstaugenden Fußball-Wahnsinns geworden ist, ist ja ohnehin raus aus dem Verlosung. Denn in ihrer einzigen Oberhaus-Spielzeit in der Saison 1965/66 hatte der laut Rangliste schlechteste Bundesliga-Klub aller Zeiten sein erstes Spiel gewonnen (ein weiteres kam in der Rückrunde dazu) und sich damit sogar auf Rang zwei vorgeschoben.

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Hält der Effzeh die Hinrunden-Null?

Um nun neben der ersten Meisterschaft der Liga-Geschichte eine weitere Erwähnung in der Liga-Chronik zu bekommen, muss der Effzeh folglich einfach nur nicht gewinnen. Also im Prinzip nichts ändern und seinen bisherigen Saisonlauf einfach fortsetzen. Dass mit dem VfL Wolfsburg eine Mannschaft kommt, die sich unter Coach Martin Schmidt eigentlich immer auf Remis einigen kann (was er vehement bestreitet) - in 13 Spielen gab's neun Punkteteilungen - macht's doch gar einfach: 0:0 spielen, ein Weihnachtspünktchen fürs gute Gefühl mitnehmen und den Nürnberg-Rekord toppen. Nehmen Sie so? Wir auch. Aber weil Weihnachten ist, legen noch zwei Tore unter den Baum, 1:1.

Was ist sonst noch so los?

Borussia Mönchengladbach – Hamburger SV, Freitag 20.30 Uhr:  Beim Hamburger SV ist alles anders und doch alles wie immer. Die Mannschaft, so findet Coach Markus Gisdol, spielt gut (das ist anders), ist aber nicht erfolgreich (das ist wie immer). Somit hat der Trainer im Vergleich zu den vergangenen Jahren immerhin eine Stellschraube, an der er drehen kann: die schönen Dinge verbieten und "die unschönen Dinge machen". Bei dem Vorhaben hilft's vielleicht, dass Gladbach seinen Flow mit dem Bayern-Hammer verloren hat und seit drei Spielen auf einen Sieg wartet. Coach Dieter Hecking und sein Team haben den Mini-Absturz allerdings analysiert und fühlen sich bereit für Konsequenzen: "Jetzt ist klare Kante gefragt", so Hecking, na dann, 3:0.

Eintracht Frankfurt – FC Schalke 04, Samstag 15.30 Uhr: Da war selbst der Sportschau-Mann überrascht: "Herr Tedesco, wat war dat denn", fragte er den Schalker Trainer, der nach Schlusspfiff und 3:2-Sieg gegen Augsburg am 16. Spieltag einen kurzzeitigen Ganzkörperkontrollverlust erlitt, sich daran aber nur wenige Minuten später nicht erinnern konnte. Wir wissen aber warum er sich so verhalten hat: aus Gründen der Freude. Denn Schalke ist Zweiter - und offiziell Bayernjäger Nummer eins (was natürlich Quatsch ist, niemand jagt die Bayern, nie zuvor war der Tabellenzweite nach Punkten so schlecht wie in diesem Jahr). Nun geht's gegen die Eintracht und deren Trainer Niko Kovac ist ein wahrer Schalke-Flüsterer. Als Spieler feierte er gegen die Malocher aus Gelsenkirchen seine persönlichen Rekorde von zehn Siegen in 15 Begegnungen und fünf Treffern. Der Mischmasch aus Euphorie und Expertise endet 1:1.

Zehn statt neun Punkten - da kann man schon mal ausrasten.

Zehn statt neun Punkten - da kann man schon mal ausrasten.

(Foto: imago/Sportfoto Rudel)

FC Augsburg – SC Freiburg, Samstag 15.30 Uhr: Am 23. November hatte sich Freiburgs Coach Christian Streich noch Gedanken gemacht, wie er ruhige Feiertage verleben kann. Das Ergebnis seines inneren Dialogs: bis Weihnachten neun Punkte holen. Zehn sind's nun schon geworden. Verbuchen wir die Reise nach Augsburg also als Bonustrip - zu einem tollen Gegner, wie Streich findet: "Von ihrem Auftreten, von der Athletik und dem Selbstverständnis gehen sie nach Europa." Dort ist der SCF ja in dieser Saison bereits in der Quali krachend gescheitert, was für uns einzig einen 3:1-Tipp logisch erscheinen lässt.

Werder Bremen – FSV Mainz 05, Samstag 15.30 Uhr: Dank eines Doppelpacks von Aaron Hunt siegten die Bremer am 4. November 2012 mit 2:1 gegen Mainz. Das war ihr einziger Dreier in den letzten sieben Heimspielen gegen die Rheinhessen, die in den letzten vier Gastspielen an der Weser acht Punkte entführten. An keinem Liga-Schauplatz holte der allerdings abstiegsbedrohtte FSV mehr als die 15 Zähler in Bremen. Deswegen ist Coach Sandro Schwarz auch top drauf: "Es geht jetzt volles Rohr um Bremen. Was wir dabei nicht wollen und brauchen, ist jetzt schon ein Krisenszenario aufzurufen. Nach dem Motto: was könnte sein, wenn…". Das übernehmen wir dann am Montag gerne in unserer Buli-Nachlese, denn das Spiel endet 2:0 für Werder.

Hannover 96 – Bayer Leverkusen, Sonntag 15.30 Uhr: Siege in Leverkusen? Die kann Heiko Herrlich. Seinen bislang einzigen Ausflug nach Hannover, damals als Trainer beim VfL Bochum, gewann er nach einem 0:2-Pausenstand mit 3:2 - am letzten Hinrundenspieltag der Saison 2009/2010. Lang ist's her, weil Bayer aber gerade dank Saison-Überraschung Leon Bailey mit jamaikanischer Gelassenheit und rheinischer Souveränität (gibt's die eigentlich?) durch die Liga schmettert, bleibt die Trainer-Weste fleckenfrei, 0:1.

RB Leipzig – Hertha BSC, Sonntag 18 Uhr: Die Hertha ist für RB Leipzig noch immer mit dem größten Erfolg der Vereinsgeschichte verbunden - gut die ist jetzt auch noch nicht so alt. Sei's drum: Durch einen 4:1-Sieg in Berlin qualifizierten sich die Raba's am 6. Mai schon zwei Runden vor Saisonende für die Champions League. Die entscheidenden Treffer beim 4:1-Erfolg erzielte in der 89. und 90. Minute Joker Davie Selke, der jetzt für Hertha stürmt. Sollte er jetzt..., es wäre wieder so eine Ausgerechnet-Geschichte. Stehen wir drauf - Tipp 1:2.

Wer spielt das beste Phrasenschach?

"Er erlebt seinen sechsten Frühling - und das mitten im Winter."
Das sagte Thomas Müller nach dem 1:0 des FC Bayern gegen den 1. FC Köln bei Sky über den 36 Jahre alten Torwart Tom Starke, der auch in seinem zweiten Saisonspiel zu Null spielte.

Quelle: ntv.de

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