Fußball

Versuchter Stimmenkauf vor WM-Vergabe DFB bestätigt Beckenbauers Unterschrift

Franz Beckenbauer schweigt bislang zu den neuesten Enthüllungen in der WM-Affäre.

Franz Beckenbauer schweigt bislang zu den neuesten Enthüllungen in der WM-Affäre.

(Foto: dpa)

Der damalige Bewerbungschef Franz Beckenbauer hat kurz vor Vergabe der Fußball-WM 2006 eine vertragliche Vereinbarung mit einem stimmberechtigten Fifa-Funktionär unterschrieben. Das sagt der DFB. Das Papier müsse man als Bestechungsversuch ansehen.

Das brisante Vertragsdokument, das im Zuge der WM-Affäre 2006 einen versuchten Stimmenkauf durch die deutschen WM-Bewerber nahelegt, wurde von Franz Beckenbauer unterschrieben. Das bestätigte DFB-Interimspräsident Rainer Koch in München. Als Vertragspartner habe der inzwischen lebenslang gesperrte Jack Warner aus Trinidad und Tobago, Ex-Präsident des Verbands für Nord- und Zentralamerika sowie der Karibik Concacaf, unterzeichnet.

In dem Dokument seien der Konföderation des stimmberechtigten Exekutivmitglieds "diverse Leistungen" von deutscher Seite zugesagt worden, sagte Koch. Dies seien "keine direkten Geldleistungen" gewesen, sondern unter anderem Vereinbarungen über Spiele, Unterstützung von Trainern beim Concacaf oder Ticketzusagen für WM-Spiele an Warner selbst. Warner wurde am 29. September von der Fifa-Ethikkommission lebenslang gesperrt.

Es bestehe laut Koch keine Erkenntnis, ob dieser Vertrag in Kraft getreten sei. Beckenbauer sei damals nicht allein vertretungsberechtigt für den DFB gewesen. Daher seien alle festgehaltenen Absprachen abhängig von einer Zustimmung des DFB-Präsidiums gewesen.

Reinhard Rauball antwortete im Bezahlsender Sky auf die Frage, ob das Papier dennoch als möglicher Bestechungsversuch zu werten sei: "Das muss man so werten, dass zumindest über diese Fragen nachgedacht worden ist. Wenn etwas schriftlich konzipiert ist, egal ob es dann formwirksam unterschrieben worden ist oder nicht, dann ist das schon etwas, was diese Vermutung zulässt."

Auch Beckenbauers "Schattenmann" im Fokus

Koch und Rauball führen seit Montag als DFB-Interimspräsidenten die Amtsgeschäfte des zurückgetretenen Wolfgang Niersbach. Mit ihren Aussagen bestätigen sie übereinstimmende Berichte der "Süddeutschen Zeitung" und der "Bild"-Zeitung. Beide hatten zuvor bereits Beckenbauers Beteiligung an dem Vertragsentwurf vermeldet.

Der ist auf den 2. Juli Juli 2000 datiert - vier Tage vor Vergabe der WM-Endrunde 2006, bei der Deutschland überraschend mit 12:11 gegen Südafrika gewonnen hatte. Den Berichten zufolge soll auch der Name von Beckenbauers "Schattenmann" Fedor Radmann in dem Papier auftauchen. Radmann, gehörte erst zum WM-Bewerbungskomitee und später auch zum WM-Ok.

Beckenbauer hat sich seit Bekanntwerden der Affäre erst zweimal öffentlich erklärt, zuletzt am 26. Oktober 2015. Nach seiner Aussage vor den externen DFB-Ermittlern teilte er damals in einer Stellungnahme mit: "Es wurden keine Stimmen gekauft, um den Zuschlag für die Fußball-Weltmeisterschaft 2006 zu bekommen."Radmann erklärte weniger Tage später gegenüber der "Zeit": "Ich könnte beim Leben meiner sechs Kinder beschwören, dass ich felsenfest davon überzeugt bin, dass nicht ein Mensch von uns bestochen wurde." Zu den neuesten Enthüllungen schweigen beide.

Quelle: ntv.de, cwo/sid/dpa

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