Martinez-Rückkehr gegen Benfica Der Wadlbeißer macht Guardiola glücklich
05.04.2016, 12:31 Uhr
Der "Wadlbeißer" ist zurück und Guardiola glücklich. Mit Javi Martinez haben die Bayern endlich wieder einen gesunden Innenverteidiger im Kader.
Als die Münchener im Sommer 2013 das Triple gewinnen, ist Javi Martinez der vielleicht wichtigste Bauteil im System der "Über-Bayern". Drei Jahre später könnte der spanischen Abwehrkante eine ähnliche Schlüsselrolle zukommen.
Es ist ein Comeback ganz ohne Ansage. Neun Wochen nach seiner Knieverletzung steht Javi Martinez beim Bundesliga-Heimspiel gegen Eintracht Frankfurt plötzlich wieder in der Innenverteidigung des FC Bayern München. Und er steht da, als habe es die vergangenen Wochen nicht gegeben. Ruhig und sachlich angemessen arbeitete er die Aufgaben ab, die ihm die Frankfurter Offensivspieler stellten. Es sei vorweggenommen: Besonders viele und besonders knifflige waren es nicht. Doch trotz der wenig brisanten Momente, die es beim unaufgeregten 1:0-Pflichtsieg der Bayern gab, sind die Verantwortlichen froh, dass der spanische "Fußball-Stier" wieder da ist. Über Vorstandsboss Karl-Heinz Rummenigge ließ Trainer Josep Guardiola ausrichten, er sei "sehr glücklich, dass Javi zurück ist".
FC Bayern München: Neuer - Kimmich, J. Martinez, Alaba - Lahm, Xabi Alonso - Douglas Costa, Müller, Vidal, Ribéry - Lewandowski; Trainer: Josep Guardiola
Benfica Lissabon: Ederson, André Almeida, Lindelöf, Jardel, Eliseu - Samaris, Fejsa, Pizzi, Renato Sanches, Gaitan - Jonas; Trainer: Rui Vitoria
Schiedsrichter: Marciniak (Polen)
Nun sagt der Katalane häufig ganz wundervolle Dinge über seine Spieler. Und meint sie irgendwie anders. Die Herren Götze, Dante und Rode können darüber ganz spannende Geschichten erzählen. Im Fall Martinez dürfen wir aber annehmen, dass Guardiola sich wirklich richtig freut, ihn wieder zum aufstellungsbereiten Personal zählen zu dürfen. Denn in den vergangenen Wochen lavierte sich der FC Bayern, wenn auch ganz ordentlich, mit ziemlich verrückten Abwehrformationen durch Ligabetrieb und Königsklasse. Der sogenannte "Zwergen-Riegel" und wie all die anderen Konstrukte hießen, die sich der Coach da so ausgedacht hatte, entsprang der Notlage, dass kein gelernter Innenverteidiger gesund war. Mit Ausnahme natürlich von Winterübersprungshandlung Serdar Tasci, der vermutlich ohne Widerworte als einer der sinnfreisten Transfers des Rekordmeisters betrachtet werden darf.
Bereit fürs Triple?
Nun ist der verletzungsgeplagte Javi Martinez zurück. Genau zur richtigen Zeit. Denn für Münchens Titel- und Triplejäger stehen nun die härtesten und wichtigsten Wochen an: Meisterschaft, DFB-Pokal und vor allem die Champions League. In den kommenden acht Wochen entscheiden die Bayern nicht nur über Erfolg und Misserfolg der laufenden Saison, sondern auch über das Siegel, das im Sommer nach drei Jahren auf die Akte Guardiola gepresst wird. Ganz entscheidend dafür ist das Abschneiden in der Champions League. Und dort empfängt der FC Bayern am Abend auf der "Road to Milano" im Viertelfinale den portugiesischen Meister Benfica Lissabon (ab 20.45 im Liveticker bei n-tv.de).
Dass der italienische Weltmeister Gianluca Zambrotta den Bayern bei der Auslosung am 18. März in Nyon das neben dem VfL Wolfsburg vermutlich leichteste Los in der Runde der letzten Acht beschert hat, sehen sie in München ganz anders. Zu groß ist die Angst vor dem Scheitern gegen den großen Außenseiter. Von einem "Freilos", wie es viele schon schrieben, will der Trainer nichts wissen. "Es wird sehr hart, das Halbfinale zu erreichen", warnt er und fordert ein "intelligentes Spiel" seines Teams. Es wäre ein "großer Fehler", nur an das Toreschießen zu denken, erklärte Guardiola. Bloß kein Gegentor gegen Benfica und ihren so treffsicheren Stürmer Jonas, lautet die oberste bayrische Pflicht. Die Schlüsselfigur dabei: Martinez.
Ein Typ, wie Hoeneß ihn vermisste
Wie erleichtert, ja beinah euphorisch klingen daher die Worte von Kapitän Philipp Lahm nach dem geglückten Comeback des Spaniers gegen die Eintracht. "Er ist ein exzellenter Innenverteidiger, hat viel Qualität, viel Ruhe am Ball. Er ist kopfball- und zweikampfstark, deswegen ist es schön, dass er wieder zurück ist." Und mit eben jenen Qualitäten war Martinez der Mann, der die Bayern im Frühjahr 2013, beim letzten Triple-Triumph unter Fußball-Pensionär Jupp Heynckes, in seiner ersten Saison an der Seite von Bastian Schweinsteiger anführte. Für 40 Millionen Euro wechselte der 27-Jährige im Sommer 2012 von Athletic Bilbao an die Isar. In jenem Sommer, als die Bayern das "Finale dahoam" verloren, als Uli Hoeneß gegen Chelsea einen echten "Wadlbeißer" vermisste. Eben einen wie Martinez.
Wo "Wadlbeißer" eher nach einem Typ Jens Jeremies oder Gennaro Gattuso klingt, löst Martinez das Bearbeiten der gegnerischen "Wadln" indes eleganter und fairer, als es der Name "Beißer" vorzugeben scheint. Er gewinnt seine Duelle mit großer Souveränität, er erobert Bälle und er kann diese sinnstiftend verwerten. Er ist gleichermaßen Abräumer und Aufbauspieler. Beim 2:1-Endspielsieg gegen Borussia Dortmund in der Champions League im Mai 2013 brachte er überragende 92 Prozent seiner Pässe an den Mitspieler, gewann zudem herausragende 76 Prozent seiner Zweikämpfe. Die Krönung eines herausragenden Frühjahrs. Eines, wie es sich die Bayern auch 2016 wünschen – mit einem alten, neuen Anführer: Javi Martinez.
Quelle: ntv.de