So läuft der 21. Spieltag Dortmunds Rache, Bremens Psychotrick
13.02.2015, 14:04 Uhr
Der Pöhler will Wiedergutmachung: Jürgen Klopp und seine Dortmunder haben mit Mainz noch eine Rechnung offen.
(Foto: imago sportfotodienst)
Jetzt schlägt die Stunde der Abrechnung im Westfalenstadion: Der BVB empfängt den Auslöser seiner Krise und will Rache. In Köln üben sich die Spieler in größtmöglichem Verzicht und in München zittern die Bayern vor Hamburgs neuem Sturm-Hoch.
Wie hoch gewinnen die Bayern?
Der FC Bayern München empfängt den Hamburger SV. Der deutsche Rekordmeister führt die Tabelle an, die Gäste dümpeln zwischen Mittelfeld und Abstiegskampf rum. Aber was heißt das schon? Nichts, natürlich. Vielmehr lohnt sich ein Blick auf die aktuelle Verfassung der beiden Mannschaften. Und da lässt sich Erstaunliches beobachten. Fangen wir - Ehre, wem Ehre gebührt - mit dem Rekordmeister an. Vier Punkte haben Peps Burschen in der Rückrunde bislang geholt. Erst die Niederlage gegen Wolfsburg, dann das Remis gegen Schalke und zuletzt der Sieg gegen Stuttgart. Die Richtung stimmt. Oder wie Uli Hoeneß sagen würde: "The trend is your friend". Doch statt technischen Raffinessen bieten die Super-Bayern derzeit ehrliche Maloche an - was vor allem tief im Westen geschätzt wird, tief im Süden vermutlich aber deutlich weniger Zuspruch findet. Nun kommt also der HSV. Der ist so gut drauf wie seit Ewigkeiten nicht. Zwei Siege in Folge, wann gab's das zuletzt? In dieser Saison jedenfalls nicht. Aber es sind ja nicht nur die beiden Siege, die Hoffnung machen. Das Team von Joe Zinnbauer weiß wieder, wo das Tor steht. Nach neun Toren in 18 Spielen wurden zuletzt fünf Treffer in zwei Partien geschossen. Die Bayern sind also gewarnt, zumal die Abwehr des Rekordmeisters in der Rückrunde nicht besonders sattelfest ist. Nach vier Gegentoren in 17 Hinrunden-Partien hat's nach der Winterpause bereits fünf Mal hinter Manuel Neuer geklingelt. Dafür gab's reichlich Kritik, vor allem am stets fröhlichen Wuschelkopf Dante Bonfim Costa Santos. Der findet das alles ziemlich doof und ist daher sehr - insgesamt sieben Mal - enttäuscht. Gegen Hamburg kann er sich nun nicht über die "Bild"-Zeitung wehren, sondern auch auf dem Platz mal wieder 'ne aussagekräftige Grätsche platzieren.
Dortmunder Aufholjagd?
Borussia Dortmund ist die Mannschaft der Stunde: Erst der 3:0-Erfolg in Freiburg, dann das teuer bezahlte Liebes-Bekenntnis von Marco Reus. Es läuft wieder beim BVB. Und heute Abend kommt mit Jürgen Klopps Ex-Klub FSV Mainz 05 auch noch der Hauptschuldige für die bisher ziemlich blöd verlaufene Saison. Denn bis zum 4. Spieltag, vor knapp einem halben Jahr, lief es für Borussia Dortmund sehr ordentlich. Wobei, wenn wir präzise werden wollen, lief es eigentlich nur an Spieltag zwei und drei ergebnisorientiert sehr gut. Aber egal. Auf jeden Fall hätte Klopps Elf in Mainz Tabellenführer werden können. Wurden sie aber nicht. Der BVB verschoss einen Elfmeter und schaffte es auch sonst nicht, irgendeine ihrer zahlreichen Großchancen im Mainzer Gehäuse unterzubringen. Dafür gab's zwei aus Dortmunder Sicht maximal überflüssige Gegentore und eine tiefe Krise. Diese soll nun nach dem Sieg in Freiburg überwunden sein und Mainz für seine Hinrunden-Frechheit bestraft werden. Der BVB-Trainer hat im Training Entsprechendes gesehen: "Elf gegen Elf in hoher Qualität". Aber natürlich ist das noch kein Grund, dauerjubelnd durch die Gegend zu laufen und so beschwichtigt Pöhler Klopp: "Es ist nicht so, dass die Jungs jetzt die Arme nicht runterkriegen." Puh, Glück gehabt. Hätte eh doof ausgesehen.
Was passiert sonst noch?

Verlängert Werder-Spielmacher Zlatko Junuzovic direkt vor dem Spiel gegen Augsburg?
(Foto: picture alliance / dpa)
Mann, wer hätte das noch im Spätherbst 2014 gedacht? Der SV Werder Bremen marschiert nach völlig verkorkstem Saisonstart in Richtung Europa. Vier Siege in Folge, dazu sehr ordentlicher Fußball und ein neuer Trainer, der Hoffnungen an lieb gewonnene Offensiv-Traditionen in Bremen aufkeimen lässt. Am Samstag kommt nun der Tabellen-Vierte ins Weserstadion. Bei einem Sieg könnte Werder den Rückstand auf die begehrten Plätze weiter verringern. Aber wer genau ist nochmal Vierter? Leverkusen? Mönchengladbach? Dortmund sowieso nicht. Nee, Augsburg. Oha! Die Bayern spielen eine fast noch beachtenswertere Runde als die Bremer und träumen zu Recht von der ersten Europacup-Teilnahme in ihrer Vereinsgeschichte. Keine leichte Aufgabe also für die Heim-Elf von Viktor Skripnik. Und so setzen sie an der Weser auf einen Psychotrick. Der Verein hat kurz vor dem Spiel die Vertragsverlängerung des derzeit bestens aufgelegten Spielmachers Zlatko Junuzovic verkündet. So etwas gab's schonmal - sehr erfolgreich übrigens. Vor ein paar Jahren wurde kurz vor Anpfiff ein längerer Verbleib von Zauberfuß Diego verkündet. Bremen brannte daraufhin ein Fußball-Feuerwerk ab. Stuttgart, damals noch deutlich stärker als heute, wurde mit 4:1 nach Hause geschickt.
Werfen wir nun noch kurz einen Blick in die anderen Stadien. In Leverkusen wartet Bayer im Kampf um die Europapokalplätze auf Wolfsburg und Ex-Spieler Schürrle. Stuttgart will in Hoffenheim nach vier torlosen Spielen endlich mal wieder einen Treffer erzielen. In Frankfurt versucht die Eintracht den Schalker-Abwehrriegel zu durchbeißen und dabei selbst nicht gebissen zu werden. Und in Berlin hoffen sie auf die neu gewonnene Bissigkeit von Stürmer Kalou. Denn der hat seinem neuen Trainer gegenüber vor dem Spiel gegen Freiburg angekündigt: "Er wird in die Augen eines Tigers sehen. Ich habe gerade einen Titel gewonnen. Ich bin hungrig und will mehr."
Wo wird's brisant?
"Alaaf" oder "Halt Pohl". Köln oder Gladbach. Im rheinischen Derby knallt's immer, aber diesmal kündigt Borussias Offensivgeist André Hahn die einzig mögliche Steigerung an: "Es scheppert. Gerade jetzt an Karneval ist dieses Derby nochmal etwas anderes, nochmal krasser." Das findet auch Kölns Manager Jörg Schmadtke. "Die Städte sind elektrisiert." Gut, das ist jetzt zu Karneval keine neue Erkenntnis, aber immerhin eine wahre. Und weil ein Derbysieg ohnehin das Schönste in einer Saison ist, bereiten sich zumindest die Kölner intensiv auf diesen Knaller vor. Die Spieler des FC üben sich in größtmöglichem Verzicht: Sie haben aufs Feiern an Weiberfastnacht verzichtet. "Ich habe aber nicht den Eindruck, dass sie Angst haben, etwas versäumt zu haben", sagt Trainer Peter Stöger. Ein Derby-Sieg entschädigt schließlich für (fast) alles. Das wissen sie auch in Gladbach: "Man darf absteigen, aber nicht gegen Köln verlieren", erklärte Borussias Norweger Havard Nordtveit. Nun denn, Pappnase auf, der Fossball kütt (oder so).
Für welchen Trainer wird's eng?
Eigentlich hat derzeit nur ein Trainer wirklich Ärger zu befürchten, Kasper Hjulmand in Mainz. Denn der Start aus der Winterpause erinnert doch fatal an den fürchterlichen Saisonstart mit dem frühen Ausscheiden im DfB-Pokal und der Europa-League-Qualifikation. Das Team des Dänen zeigt all das, was es braucht erfolglos Fußball zu spielen. Unpräzise Bälle in die Spitze, phasenweise körperliche und geistige Lethargie, wenig Druck auf die gegnerischen Spieler. Und Tempo ist irgendwie auch nicht drin. Das ist sehr wenig. Vor allem, wenn es heute Abend vor 80.000 Zuschauern im Westfalenstadion darum geht, den Sturz in die heiße Abstiegszone zu verhindern.
Wer spielt das beste Phrasenschach?
"Paderborn in der Bundesliga, das ist jedes Wochenende ein Rennen Golf gegen Porsche. Wir haben nur eine Chance, wenn die anderen ihre Karre abwürgen - oder nicht vollgetankt haben." Paderborns Kfz-Mechaniker André Breitenreiter vor dem Auswärtsspiel in Hannover am Sonntag.
Quelle: ntv.de