"Kreuzband beschädigt" FC Bayern muss in Augsburg doppelt leiden
19.10.2019, 18:34 Uhr
Niklas Süle verlässt das Augsburger Stadion auf Krücken. Aber nicht nur der Abwehrchef, sondern der gesamte FC Bayern wirken nach dem bitteren Last-Minute-Remis angeknockt. Da hilft es auch nicht, dass Robert Lewandowski einen Rekord von Carsten Jancker einstellt.
Pechvogel Niklas Süle hatte die Augsburger Arena bereits mit traurigem Blick und auf Krücken verlassen, als dieses verrückte Derby noch einmal eine unerwartete Wendung nahm. Es lief die Nachspielzeit im Duell zwischen dem FC Augsburg und Bayern München, das seinen Abwehrchef Süle wegen einer vermutlich schweren Knieverletzung früh verloren hatte (12.). Der wieder nur eingewechselte Thomas Müller ließ beim Stand von 2:1 eine riesige Konterchance aus. Dann schlug FCA-Joker Alfred Finnbogason zu (90.+1) - und die Bayern hatten plötzlich nicht nur Süle verloren.
Nach dem enttäuschenden 2:2 (1:1) schlichen Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge und Präsident Uli Hoeneß mit betretenen Mienen in die Gästekabine. Reporter: "Herr Hoeneß, haben Sie Zeit für ein Gespräch?" Hoeneß: "Leider nicht." Gleiche Frage an Rummenigge. Antwort: "Ich habe Zeit, aber ich rede nicht." Serge Gnabry fasste die Gemütslage bei "Sky" treffend zusammen: "Wir haben es vergeigt." Die Begegnung hatte für die Bayern schon mit einem doppelten Schock begonnen.
Nach Zusammenspiel mit Rani Khedira traf Marco Richter volley nach nur 27 Sekunden gegen die unsortierte Münchner Abwehr zur FCA-Führung. Dann verletzte sich Süle im Laufduell mit Florian Niederlechner (9.), den keine Schuld traf. Der Nationalspieler griff sich sofort mit schmerzverzerrtem Gesicht an das linke Knie, in dem er 2014 einen Kreuzbandriss erlitten hatte. Eine genaue Diagnose gab es zunächst nicht. "Das, was ich jetzt schon gehört habe, ist, dass das Kreuzband beschädigt ist", berichtete der Münchner Trainer Niko Kovac. "Jetzt müssen wir schauen, inwieweit noch andere Bereiche im Knie in Mitleidenschaft gezogen wurden."
So gut wie Aubameyang und Jancker
Die Münchner Lebensversicherung Robert Lewandowski glich per Kopf nach Flanke des starken Gnabry aus. Damit hat der Pole wie zuvor nur der frühere Dortmunder Pierre-Emerick Aubameyang (2015/16) an jedem der ersten acht Spieltage mindestens einmal getroffen. Weil Lewandowski zudem im elften Pflichtspiel in Folge traf, stellte er im FCB-internen Ranking die Bestmarke von Carsten Jancker aus dem Jahr 2000 ein.
Süle wurde derweil in der Kabine behandelt und verließ mit dick bandagiertem Knie das Stadion. Als er in ein bereitstehendes Auto stieg, hörte er Jubel aus dem Gästeblock: Gnabry brachte den Rekordmeister mit einem sehenswerten Schlenzer in Führung (49.). Danach wurde das Spiel immer einseitiger, die Bayern vergaben Chance um Chance. "Wir sind selber Schuld, wir waren zu fahrlässig. Das müssen wir besser machen", schimpfte Gnabry später.
Das galt vor allem für Müller, der freistehend vor FCA-Torwart Tomas Koubek vergab (90.). Auch im sechsten Pflichtspiel hintereinander war nur auf der Bank Platz gewesen für den Rio-Weltmeister. Er wurde von den Gäste-Fans gefordert - und kam spät (80.). "Wir sind beim FC Bayern und leben in einer Leistungsgesellschaft mit großem Konkurrenzkampf", sagte Kovac: "Ich sehe da überhaupt kein Problem."
"Das ist nicht Bayern-like"
Große Probleme aber hat seine Mannschaft in der Defensive. Im vierten Pflichtspiel in Serie gab es zwei Gegentore - das war zuletzt 2004 der Fall. Zehn Gegentreffer nach acht Bundesligaspielen musste der FCB zuletzt in der dunklen Ära von Jürgen Klinsmann (2008/09) hinnehmen. "Das ist nicht Bayern-like", sagte Kapitän Manuel Neuer.
Augsburg feierte das Remis dagegen wie einen Sieg. "Wir hatten einen geilen Start, ein geiles Ende - und zwischendrin einen sehr geilen Torwart", sagte Khedira. Keeper Koubek, der nach mehreren Fehlern arg in der Kritik gestanden hatte, wurde von Coach Martin Schmidt nach Schlusspfiff besonders innig geherzt. Auch Schmidt war erleichtert: Der kämpferisch starke Auftritt war die nach dem 1:5 in Gladbach erhoffte Antwort.
Quelle: ntv.de, tsi/sid