Super teuer - und super sinnvoll Man City baut den Kader für die Ewigkeit
10.02.2018, 12:03 Uhr
Pep Guardiola bekommt bei Manchester City jeden Wunsch erfüllt.
(Foto: picture alliance / dpa)
Für 65 Millionen Euro verpflichtet Manchester City im Januar Aymeric Laporte. Was nach viel Geld für einen Unbekannten klingt, ist in Wahrheit ein durchdachter Plan: Der Klub baut eine Mannschaft, die über Jahre hinaus um Titel spielen kann.
Wenn es um die richtig teuren Transfers in der Welt des Fußballs geht, fällt relativ schnell der Name Manchester City. Auch dieses Jahr hat der Klub von Trainer Pep Guardiola bereits zugeschlagen: Für 65 Millionen Euro verließ kurz vor dem Ende der winterlichen Transferperiode das vergleichsweise unbekannte Innenverteidiger-Talent Aymeric Laporte seinen spanischen Klub Athletic Bilbao und schloss sich dem Tabellenführer der englischen Premier League an - und avancierte nebenbei noch zum zweitteuersten Abwehrspieler der Fußballgeschichte. Nicht schlecht für einen 23-Jährigen, der noch immer auf sein erstes Länderspiel für Frankreich wartet und kaum Europapokal-Erfahrung vorweisen kann.
Angesichts von 13 Punkten Vorsprung in der Premier League stellt sich daher die Frage: Ist der Erfolg von Manchester City mit schier unendlichen finanziellen Mitteln erkauft? Betrachtet man die letzten Transferfenster, ist die Antwort eindeutig: Kein anderer großer Klub hat in den letzten Jahren so Geld ausgegeben wie City - allein in dieser Saison beträgt das Transferminus 220 Millionen Euro. Mit den finanziellen Möglichkeiten von Scheich Mansour bin Zayed Al Nahyan - der seit 2008 mehr als eine Milliarde in den Klub gepumpt hat - können selbst die drei großen Umsatzkönige Manchester United, Real Madrid und der FC Barcelona nicht mithalten.
Schaut man sich allerdings an, wen City eigentlich - vor allem in den vergangenen Jahren - verpflichtet hat, fällt noch etwas auf: In der Führungsetage gab es einen Strategiewechsel. Längst gibt der Klub - wie in den ersten Jahren der Scheich-Regentschaft - kein Geld mehr für Mittelklassespieler und abgehalfterte Altstars mit großen Namen aus, sondern ausschließlich für Megatalente mit dem Potenzial zur Weltklasse.
Transferrausch in Manchester
Beispielsweise verpflichtete City vergangenen Sommer, also noch vor dem Wechsel von Laporte, unter anderen für 57,5 Millionen Euro Linksverteidiger Benjamin Mendy. 51 Millionen Euro gab der Verein zudem für Rechtsverteidiger Kyle Walker aus, weitere 50 Millionen Euro für Offensivmann Bernardo Silva und 40 Millionen Euro für Torhüter Ederson. Insgesamt belaufen sich die Transferausgaben in dieser Saison bislang auf 315,8 Millionen Euro.
Die Vorsaison war ähnlich teuer: 55,6 Millionen Euro investierte City in Innenverteidiger John Stones, 50 Millionen Euro in den deutschen Flügelflitzer Leroy Sané, vergleichsweise günstige 32 Millionen Euro für Sturmtalent Gabriel Jesus und 27 Millionen Euro für Ilkay Gündogan, sodass die Ausgaben am Ende 213 Millionen Euro betrugen.
Im Sommer 2015, als Kevin de Bruyne für 76 Millionen Euro und Raheem Sterling für 62,5 Millionen Euro nach Manchester wechselten, gab der Klub 214,9 Millionen Euro für neue Spieler aus.
Super jung, super talentiert
Die Antwort auf die Ausgangsfrage lautet also: Ja, keine andere Fußballmannschaft auf der Welt investiert mehr Geld in neue Spieler als Manchester City, kein anderer Klub macht das aber auch so durchdacht. Das wird deutlich bei einem Blick auf die aktuell mutmaßlich beste Elf des Klubs (siehe Grafik).
Zwei Sachen fallen auf: Die erste Elf von Manchester City ist unglaublich jung, das Durchschnittsalter beträgt 25 Jahre. Mittelfristig müssen die Verantwortlichen nur den Brasilianer Fernandinho und das spanische Offensiv-Ass David Silva ersetzen. Und abgesehen vom 32-jährigen Brasilianer im defensiven Mittelfeld gehören schon jetzt als Spieler auf ihren Positionen zu den besten ihrer Zunft oder haben zumindest das Potenzial dazu. Für einen Spielerentwickler wie Guardiola eine leichte Aufgabe.
Die Wahrheit ist, dass City jetzt die Spieler kauft, die der Klub braucht, um auf Jahre hinaus erfolgreich zu sein in England und Europa - ganz egal, was sie kosten. Sind die Verantwortlichen von den Entwicklungsmöglichkeiten wie bei Laporte überzeugt, dann zahlt der Klub eben auch 65 Millionen Euro für einen 23-Jährigen ohne Länderspiel- und Europapokal-Erfahrung. Oder in anderen Worten: Für ein so großes Talent, dass es Guardiola schon 2014 zum FC Bayern München lotsen wollte.
Hält sich das Entwicklungspotenzial dagegen in Grenzen, überlässt City aber auch bereitwillig anderen Klubs das Feld. Wie bei Superstar Alexis Sánchez vom FC Arsenal: Auch den chilenischen Flügelstürmer hätte City im Januar gerne verpflichtet, letztendlich setzte sich Stadtrivale United durch. Das lag aber mitnichten daran, dass Sánchez beim Klub von José Mourinho bessere Perspektiven sieht - anders als United war City schlicht nicht bereit, 40 Millionen Euro plus das Mega-Gehalt von 390.000 pro Woche für einen 29-Jährigen zu bezahlen, der den Zenit seines Schaffens bereits erreicht hat.
City wird diese Saison, so kein Wunder geschieht, die englische Meisterschaft gewinnen. Auch in der Champions League gehört der Klub zu den Favoriten. Daran wird sich in den nächsten Jahren nichts ändern: Behalten die Verantwortlichen ihre Strategie bei, bauen sie einen Kader für die Ewigkeit auf. Den nächsten Beweis könnten sie schon kommenden Sommer erbringen, wenn sie für viele Millionen Euro den oder die Nachfolger für Fernandinho und David Silva verpflichten. Ob bekannt oder nicht - infrage kommen ausschließlich Spieler des Prädikats "Weltklasse".
Quelle: ntv.de