Sechs Dinge, gelernt an Spieltag 14 Robben gönnerhaft, Klopp mysteriös
08.12.2014, 13:10 Uhr
"Das ist das, was wir brauchen": Arjen Robben.
(Foto: AP)
Der FC Bayern beherrscht die Fußball-Bundesliga, wie es ihm beliebt - da kann Trainer Guardiola in aller Ruhe experimentieren. Zumal die Konkurrenz eh nicht Meister werden will. Auch nicht der BVB, der plötzlich den Torwart wechselt.
1. Die Bundesliga ist Guardiolas Spielwiese
Die Meisterschaft in der Fußball-Bundesliga zu gewinnen, das hat Josep Guardiola oft genug betont, sei durchaus schwierig. Schließlich gehe es darum, über 34 Spieltage hinweg konstant so gut zu sein, dass am Ende kein anderer besser ist. Das ist so falsch nicht, doch es gilt nicht für den FC Bayern. Die Münchner haben sich mittlerweile das Monopol auf den nationalen Titel erarbeitet, das hat sich auch an diesem 14. Spieltag wieder gezeigt. Die Frage, ob die Leverkusener womöglich in der Lage sind, den Meister ein wenig zu ärgern, beantwortete der Trainer des FC Bayern mit einem taktischen Experiment.
Er bot zwar in der Offensive mit Arjen Robben, Franck Ribéry, Thomas Müller, Mario Götze und Robert Lewandowski wieder fünf Nationalspieler aus vier Ländern auf, ordnete sie aber überraschend so an, dass Müller und Lewandowski die Flügel besetzten und Götze nach Art des Lionel Messi aus dem Mittelfeld heraus in die Spitze stoßen sollte. Was zwar dazu führte, dass die Münchner den Gästen vor der Pause nur eine Torchance gestatteten, aber selbst vor dem Leverkusener Tor gar nicht zum Zuge kamen. Erst als in der zweiten Halbzeit Sebastian Rode für Götze in die Partie kam, lief es besser. Rode sorgte nicht nur für den Eckball, den dann Ribéry zum einzigen Tor dieser Partie nutzte. Er brachte auch ein wenig mehr Körperlichkeit ins Spiel der Bayern, was den Leverkusenern sichtlich nicht behagte. Oder wie Guardiola es formulierte: "Er hat uns mehr Vollgas gegeben." Mit der Frage, warum hatte das Experiment in der ersten Halbzeit nicht funktioniert habe, konnte oder wollte er nichts anfangen, wie die "Süddeutsche Zeitung" protokollierte: "Es hat gut funktioniert." Er probiert halt aus, was er ausprobieren will - weil er es kann. Die Bundesliga bleibt seine Spielwiese. Da dürfte es ihn wenig gestört hatte, dass Lewandowski mit seiner Rolle als Linksaußen nicht uneingeschränkt zufrieden war: "Wenn man so weit außen ist, ist manchmal keiner in der Mitte." Seit 18 Spielen ist der FC Bayern ungeschlagen, in den 14 Spielen dieser Saison kassierten sie drei Gegentore. Da konnte Robben hinterher gönnerhaft konstatieren: "Es war ein schwieriges Spiel, aber das ist auch mal schön. Das ist das, was wir brauchen." Spannender wird die Liga dadurch nicht.
2. Die Konkurrenz will gar nicht Meister werden
Das kann auch der VfL Wolfsburg nicht ändern, der nach dem Sieg in Hannover weiterhin mit sieben Punkten Rückstand auf die Münchner auf Platz zwei der Tabelle steht. Trainer Dieter Hecking lehnt es hartnäckig und aus guten Gründen ab, dass seine Mannschaft bisweilen als Verfolger der Münchner bezeichnet wird. "Die Bayern sind die überragende Mannschaft. Die müssten mit sieben Mann spielen, dann hätten wir eine Chance, sie einzuholen." Am Mittellandkanal sind sie sehr zufrieden damit, dass sie auf gutem Weg sind, sich in dieser Spielzeit für die Champions League zu qualifizieren. Das ist nicht nur sportlich reizvoll, sondern die Wolfsburger würden damit auch viel Geld verdienen. Damit könnten sie dann die Uefa beeindrucken. Der europäische Verband interessiert sich nämlich in jüngster Zeit sehr für das nicht ganz neue Wolfsburger Geschäftsmodell und dafür, ob die 100-prozentige Tochter des Volkswagen-Konzerns die Regularien des Financial Fair Play einhält. Demnach dürfen Vereine nicht mehr Geld ausgeben als sie einnehmen, um am Europapokal teilnehmen zu dürfen. Nun will die Uefa die Bilanzen des Klubs sehen. Beim VfL reagieren sie betont locker. "Die müssen das tun, gerade bei der Konstellation, die wir mit dem VW-Konzern haben. Wir wussten, dass sie nochmal nachhaken werden, aber wir sind da ganz relaxt", gab der Aufsichtsratsvorsitzende Francisco Garcia Sanz zu Protokoll. Ähnlich äußerte sich Manager Klaus Allofs, der seit Sommer 2013 mehr als 50 Millionen Euro in das Team investiert hat. "Es ist klar, dass man sich unser Modell anschaut, es muss erklärt werden." Konsequenzen erwartet er nicht: "Ich sehe da keine Probleme auf uns zukommen." Vom Titel sprechen sie nicht. Vorerst.
3. Der VfB bleibt auch mit Stevens ein Problemfall
Wer es mit dem VfB Stuttgart hält, der sollte sich Sorgen machen. Das ist eine These, die es nicht in den Rang einer Nachricht schaffen wird. Denn wer es mit dem VfB hält, dürfte das längst wissen. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass mit Huub Stevens nun wieder der Mann die Mannschaft zu trainieren versucht, der in der vergangenen Saison die Stuttgarter vor dem Absturz in die Zweitklassigkeit bewahrt hat.
Nach dem desaströs anmutenden 0:4 gegen den, genau, FC Schalke 04 konstatierte er: "Diesmal wird es noch schwerer." Und ein wenig schien es so, als wisse der Niederländer bereits nach dem zweiten Spiel als Nachfolger von Armin Veh nicht mehr so recht, was er machen und sagen soll. Seine Aussagen jedenfalls klangen arg nach den handelsüblichen Parolen, die zum Durchhalten animieren sollen. "Besser ein Spiel 0:4 verlieren als vier Spiele mit 0:1." Und: Nach dem Spiel sei vor dem Spiel. Am kommenden Samstag geht es für das Schlusslicht der Tabelle zum FSV nach Mainz, am Dienstag danach zum Hamburger SV und zum Abschluss der Hinrunde steht vier Tage vor Heiligabend die Partie gegen den SC Paderborn an. "Huub Stevens wird die Mannschaft ganz sicher nach vorne bringen", sagte Manager Horst Heldt dazu. Was erst einmal nichts daran ändert, dass sie sich in Stuttgart Sorgen machen sollten.
4. Der FC Augsburg mischt die Liga auf
Das schönste Zitat des Spieltags lieferte der Augsburger Flügelspieler Tobias Werner, als er nach dem Sieg in Köln nach dem Geheimnis des Erfolges gefragt wurde: "Wir sind euphorisch-bodenständig." Klingt interessant, wichtig für die Augsburger aber ist: Sie stehen nach diesem 14. Spieltag auf dem dritten Platz der Tabelle. Die Kollegen von sport.de haben gleich sieben Argumente gefunden, warum das so ist. Fazit: Sie machen ihre Sache verdammt gut. Am kommenden Samstag nun ist der Meister zu Gast in Augsburg. Und Werner kündigt an: "Wir haben ja schon bewiesen, dass wir auch die Bayern ärgern können." Das stimmt, am 5. April gewannen sie mit 1:0 und beendeten die Münchner Serie von zuvor 53 Partien ohne Niederlage. Allerdings hatten die Bayern da den Titel längst im Sack. Nun auf einen erneuten Sieg zu hoffen, ist dann vielleicht doch etwas zu euphorisch.
5. In Dortmund atmen sie auf
Ein Sieg gegen Hoffenheim, und schon steht die Dortmunder Borussia auf Rang 14 in der Tabelle. Und Optimisten stellen fest, dass es nun nur noch neun Punkte bis zu dem Platz sind, der zur Qualifikation zur Champions League berechtigt. Beim BVB will aber davon niemand etwas wissen. Trainer Jürgen Klopp war einfach nur "erschöpft und erleichtert", und Torschütze Ilkay Gündogan war von sich, seiner Mannschaft und den Zuschauern beeindruckt: "Wir haben als gesamter Verein eines unserer besten Gesichter gezeigt: das Team auf dem Platz, die Fans auf den Tribünen." Schlechte Laune dürfte nur einer gehabt haben, aber anmerken ließ sich Roman Weidenfeller nichts. Der deutsche Weltmeister fand sich zwar plötzlich auf der Ersatzbank wieder, statt seiner stand der Australier Mitchell Langerak im Tor. Der "Sportbild" aber sagte er tapfer: "Das war eine rein sportliche Entscheidung vom Trainer, die ich natürlich akzeptieren werde." Ein wenig mysteriös ist dieser Wechsel aber schon, eben weil Jürgen Klopp keine sportlichen Gründe genannt hatte, sondern von einer "reine Bauchentscheidung" sprach.
Das Blöde für Weidenfeller ist nun, dass er dagegen auch mit noch so guten Leistungen im Training nicht ankommt. Ganz abgesehen davon, dass Langerak gegen Hoffenheim keinen einzigen Ball halten musste, also auch nicht zeigen konnte, warum es besser sein sollte, wenn er im Tor steht. Ob er das auch in der Champions League an diesem Dienstag gegen den RSC Anderlecht tut, ist dem Vernehmen nach noch offen. Klopp sagte kryptisch: "Dieser Wechsel gilt zunächst nur für dieses eine Spiel. Aber es kann auch sein, dass Langerak nächstes Mal wieder spielt." Ansonsten gilt: Ein Sieg am kommenden Samstag in Berlin, und der BVB klettert weiter nach oben. Ganz egal, wer das Tor hütet.
6. Schaaf grummelt, wenn er siegt
Wir werden hier den Teufel tun und Thomas Schaaf der Lüge bezichtigen. Vielmehr geben wir dem Trainer der Frankfurter Eintracht uneingeschränkt recht, wenn er nach dem 5:2-Sieg seiner Mannschaft gegen den SV Werder Bremen sagte: "Sie werden es mir nicht glauben, aber es fühlt sich genauso an wie jeder andere Sieg auch." Genau, das glauben wir nicht. Schließlich war es ein Erfolg gegen den Verein, bei dem er als Spieler und Trainer sein halbes Leben verbracht hat. Dass er nach den Toren nur kurz die Faust geballt, danach aber flugs Anweisungen gegeben habe, das sei aber schon aus Rücksicht auf die Bremer so gewesen, oder? "Ich weiß nicht, wie oft Sie hier im Stadion sind, aber ich habe an mir keine Veränderungen ablesen können", grummelte Schaaf ins Mikrofon. Nein, der 53 Jahre alte Fußballlehrer wollte partout nicht den Eindruck erwecken, als sei der dritte Frankfurter Sieg in Serie für ihn ein ganz spezieller. Sei's drum, unterhaltsam war es allemal, mit sieben Treffern und insgesamt sechs Schüssen, bei denen der Ball den Weg nicht ins Tor fand, sondern durch Pfosten und Latte gestoppt wurde. Ein Spektakel wie zu Zeiten, als Schaaf noch beim SV Werder war. Nun aber strebt er mit der Eintracht nach Höherem, während die Bremer gegen den Abstieg kämpfen. Oder wie es Werders Trainer Viktor Skripnik sagte: "Die Niederlage tut weh, es fühlt sich beschissen an."
Quelle: ntv.de